1534

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Ereignisse des Jahres 1534

  • 9. Februar : In Münster geht das Gerücht, 3000 bischöfliche Landsknechte seien im Anmarsch, um die unbotmäßige Stadt zu besetzen. Eine bewaffnete Menge versammelt sich morgens vor dem Rathaus, um vom Rat militärische Abwehrmaßnahmen zu fordern. Bernd Knipperdolling richtet laute Bußrufe an die Ratsherren. Bürgermeister und Rat ziehen sich auf den Kirchhof der Liebfrauenkirche zurück und beraten mit den Vertretern einer pro-katholischen Politik in Münster. Die Menge auf dem Prinzipalmarkt sieht diese Entwicklung als Bedrohung an und fürchtet, dass die pro-täuferischen Bürger an den Bischof ausgeliefert werden sollen. Es gelingt ihr nicht, alle Stadttore zu besetzen; zwei Tore bleiben in der Hand der Stadtobrigkeiten. Diese haben bis zum Abend ebenfalls eine bewaffnete Menge um sich versammelt. Ein Versuch, zwischen den beiden Haufen auf dem Markt und auf dem Überwasserkirchhof zu vermitteln, scheitert. Bei den Ratsherren herrscht Uneinigkeit darüber, was mehr zu fürchten sei, der Verlust der Autorität an die täuferischen Kräfte, wenn man sich ihnen gegenüber nachgiebig zeige, oder die Rekatholisierung bei einem Zusammengehen mit den bischöflichen Kräften.
  • 10. Februar : In der Nacht vom 9. auf den 10. Februar kommt Dirk von Merveldt, der bischöfliche Amtmann von Wolbeck, mit einigen Domherren und Rittern in die Stadt, um mit der auf dem Liebfrauenkirchhof verschanzten Ratsmehrheit das Vorgehen angesichts der auf dem Prinzipalmarkt versammelten Menge pro-täuferischer Bürger zu verhandeln. Das Erscheinen von 3000 Bauern, die Merveldt am Morgen als Hilfstruppen anrücken lässt, und die Nachricht, Bischof Franz von Waldeck sei auf dem Wege nach Münster, beschleunigen die Entscheidung. Die Stadtobrigkeit, die den Vorwurf, die täuferischen Kräfte zu lange geduldet zu haben, und eine Strafaktion Waldecks fürchten muss, ist zum Kompromiss mit der Menge auf dem Markt bereit. Die Zerschlagung des Täufertums ist Münster ist damit vorerst abgewendet. Bis dahin harrt die Menge auf dem Markt zwischen Todesangst und Erlösungshoffnung aus. Dass sie durch einen politischen Kompromiss davor bewahrt werden, an den Bischof ausgeliefert zu werden und als „Ketzer“ die Todesstrafe zu erleiden, erscheint den Versammelten so, als sei ihre Rettung Gottes Werk. Extreme Licht- und Bewölkungsverhältnisse über der Stadt mit Himmelserscheinungen wie Wolken, die wie Feuer und Rauch über der Gegenpartei aussehen, oder ein vermeintlicher Reiter am Himmel mit einem Schwert in der Hand und die optische Täuschung, die drei gleichzeitig am Himmel stehende Sonnen vorspiegelt, bestärken den Glauben, die Apokalypse, Gottes Eingreifen zur Rettung der „Heiligen“ und zur Bestrafung der Gottlosen, stehe bevor. Die täuferische Gemeinde Münsters gewinnt durch die Krise vom 9. und 10. Februar an Selbstvertrauen.
  • 23. Februar : Die Ratswahl, die turnusmäßig nach der bisherigen Verfassung der Stadt stattfindet, bringt nach dem Weggang konservativer und reaktionärer Teile der Bürgerschaft den Durchbruch für die täuferische Bewegung. Die Kurgenossen berufen eine kommunale Obrigkeit, die für die Umgestaltung der Gesellschaft innerhalb der Stadt und für die Verteidigung Münsters nach außen eintritt. Kräfte, die die Politik des bisherigen Rats mitgetragen haben, schließen sich, wie der Bürgermeister Hermann Tilbeck, der neuen Majorität an. Am gleichen Tag beginnt die Belagerung Münsters durch die Leute des Bischofs Franz von Waldeck.
  • 25. Februar : Nach dem Beginn der Belagerung durch bischöfliche Landsknechte machen die Täufer einen Ausfall aus der Stadt und zerstören das vor den Mauern gelegene Dorf Sankt Mauritz mit der „St. Mauritz-Kirche“, um den Belagerern keinen stadtnahen Stützpunkt zu überlassen.
  • 27. Februar : Alle nicht taufwilligen Einwohner werden aus der Stadt Münster ausgewiesen. Die Stadtgesellschaft und die „Gemeinde der Heiligen“ sollen ein einheitliches Gemeinwesen sein.

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