Coerde

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Coerde ist ein Wohnbereich (Stadtteil) von Münster. Er befindet sich im Norden der Stadt, gehört mit Kinderhaus und Sprakel zum Stadtbezirk Nord und hat ca. 10.000 Einwohner. Der Stadtteil hat durch den für münsterische Verhältnisse hohen Bevölkerungsanteil aus anderen Kulturen einen besonderen Charakter.

Coerde zeichnet sich als Wohnvorort dadurch aus, dass es in den sechziger Jahren des 20. Jahrhunderts komplett neu geplant und von Städteplanern und Architekten am Reißbrett entwickelt wurde.

Geographische Lage

Coerdes südliche Grenze ist das Innenstadtgebiet der Stadt Münster zwischen dem Bahnhof Münster Zentrum-Nord und der Brücke des Schiffahrter Damms über den Dortmund-Ems-Kanal oberhalb der Schleuse. Ab dieser Stelle ist der Kanal in Richtung Norden gleichzeitig die östliche Grenze. Im Norden wird Coerde durch die Zentraldeponie begrenzt, im Westen größtenteils durch die Eisenbahnlinie Münster - Gronau. Eine Besonderheit ist, dass das Gewerbegebiet An der Kleimannbrücke östlich des Dortmund-Ems-Kanals Teil von Coerde ist, jedoch eigentlich zum Stadtbezirk Ost gehört.

Gliederung

Coerde lässt dich grob in vier Teile aufgliedern:

  • Im Westen befindet sich eine lockere Siedlungsbebauung.
  • Das Centrum besteht hauptsächlich aus Wohnhochhäusern, wie sie typisch für den sozialen Wohnungsbau in den 1960er und 1970er Jahren waren.
  • Das Gewerbegebiet An der Kleimannbrücke im Osten von Coerde
  • Ein modernes Wohnviertel im Südosten mit Neubauwohnungen und komplett umgebauten und ehemaligen Kasernengebäuden.

Geschichte

Ursprünge

Coerde wurde erstmals in einer Urkunde des Jahres 1022 als Curithi erwähnt. Der Name machte zahlreiche Abwandlungen durch und erschien als Curete, Curede, Coredhe, Corde, Cörde, Koerde und Coerde. Seit dem beginnenden 18. Jahrhundert wurden nur noch die beiden letztgenannten Schreibweisen verwendet.

Namensgebend für Coerde war der Gutshof Haus Körde. Mit ihm war eine Kapelle verbunden, die nach dem Willen des Bischofs Siegfried von Waldeck (Sigifrid) zum Ausgangspunkt einer Pfarrgemeinde werden sollte, die die Bauerschaften Coerde (Curithi), Uppenberg (Ubbenberg), Sandrup (Sadonthorpe), Sprakel (Sprakolonia), Gelmer (Galmeri) und Einzelhöfe und kleinere Hofgruppen umfassen sollte. Aus dieser Pfarrgründung wurde nichts, die genannten Bauerschaften wurden der Pfarrei Liebfrauen-Überwasser zugeordnet, Coerde selbst der Pfarrei Sankt Mauritz.

Eingemeindung

Bis zum Jahre 1956 blieb Coerde eine Bauerschaft im Amt Sankt Mauritz. Bereits 1941 hatte die Stadt Münster von der Nachbargemeinde ein rund 4,5 ha großes Grundstück erworben, auf dem nach Kriegsende die Kleinsiedlung Alt-Coerde entstand. Als ein 1949 geplantes Siedlungsvorhaben in der Coerheide an der mangelnden Zahlungsfähigkeit des Bauträgers scheiterte, der Bedarf an Siedlungsfläche und Wohnraum in der Stadt aber wuchs, erwarb die Stadt Münster das Gebiet von Coerde durch einen Gebietsveränderungsvertrag mit dem Amt Sankt Mauritz. Der Vertrag wurde am 1. Oktober 1956 rechtsgültig und erweiterte das Stadtgebiet Münsters um 675 ha auf 7.382 ha. Bis zur umfassenden kommunalen Neugliederung des Jahres 1975 blieb die Eingemeindung von Coerde der einzige Zuwachs der Stadt nach dem II. Weltkrieg.

Geplanter Siedlungsbau

Auf einem 64 ha großen Gebiet, das vom Dortmund-Ems-Kanal im Osten, dem Waldrand der Coerheide im Norden, dem Kleinsiedlungsgebiet Alt-Coerde im Westen und der alten Stadtgrenze im Süden umschlossen wurde, sollte das geplante Siedlungsvorhaben durchgeführt werden. Am 6. Juni 1959 wurde die Architektengruppe Baumeister/Baumewerd/Esser, deren Entwurf einen Architektenwettbewerb gewonnen hatte, vom Bauausschuss der Stadt beauftragt, diesen Entwurf als Grundlage eines künftigen Bebauungsplanes fortzuschreiben. Am 15. Dezember 1961 verabschiedete der Rat diesen Plan, der im August 1962 als Bebauungsplan Nr. 50 rechtsgültig wurde. Das Projekt wurde in das Demonstrativbauprogramm des Landes Nordrhein-Westfalen aufgenommen und erhielt dadurch eine besondere finnazielle Förderung durch das Land.

Mit den Vermessungsarbeiten wurde die Erschließung des Siedlungsgebietes im Frühjahr 1962 begonnen, im Juni des gleichen Jahres setzten die Straßenbauarbeiten ein. Bis zum Jahre 1970 wurde in der am Reißbrett geplanten Siedlung 2.371 Wohnungen für etwa 7.500 Bewohner gebaut. In der gleichen Zeit wurde die Infrastruktur für die Einwohner errichtet. Sie konzentriert sich im Süden des Siedlungsgebiets in dem an der Einmündung des Hohen Heckenwegs in die Königsberger Straße gelegenen Coerdemarkt, der 1966 eröffnet wurde, und in dem neben Einzelhandelsgeschäften Arztpraxen, Filialen der Post und der Sparkasse und eine Zweigstelle der Stadtbücherei ihren Standort fanden.

Jüngere Entwicklungen

In den letzten zwei Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts wurden weitere Flächen für den Wohnungsbau etwa am Edelbach bereitgestellt. Die militärischen Anlagen der britischen Rheinarmee wurden nach dem sukzessiven Rückzug der Truppen ab etwa 1990 für eine zivile Nutzung erschlossen und teilweise umgebaut. Diese Konversion umfasste die ehemaligen Portsmouth Barracks am Hohen Heckenweg, deren Gelände für ein neues Wohngebiet genutzt wurde, wobei einzelne Kasernengebäude für eine Nutzung als Wohnraum umgebaut wurden. Die mehrgeschossigen Lagerhäuser auf dem Gelände der ehemaligen Winterbourne Barracks am Holtmannsweg beherbergen heute Büroräume und Gewerbebetriebe. In dieser sogenannten Speicherstadt ist auch das Stadtarchiv untergebracht.


Verkehr

Über den Schiffahrter Damm besteht eine gute Verkehrsanbindung an die Autobahn A1 und in Münsters Innenstadt. Diese ist ebenfalls über den Hohen Heckenweg innerhalb von 5 - 10 Minuten zu erreichen. Nicht weit entfernt, aber bereits zum Innenstadtgebiet gehörend, ist auch der Bahnhof Münster Zentrum-Nord. Mit Regionalbahnen bestehen hier Verbindungen nach Gronau, Rheine, Dortmund, Coesfeld sowie zum Hauptbahnhof in Münster.

Weblinks