Everhard von Diest: Unterschied zwischen den Versionen

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'''Everhard von Diest''' († [[5. April]] [[1301]]) war von [[1275]] bis 1301 der 31. [[Liste der Bischöfe|Bischof von Münster]]. In seine Zeit fällt einerseits der Ausbau der Landesherrschaft, andererseits wurde die Stadt Münster zu einem eigenständigen politischen Faktor.
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'''Everhard von Diest''' († [[5. April]] [[1301]]) war von [[1275]]-[[1301]] der 31. [[Liste der Bischöfe|Bischof von Münster]]. In seine Zeit fällt einerseits der Ausbau der Landesherrschaft, andererseits wurde die Stadt Münster zu einem eigenständigen politischen Faktor.
  
== Frühe Jahre ==
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==Frühe Jahre==
Er entstammte einer Familie flämischer Herkunft. Verwandt war diese unter anderem mit der jüngeren Linie der Familie von Cuyk, den Grafen von Rietberg aber auch mit dem Kölner Erzbischof Siegfried von Westerburg. Everhard war Sohn von Gerhard von Diest, der im [http://de.wikipedia.org/wiki/Stedingerkrieg Stedingerkrieg] gefallen war. Seine Mutter ist nicht mit Namen bekannt. Große Bedeutung für seinen Aufstieg spielte sein Onkel. Johann von Diest war Minorit und stieg später zum Bischof von Samland und dann Lübeck auf. Er unterstützte den Papst und stand König Wilhelm von Holland nahe. Auch Everhard war Gefolgsmann des Papstes und König Wilhelms.  
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Er entstammte der brabantischen Familie {{Wpl|Diest_(brabantisches_Adelsgeschlecht)|Diest}}. Verwandt war diese unter anderem mit der jüngeren Linie der „{{Wpl|Cuyk|Familie von Cuyk}}“, den „{{Wpl|Grafen von Rietberg}}“ aber auch mit dem Kölner Erzbischof {{Wpl|Siegfried von Westerburg}}. '''Everhard''' war Sohn von „Gerhard von Diest“, der im {{Wpl|Stedingerkrieg}} gefallen war. Seine Mutter ist nicht mit Namen bekannt. Große Bedeutung für seinen Aufstieg spielte sein Onkel. „{{Wpl|Johann von Diest}}“ war {{Wpl|Minorit}} und stieg später zum {{Wpl|Liste_der_Bischöfe_von_Samland|Bischof von Samland}} und dann {{Wpl|Liste_der_Bischöfe_von_Lübeck|Lübeck}} auf. Er unterstützte den Papst und stand {{Wpl|Wilhelm_von_Holland|König Wilhelm von Holland}} nahe. Auch '''Everhard''' war Gefolgsmann des Papstes und {{Wpl|Wilhelm_von_Holland|König Wilhelms}}.  
  
Urkundlich wird Everhard erstmals 1248 erwähnt. Damals war er als Propst des Klosters Hünfeld am königlichen Hof in Aachen. Er diente dem König lange auch als Notar. Im Jahr 1251 trat er zusammen mit dem späteren Papst Urban IV. als Zeuge in einer königlichen Urkunde auf. Im Jahr 1252 bezeichnete er sich selber in einer Königsurkunde als Propst von Fulda. Er begleitete Wilhelm, als dieser im selben Jahr in Braunschweig als deutscher König anerkannt wurde. Everhard hatte auch die Propstei von St. Gereon in Köln inne. Im Jahr 1253 wurde er bereits vom Papst für eine Bischofsposition vorgesehen.
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Urkundlich wird '''Everhard''' erstmals [[1248]] erwähnt. Damals war er als {{Wpl|Propst}} des Klosters {{Wpl|Hünfeld}} am königlichen Hof in {{Wpl|Aachen}}. Er diente dem König lange auch als Notar. Im Jahr [[1251]] trat er zusammen mit dem späteren Papst „{{Wpl|Urban_IV.|Urban IV.}}“ als Zeuge in einer königlichen Urkunde auf. Im Jahr [[1252]] bezeichnete er sich selber in einer Königsurkunde als {{Wpl|Propst}} von {{Wpl|Fulda}}. Er begleitete {{Wpl|Wilhelm_von_Holland|Wilhelm}}, als dieser im selben Jahr in {{Wpl|Braunschweig}} als deutscher {{Wpl|Römisch-deutscher_König|König}} anerkannt wurde. '''Everhard''' hatte auch die Propstei von „{{Wpl|St._Gereon_(Köln)|St. Gereon}}“ in {{Wpl|Köln}} inne. Im Jahr [[1253]] wurde er bereits vom Papst für eine Bischofsposition vorgesehen.
  
== Schwierige Anfänge ==
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==Schwierige Anfänge==
Aber erst 1272 bot sich mit dem Tod des münsteraner Bischofs [[Gerhard von der Mark]] eine Gelegenheit für Everhard. Die Wahl erwies sich indes als schwierig. Es gab mit [[Wigbold von Holte]] einen ernsthaften Mitbewerber. Nachdem dieser im [[Domkapitel]] keine Stimmenmehrheit erzielen konnte, kam es im Bistum Münster zu Unruhen. Der Hintergrund ist nicht ganz klar. Möglicherweise beanspruchten Bürger und Ministeriale ebenfalls das Recht an der Wahl teilzunehmen. Nur mit Unterstützung der Grafen von der Mark, der Edelherren zur Lippe sowie zahlreicher anderer hoher weltlicher und geistlicher Herren gelang es, Graf Otto von Tecklenburg als Stiftsverweser einzusetzen, bis die Bischofswahl vollzogen war. Erst als König [http://de.wikipedia.org/wiki/Rudolf_I._(HRR) Rudolf I. von Habsburg] den Papst um eine Entscheidung bat, konnte Everhard gewählt werden. Wigbold von Holte wurde später Erzbischof von Köln.  
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Aber erst [[1272]] bot sich mit dem Tod des münsteraner Bischofs [[Gerhard von der Mark]]eine Gelegenheit für '''Everhard'''. Die Wahl erwies sich indes als schwierig. Es gab mit „{{Wpl|Wigbold von Holte}}“ einen ernsthaften Mitbewerber. Nachdem dieser im [[Domkapitel]] keine Stimmenmehrheit erzielen konnte, kam es im „[[Bistum Münster]]“ zu Unruhen. Der Hintergrund ist nicht ganz klar. Möglicherweise beanspruchten Bürger und Ministeriale ebenfalls das Recht an der Wahl teilzunehmen. Nur mit Unterstützung der „{{Wpl|Grafschaft_Mark|Grafen von der Mark}}“, der „{{Wpl|Lippe_(Land)|Edelherren zur Lippe}}“ sowie zahlreicher anderer hoher weltlicher und geistlicher Herren gelang es, Graf „{{Wpl|Otto_II._(Bentheim-Tecklenburg)|Otto von Tecklenburg}}“ als Stiftsverweser einzusetzen, bis die Bischofswahl vollzogen war. Erst als König „{{Wpl|Rudolf_I._(HRR)|Rudolf I. von Habsburg}}“ den Papst um eine Entscheidung bat, konnte '''Everhard''' gewählt werden. „{{Wpl|Wigbold von Holte}}“ wurde später „{{Wpl|Liste_der_Erzbischöfe_und_Bischöfe_von_Köln|Erzbischof von Köln}}“.  
  
Im Jahr 1275 nach einer dreijährigen Vakanz übernahm Everhard die Regentschaft im Bistum und Hochstift Münster.  
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Im Jahr [[1275]] nach einer dreijährigen {{Wpl|Vakanz}} übernahm '''Everhard''' die Regentschaft im Bistum und Hochstift Münster.  
  
 
== Förderung des geistlichen Lebens ==
 
== Förderung des geistlichen Lebens ==
In Hinblick auf das geistige Leben versuchte Everhard gegen Missstände vorzugehen. Dazu zählten [[1282]] die Verkündung von Synodalbeschlüssen gegen Konkubinate von Klerikern, ihr Handeltreiben, Simonie und den Mangel an Bildung. Außerdem bemühte sich Everhard die päpstlichen Liturgiereformen umzusetzen.  
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In Hinblick auf das geistige Leben versuchte '''Everhard''' gegen Missstände vorzugehen. Dazu zählten [[1282]] die Verkündung von Synodalbeschlüssen gegen Konkubinate von Klerikern, ihr Handeltreiben, Simonie und den Mangel an Bildung. Außerdem bemühte sich '''Everhard''' die päpstlichen Liturgiereformen umzusetzen.  
  
Das Verhältnis des Bischofs zum [[Domkapitel]] war anfangs gut. Everhard versuchte auch die wirtschaftliche Lage des Domstifts zu verbessern. Er ließ verpfändete Güter zurückkaufen und hat andere Besitzungen, die nicht genug einbrachten verkauft. Weil der Bischof zu eigenmächtig agierte und das Domstift nicht genügend beteiligte, kam es in diesen zu einer Oppositionsbewegung. Im Jahr 1301 bildete sich ein Bündnis der Kapitulare gegen Everhard.  
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Das Verhältnis des Bischofs zum [[Domkapitel]] war anfangs gut. '''Everhard''' versuchte auch die wirtschaftliche Lage des Domstifts zu verbessern. Er ließ verpfändete Güter zurückkaufen und hat andere Besitzungen, die nicht genug einbrachten verkauft. Weil der Bischof zu eigenmächtig agierte und das Domstift nicht genügend beteiligte, kam es in diesen zu einer Oppositionsbewegung. Im Jahr [[1301]] bildete sich ein Bündnis der Kapitulare gegen '''Everhard'''.  
  
Besonders gefördert hat er im monastischen Bereich die Minoriten. Er bemühte sich aber auch, die weltlichen Vogteien über Klöster und Stift zu beseitigen. In seine Amtszeit fällt mit dem Nordenhospital bei Hamm nur eine Klostergründung.  
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Besonders gefördert hat er im monastischen Bereich die {{Wpl|Minoriten}}. Er bemühte sich aber auch, die weltlichen {{Wpl|Vogt#Kirchenvögte|Vogteien}} über Klöster und Stift zu beseitigen. In seine Amtszeit fällt mit dem Nordenhospital bei Hamm nur eine Klostergründung.  
  
Everhard ließ zahlreiche Ablässe ausstellen, insbesondere mit dem Ziel der Bau von Kirchen zu fördern. In seiner Zeit tauchten die Pfarrkirchen im Bistum erstmals als eigene Rechtspersonen auf.
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Everhard ließ zahlreiche {{Wpl|Ablassprivileg|Ablässe}} ausstellen, insbesondere mit dem Ziel der Bau von Kirchen zu fördern. In seiner Zeit tauchten die Pfarrkirchen im Bistum erstmals als eigene Rechtspersonen auf.  
  
Sein Verhältnis zur römischen Kurie war nicht besonders eng. Der Aufruf von Papst Gregor X. 1274 zu einem Kreuzzug etwa folgte die Diözese nicht.  
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Sein Verhältnis zur römischen Kurie war nicht besonders eng. Der Aufruf von Papst „{{Wpl|Gregor X.}}“ [[1274]] zu einem {{Wpl|Kreuzzug}} etwa folgte die {{Wpl|Diözese}} nicht.  
  
 
== Innere Politik ==
 
== Innere Politik ==
Im politischen Bereich erbte er die Verstrickung in die friesischen Wirren. Im Jahr 1276 gelang es ihm, zu einem Ausgleich mit den Friesen zu kommen und entsprechende Verträge abzuschließen. Es kam 1283 sogar zu einer Visitationsreise durch das zu Münster gehörende Friesland. Dabei zeigte sich, dass es in weiten Teilen des Landes kaum noch eine Landesherrschaft gab. Dies galt neben Friesland auch für das [[Niederstift Münster]].  
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Im politischen Bereich erbte er die Verstrickung in die friesischen Wirren. Im Jahr [[1276]] gelang es ihm, zu einem Ausgleich mit den {{Wpl|Friesen}} zu kommen und entsprechende Verträge abzuschließen. Es kam [[1283]] sogar zu einer Visitationsreise durch das zu Münster gehörende {{Wpl|Friesland}}. Dabei zeigte sich, dass es in weiten Teilen des Landes kaum noch eine Landesherrschaft gab. Dies galt neben {{Wpl|Friesland}} auch für das „{{Wpl|Niederstift Münster}}“.
  
Auch in der Stadt Münster gestalteten sich die Verhältnisse schwierig. Die Bürger wollten mehr Unabhängigkeit von der bischöflichen Herrschaft und kritisierten vor allem den befestigten [[Bispinghof]] in der Stadt. Die folgenden Ereignisse sind nicht ganz klar. Möglicherweise wollte der Bischof mit Gewalt gegen Münster vorgehen, scheiterte aber an der fehlenden Unterstützung durch das Domkapitel. Die Bürger, verbündet seit [[1277]] mit den Städten Soest, Osnabrück und Dortmund, waren stärker. Die Folge war, dass Everhard das halbe Stadtgericht und die Akzise (Verbrauchssteuer) an die Bürger verlor. Seit [[1278]] waren die Stadtrichter nicht mehr [[Ministeriale]] des Bischofs, sondern waren städtische Schöffen. Die Bürger erhielten auch die Aufsicht über die Befestigungsanlagen des Bispinghofes. Der Bischof verzichtete auch für die Zukunft auf jede gewaltsame Maßnahme gegen die Stadt. Damit verlor sein direkter Herrschaftsanspruch über Münster fast völlig an Substanz. Die Stadt stieg in seiner Zeit zu einer gleichberechtigten Macht auf. Durch ihre Teilnahme an den Münzproben drang sie sogar in den Kernbereich der landesherrlichen Rechte vor. Im selben Jahr nahm die Stadt Münster erstmals an einem Landtag teil. Damit begann sich die Struktur der Landstände der folgenden Zeit herauszubilden.
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Auch in der Stadt Münster gestalteten sich die Verhältnisse schwierig. Die Bürger wollten mehr Unabhängigkeit von der bischöflichen Herrschaft und kritisierten vor allem den befestigten [[Bispinghof]] in der Stadt. Die folgenden Ereignisse sind nicht ganz klar. Möglicherweise wollte der Bischof mit Gewalt gegen Münster vorgehen, scheiterte aber an der fehlenden Unterstützung durch das Domkapitel. Die Bürger, verbündet seit [[1277]] mit den Städten {{Wpl|Soest}}, {{Wpl|Osnabrück}} und {{Wpl|Dortmund}}, waren stärker. Die Folge war, dass '''Everhard''' das halbe Stadtgericht und die Akzise (Verbrauchssteuer) an die Bürger verlor. Seit [[1278]] waren die Stadtrichter nicht mehr {{Wpl|Ministeriale}} des Bischofs, sondern waren städtische Schöffen. Die Bürger erhielten auch die Aufsicht über die Befestigungsanlagen des [[Bispinghof]]es. Der Bischof verzichtete auch für die Zukunft auf jede gewaltsame Maßnahme gegen die Stadt. Damit verlor sein direkter Herrschaftsanspruch über Münster fast völlig an Substanz. Die Stadt stieg in seiner Zeit zu einer gleichberechtigten Macht auf. Durch ihre Teilnahme an den {{Wpl|Münzprobe|Münzproben}} drang sie sogar in den Kernbereich der landesherrlichen Rechte vor. Im selben Jahr nahm die Stadt Münster erstmals an einem Landtag teil. Damit begann sich die Struktur der Landstände der folgenden Zeit herauszubilden.  
  
Auch anderen Städten und Siedlungen musste er entgegenkommen. Dazu zählten das Privileg von Beckum aus dem Jahr 1278 oder die Sühnebriefe für Borken und Coesfeld. Ahlen verlieh er die Zollfreiheit und Haltern bekam Stadtrecht.
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Auch anderen Städten und Siedlungen musste er entgegenkommen. Dazu zählten das Privileg von {{Wpl|Beckum}} aus dem Jahr [[1278]] oder die Sühnebriefe für {{Wpl|Borken}} und {{Wpl|Coesfeld}}. {{Wpl|Ahlen}} verlieh er die Zollfreiheit und {{Wpl|Haltern}} bekam [[1289]] Stadtrecht.  
  
Aus unbekanntem Anlass kam es [[1287]] in der Amtszeit von Everhard zur ersten Judenverfolgung in Münster. Dabei wurden mehr als 90 Juden getötet.  
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Aus unbekanntem Anlass kam es [[1287]] in der Amtszeit von '''Everhard''' zur ersten Judenverfolgung in Münster. Dabei wurden mehr als 90 Juden getötet.  
  
Wegen seines Machtverlustes in der Stadt Münster gab Everhard den alten Bischofspalast in der Nähe des [[St.-Paulus-Dom|Domes]] auf. Er residierte meist auf der Burg [[Wolbeck]]. Everhard begann damit neben den Landständen Beamte einzusetzen, um die Landesregierung zu stärken.
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Wegen seines Machtverlustes in der Stadt Münster gab '''Everhard''' den alten Bischofspalast in der Nähe des [[St.-Paulus-Dom|Domes]] auf. Er residierte meist auf der [[Burg Wolbeck]]. '''Everhard''' begann damit neben den Landständen Beamte einzusetzen, um die Landesregierung zu stärken.
  
 
== Außenpolitik ==
 
== Außenpolitik ==
Everhard war zu Beginn seiner Herrschaft mit den Kölner Erzbischöfen verbündet und ging zusammen mit diesen gegen nach Unabhängigkeit strebenden Vasallen vor. Mit Köln schloss er auch ein Bündnis gegen die Herren zur Lippe. Aus nicht klaren Gründen kam es zu einer Fehde mit den Grafen von Limburg, die 1282 mit einem Vergleich endete. Zu einem Bündnis kam es auch mit dem Bischof von Osnabrück, das später um weitere Mitglieder erweitert wurde. Diese richtete sich insbesondere gegen den Grafen von Tecklenburg. Dieser soll 1299 versucht haben, Everhard möglicherweise mit Unterstützung der Bürger von Münster gefangen zu nehmen. Everhard reagierte mit Zerstörungen in der Grafschaft Tecklenburg. Dies nutzte der Graf von der Mark für einen Einfall in das münstersche Gebiet. Erst die Vermittlung durch die Bischöfe von Osnabrück und Paderborn beendeten den Konflikt.  
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'''Everhard''' war zu Beginn seiner Herrschaft mit den „{{Wpl|Liste_der_Erzbischöfe_und_Bischöfe_von_Köln|Kölner Erzbischöfen}}“ verbündet und ging zusammen mit diesen gegen nach Unabhängigkeit strebenden Vasallen vor. Mit {{Wpl|Köln}} schloss er auch ein Bündnis gegen die „{{Wpl|Lippe_(Land)|Herren zur Lippe}}“. Aus nicht klaren Gründen kam es zu einer Fehde mit den {{Wpl|Limburg_(Adelsgeschlecht)|Grafen von Limburg}}, die [[1282]] mit einem Vergleich endete. Zu einem Bündnis kam es auch mit dem „{{Wpl|Liste_der_Bischöfe_von_Osnabrück|Bischof von Osnabrück}}“, das später um weitere Mitglieder erweitert wurde. Diese richtete sich insbesondere gegen den „{{Wpl|Grafschaft_Tecklenburg|Grafen von Tecklenburg}}“. Dieser soll [[1299]] versucht haben, '''Everhard''' möglicherweise mit Unterstützung der Bürger von Münster gefangen zu nehmen. '''Everhard''' reagierte mit Zerstörungen in der „{{Wpl|Grafschaft Tecklenburg}}“. Dies nutzte der „{{Wpl|Grafschaft_Mark|Graf von der Mark}}“ für einen Einfall in das münstersche Gebiet. Erst die Vermittlung durch die „{{Wpl|Liste_der_Bischöfe_von_Osnabrück|Bischof von Osnabrück}}“ und „{{Wpl|Liste_der_Bischöfe_von_Paderborn|Paderborn}}“ beendeten den Konflikt.  
  
Trotz seiner zeitweiligen Bündnisse mit dem Erzbischof von Köln stand er dem Versuch von Siegfried von Westerburg seine Macht in Westfalen auszudehnen nicht positiv gegenüber. Wohl sein verwandtschaftliches Verhältnis trugen aber dazu bei, dass sich Everhard nicht dem Bündnis anderer westfälischer Großer anschloss, die mit der Niederlage des Erzbischofs in der [http://de.wikipedia.org/wiki/Schlacht_von_Worringen Schlacht von Worringen] 1288 endete.  
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Trotz seiner zeitweiligen Bündnisse mit dem „{{Wpl|Liste_der_Erzbischöfe_und_Bischöfe_von_Köln|Erzbischof von Köln}}“ stand er dem Versuch von {{Wpl|Siegfried von Westerburg}} seine Macht in {{Wpl|Westfalen}} auszudehnen nicht positiv gegenüber. Wohl sein verwandtschaftliches Verhältnis trugen aber dazu bei, dass sich '''Everhard''' nicht dem Bündnis anderer westfälischer Großer anschloss, die mit der Niederlage des Erzbischofs in der {{Wpl|Schlacht von Worringen}} [[1288]] endete.
  
Eine Rolle außerhalb seines Bistums spielte Everhard kaum. Insgesamt gelang es Everhard seine Herrschaft im zentralen Münsterland (Oberstift) auszubauen. Misslungen war dies in Friesland und in der Stadt Münster hatte er stark an Boden verloren. In seiner Zeit zeigte sich, dass der Bischof und das Domkapitel nicht mehr alleine herrschten, sondern auch Ministeriale und das Stadtbürgertum in Münster zu Herrschaftsfaktoren wurden.
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Eine Rolle außerhalb seines Bistums spielte '''Everhard''' kaum. Insgesamt gelang es '''Everhard''' seine Herrschaft im zentralen Münsterland (Oberstift) auszubauen. Misslungen war dies in {{Wpl|Friesland}} und in der Stadt Münster hatte er stark an Boden verloren. In seiner Zeit zeigte sich, dass der Bischof und das Domkapitel nicht mehr alleine herrschten, sondern auch {{Wpl|Ministeriale}} und das Stadtbürgertum in Münster zu Herrschaftsfaktoren wurden.
  
Bestattet wurde er im Dom zu Münster.
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Bestattet wurde er im [[Dom]] zu Münster.
  
 
== Literatur ==
 
== Literatur ==
*Wilhelm Kohl: ''Die Bistümer der Kirchenprovinz Köln. Das Bistum Münster 7,3: Die Diözese.'' Berlin, 2003 (Germania Sacra NF. Bd. 37,3) ISBN 978-3-11-017592-9 S.340ff. [http://books.google.de/books?id=TcHOVatNmk0C&pg=PA340&dq=everhard+von+diest&client=firefox-a#PPA343,M1 Teildigitalisat]
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*Wilhelm Kohl: ''Die Bistümer der Kirchenprovinz Köln. Das Bistum Münster 7,3: Die Diözese.'' Berlin, [[2003]] (Germania Sacra NF. Bd. 37,3) ISBN 978-3-11-[[0175]]92-9 S.340ff. [http://books.google.de/books?id=TcHOVatNmk0C&pg=PA340&dq=everhard+von+diest&client=firefox-a#PPA343,M1 Teildigitalisat]
*Wilhelm Kohl: ''Die Bistümer der Kirchenprovinz Köln. Das Bistum Münster 7,1: Die Diözese.'' Berlin,1999 (Germania Sacra NF Bd.37,1) ISBN 978-3-11-016470-1 S.133ff. [http://books.google.de/books?id=dWUm3fXHkTgC&pg=PA140&dq=everhard+von+diest&lr=&as_brr=3#PPA138,M1 Teildigitalisat]
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*Wilhelm Kohl: ''Die Bistümer der Kirchenprovinz Köln. Das Bistum Münster 7,1: Die Diözese.'' Berlin,[[1999]] (Germania Sacra NF Bd.37,1) ISBN 978-3-11-[[0164]]70-1 S.133ff. [http://books.google.de/books?id=dWUm3fXHkTgC&pg=PA140&dq=everhard+von+diest&lr=&as_brr=3#PPA138,M1 Teildigitalisat]
  
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==Weblinks==
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* {{DeuBio|pnd1059225603.html|Everhard von Diest}}
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* {{Wp|Everhard_von_Diest|Everhard von Diest)}}
  
{| style="color:#565656;font-size:11px;"
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{{Vorlage:Aus Wikipedia|Everhard_von_Diest|Everhard von Diest}}
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Dieser Artikel basiert auf dem Artikel [http://de.wikipedia.org/wiki/Everhard_von_Diest Everhard von Diest] aus der freien Enzyklopädie [http://de.wikipedia.org/ Wikipedia]. Der Wikipediaartikel steht unter der [http://www.gnu.org/licenses/fdl.txt GNU-Lizenz für freie Dokumentation]. In der Wikipedia ist eine [http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Everhard_von_Diest&action=history Liste der Autoren] verfügbar.
 
 
 
 
[[Kategorie:Bischof von Münster]]
 
[[Kategorie:Bischof von Münster]]

Aktuelle Version vom 11. Februar 2024, 02:56 Uhr

Everhard von Diest († 5. April 1301) war von 1275-1301 der 31. „Bischof von Münster“. In seine Zeit fällt einerseits der Ausbau der Landesherrschaft, andererseits wurde die Stadt Münster zu einem eigenständigen politischen Faktor.

Frühe Jahre

Er entstammte der brabantischen Familie DiestWP. Verwandt war diese unter anderem mit der jüngeren Linie der „Familie von CuykWP“, den „Grafen von RietbergWP“ aber auch mit dem Kölner Erzbischof Siegfried von WesterburgWP. Everhard war Sohn von „Gerhard von Diest“, der im StedingerkriegWP gefallen war. Seine Mutter ist nicht mit Namen bekannt. Große Bedeutung für seinen Aufstieg spielte sein Onkel. „Johann von DiestWP“ war MinoritWP und stieg später zum Bischof von SamlandWP und dann LübeckWP auf. Er unterstützte den Papst und stand König Wilhelm von HollandWP nahe. Auch Everhard war Gefolgsmann des Papstes und König WilhelmsWP.

Urkundlich wird Everhard erstmals 1248 erwähnt. Damals war er als PropstWP des Klosters HünfeldWP am königlichen Hof in AachenWP. Er diente dem König lange auch als Notar. Im Jahr 1251 trat er zusammen mit dem späteren Papst „Urban IV.WP“ als Zeuge in einer königlichen Urkunde auf. Im Jahr 1252 bezeichnete er sich selber in einer Königsurkunde als PropstWP von FuldaWP. Er begleitete WilhelmWP, als dieser im selben Jahr in BraunschweigWP als deutscher KönigWP anerkannt wurde. Everhard hatte auch die Propstei von „St. GereonWP“ in KölnWP inne. Im Jahr 1253 wurde er bereits vom Papst für eine Bischofsposition vorgesehen.

Schwierige Anfänge

Aber erst 1272 bot sich mit dem Tod des münsteraner Bischofs „Gerhard von der Mark“ eine Gelegenheit für Everhard. Die Wahl erwies sich indes als schwierig. Es gab mit „Wigbold von HolteWP“ einen ernsthaften Mitbewerber. Nachdem dieser im Domkapitel keine Stimmenmehrheit erzielen konnte, kam es im „Bistum Münster“ zu Unruhen. Der Hintergrund ist nicht ganz klar. Möglicherweise beanspruchten Bürger und Ministeriale ebenfalls das Recht an der Wahl teilzunehmen. Nur mit Unterstützung der „Grafen von der MarkWP“, der „Edelherren zur LippeWP“ sowie zahlreicher anderer hoher weltlicher und geistlicher Herren gelang es, Graf „Otto von TecklenburgWP“ als Stiftsverweser einzusetzen, bis die Bischofswahl vollzogen war. Erst als König „Rudolf I. von HabsburgWP“ den Papst um eine Entscheidung bat, konnte Everhard gewählt werden. „Wigbold von HolteWP“ wurde später „Erzbischof von KölnWP“.

Im Jahr 1275 nach einer dreijährigen VakanzWP übernahm Everhard die Regentschaft im Bistum und Hochstift Münster.

Förderung des geistlichen Lebens

In Hinblick auf das geistige Leben versuchte Everhard gegen Missstände vorzugehen. Dazu zählten 1282 die Verkündung von Synodalbeschlüssen gegen Konkubinate von Klerikern, ihr Handeltreiben, Simonie und den Mangel an Bildung. Außerdem bemühte sich Everhard die päpstlichen Liturgiereformen umzusetzen.

Das Verhältnis des Bischofs zum Domkapitel war anfangs gut. Everhard versuchte auch die wirtschaftliche Lage des Domstifts zu verbessern. Er ließ verpfändete Güter zurückkaufen und hat andere Besitzungen, die nicht genug einbrachten verkauft. Weil der Bischof zu eigenmächtig agierte und das Domstift nicht genügend beteiligte, kam es in diesen zu einer Oppositionsbewegung. Im Jahr 1301 bildete sich ein Bündnis der Kapitulare gegen Everhard.

Besonders gefördert hat er im monastischen Bereich die MinoritenWP. Er bemühte sich aber auch, die weltlichen VogteienWP über Klöster und Stift zu beseitigen. In seine Amtszeit fällt mit dem Nordenhospital bei Hamm nur eine Klostergründung.

Everhard ließ zahlreiche AblässeWP ausstellen, insbesondere mit dem Ziel der Bau von Kirchen zu fördern. In seiner Zeit tauchten die Pfarrkirchen im Bistum erstmals als eigene Rechtspersonen auf.

Sein Verhältnis zur römischen Kurie war nicht besonders eng. Der Aufruf von Papst „Gregor X.WP1274 zu einem KreuzzugWP etwa folgte die DiözeseWP nicht.

Innere Politik

Im politischen Bereich erbte er die Verstrickung in die friesischen Wirren. Im Jahr 1276 gelang es ihm, zu einem Ausgleich mit den FriesenWP zu kommen und entsprechende Verträge abzuschließen. Es kam 1283 sogar zu einer Visitationsreise durch das zu Münster gehörende FrieslandWP. Dabei zeigte sich, dass es in weiten Teilen des Landes kaum noch eine Landesherrschaft gab. Dies galt neben FrieslandWP auch für das „Niederstift MünsterWP“.

Auch in der Stadt Münster gestalteten sich die Verhältnisse schwierig. Die Bürger wollten mehr Unabhängigkeit von der bischöflichen Herrschaft und kritisierten vor allem den befestigten Bispinghof in der Stadt. Die folgenden Ereignisse sind nicht ganz klar. Möglicherweise wollte der Bischof mit Gewalt gegen Münster vorgehen, scheiterte aber an der fehlenden Unterstützung durch das Domkapitel. Die Bürger, verbündet seit 1277 mit den Städten SoestWP, OsnabrückWP und DortmundWP, waren stärker. Die Folge war, dass Everhard das halbe Stadtgericht und die Akzise (Verbrauchssteuer) an die Bürger verlor. Seit 1278 waren die Stadtrichter nicht mehr MinisterialeWP des Bischofs, sondern waren städtische Schöffen. Die Bürger erhielten auch die Aufsicht über die Befestigungsanlagen des Bispinghofes. Der Bischof verzichtete auch für die Zukunft auf jede gewaltsame Maßnahme gegen die Stadt. Damit verlor sein direkter Herrschaftsanspruch über Münster fast völlig an Substanz. Die Stadt stieg in seiner Zeit zu einer gleichberechtigten Macht auf. Durch ihre Teilnahme an den MünzprobenWP drang sie sogar in den Kernbereich der landesherrlichen Rechte vor. Im selben Jahr nahm die Stadt Münster erstmals an einem Landtag teil. Damit begann sich die Struktur der Landstände der folgenden Zeit herauszubilden.

Auch anderen Städten und Siedlungen musste er entgegenkommen. Dazu zählten das Privileg von BeckumWP aus dem Jahr 1278 oder die Sühnebriefe für BorkenWP und CoesfeldWP. AhlenWP verlieh er die Zollfreiheit und HalternWP bekam 1289 Stadtrecht.

Aus unbekanntem Anlass kam es 1287 in der Amtszeit von Everhard zur ersten Judenverfolgung in Münster. Dabei wurden mehr als 90 Juden getötet.

Wegen seines Machtverlustes in der Stadt Münster gab Everhard den alten Bischofspalast in der Nähe des Domes auf. Er residierte meist auf der Burg Wolbeck. Everhard begann damit neben den Landständen Beamte einzusetzen, um die Landesregierung zu stärken.

Außenpolitik

Everhard war zu Beginn seiner Herrschaft mit den „Kölner ErzbischöfenWP“ verbündet und ging zusammen mit diesen gegen nach Unabhängigkeit strebenden Vasallen vor. Mit KölnWP schloss er auch ein Bündnis gegen die „Herren zur LippeWP“. Aus nicht klaren Gründen kam es zu einer Fehde mit den Grafen von LimburgWP, die 1282 mit einem Vergleich endete. Zu einem Bündnis kam es auch mit dem „Bischof von OsnabrückWP“, das später um weitere Mitglieder erweitert wurde. Diese richtete sich insbesondere gegen den „Grafen von TecklenburgWP“. Dieser soll 1299 versucht haben, Everhard möglicherweise mit Unterstützung der Bürger von Münster gefangen zu nehmen. Everhard reagierte mit Zerstörungen in der „Grafschaft TecklenburgWP“. Dies nutzte der „Graf von der MarkWP“ für einen Einfall in das münstersche Gebiet. Erst die Vermittlung durch die „Bischof von OsnabrückWP“ und „PaderbornWP“ beendeten den Konflikt.

Trotz seiner zeitweiligen Bündnisse mit dem „Erzbischof von KölnWP“ stand er dem Versuch von Siegfried von WesterburgWP seine Macht in WestfalenWP auszudehnen nicht positiv gegenüber. Wohl sein verwandtschaftliches Verhältnis trugen aber dazu bei, dass sich Everhard nicht dem Bündnis anderer westfälischer Großer anschloss, die mit der Niederlage des Erzbischofs in der Schlacht von WorringenWP 1288 endete.

Eine Rolle außerhalb seines Bistums spielte Everhard kaum. Insgesamt gelang es Everhard seine Herrschaft im zentralen Münsterland (Oberstift) auszubauen. Misslungen war dies in FrieslandWP und in der Stadt Münster hatte er stark an Boden verloren. In seiner Zeit zeigte sich, dass der Bischof und das Domkapitel nicht mehr alleine herrschten, sondern auch MinisterialeWP und das Stadtbürgertum in Münster zu Herrschaftsfaktoren wurden.

Bestattet wurde er im Dom zu Münster.

Literatur

  • Wilhelm Kohl: Die Bistümer der Kirchenprovinz Köln. Das Bistum Münster 7,3: Die Diözese. Berlin, 2003 (Germania Sacra NF. Bd. 37,3) ISBN 978-3-11-017592-9 S.340ff. Teildigitalisat
  • Wilhelm Kohl: Die Bistümer der Kirchenprovinz Köln. Das Bistum Münster 7,1: Die Diözese. Berlin,1999 (Germania Sacra NF Bd.37,1) ISBN 978-3-11-016470-1 S.133ff. Teildigitalisat

Weblinks


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