Rudolf Amelunxen

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Rudolf Amelunxen (* 30. Juni 1888 in Köln; † 21. April 1969 im Kloster Grafschaft, Schmallenberg (Sauerland)) war ein deutscher Politiker der Zentrumspartei und erster Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen. Zuvor war er der erste Oberpräsident von Westfalen nach dem Zweiten Weltkrieg mit Amtssitz in Münster.

Leben und Beruf

Amelunxen war Sohn eines Rechnungsrates bei der königlich-preußischen Eisenbahndirektion in Köln. 1909 machte er sein Abitur an der gleichen Schule wie Konrad Adenauer, dem Apostelgymnasium. Er studierte an der Albert-Ludwigs-Universität in Freiburg Rechtswissenschaften, Geschichte und Psychiatrie. Durch seine Mitarbeit in der sozialstudentischen Bewegung Carl Sonnenscheins wurde er auf die sozialen Probleme der Arbeiterschaft aufmerksam. Er wechselte zunächst an die Humboldt-Universität in Berlin, dann nach Bonn und legte 1912 das erste Staatsexamen und dann das zweite Staatsexamen ab. 1914 wurde er an der Universität Erlangen mit dem Thema "Die Verletzung der Unterhaltspflicht des unehelichen Vaters vom strafrechtlichen und armenpolizeilichen Standpunkt aus" zum Doktor der Rechte promoviert.

Amelunxen war von 1919 bis 1933 im preußischen Verwaltungsdienst tätig, zunächst im Wohlfahrtsministerium, seit 1923 im Staatsministerium, wo er es zum Ministerialrat und dann sogar zum persönlichen Referenten des sozialdemokratischen Ministerpräsidenten Otto Braun brachte. Seit 1926 war er Regierungspräsident in Münster. Nach dem "Preußenschlag" wurde er zum 30. März 1932 in den einstweiligen Ruhestand versetzt und durch den Staatssekretär der Reichskanzlei, Hermann Pünder, ersetzt. Möglicherweise war dabei auch, wie von Amelunxen selbst angenommen, eine persönliche Feindschaft des Reichskanzlers Franz von Papen mitentscheidend, dessen ungewöhnlich hohe Aufwandsentschädigung als Ehrenbürgermeister von Merfeld bei Dülmen er mehrere Jahre zuvor drastisch gekürzt hatte.

Während der Zeit des Nationalsozialismus arbeitete Amelunxen als Hilfsschlosser.

Partei

Bereits während des Kaiserreichs war Amelunxen Demokrat, nach 1919 galt er als Vertreter des linken Flügels der Zentrumspartei, der er 1947 nach der Neugründung wieder beitrat. 1949 war Amelunxen Kandidat der Zentrumspartei für das Amt des Bundespräsidenten, erhielt mit 28 im ersten. Wahlgang bzw. 30 Stimmen im zweiten Wahlgang) jedoch lediglich die drittmeisten Stimmen hinter Theodor Heuss (FDP) und Kurt Schumacher (SPD). Amelunxen war entschiedener Gegner der Bestrebungen zur atomaren Aufrüstung während der 1950er Jahre.

Abgeordneter

1946/47 war Amelunxen Mitglied des Zonenbeirates der britischen Besatzungszone. 1949 wurde er in den Deutschen Bundestag gewählt, legte sein Mandat aber schon am 7. Oktober nieder, um Regierungsmitglied in Nordrhein-Westfalen bleiben zu können. Bis 1958 war er dann Mitglied des Landtages von Nordrhein-Westfalen, dem er bereits seit 1946 fraktionslos, dann ab 1947 als Mitglied des Zentrums angehört hatte.

Öffentliche Ämter

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde er von der britischen Besatzungsmacht am 5. Juli 1945 zum Oberpräsidenten von Westfalen und am 24. Juli 1946 zum ersten Ministerpräsidenten von Nordrhein-Westfalen berufen, wobei ihm als (zu dieser Zeit) parteipolitisch ungebundenen Verwaltungsfachmann der Vorzug vor dem Oberpräsidenten der Nordrhein-Provinz, Robert Lehr, und dem Düsseldorfer Oberbürgermeister Karl Arnold, die ebenfalls in Betracht gezogen worden waren, gegeben wurde. Am 29. August 1946 nahm das erste Kabinett Amelunxen seine Arbeit auf. In diesem übernahm er kurzzeitig auch das Amt des Kultusministers.

Mit der ersten Landtagswahl 1947 wurde Amelunxen von Karl Arnold (CDU) als Ministerpräsident abgelöst und übernahm in dessen Regierung bis 1950 das Amt des Sozialministers und danach bis 1958 auch in der Regierung von Fritz Steinhoff das des Justizministers.

Veröffentlichungen von Rudolf Amelunxen

  • Studentische Jugendgerichtshilfe; München-Gladbach : Sekretariat sozialer Studentenarbeit 1911
  • Rechtsstudium und Sozialarbeit; München-Gladbach : Sekretariat sozialer Studentenarbeit 1913
  • Die Verletzung der Unterhaltspflicht des unehelichen Vaters vom strafrechtlichen und armenpolizeilichen Standpunkt (juristische Dissertation, Erlangen 1914); Borna u. Leipzig 1914
  • Justiz und Volk : Ein Wort an Nichtjuristen, Jugenderzieher und Volksfreunde; Hamm in Westfalen : Breer & Thiemann 1914
  • Beschränkte Erwerbsfähigkeit und Fürsorgearbeit; München-Gladbach : Sekretariat sozialer Studentenarbeit 1915
  • Die Liebestat der Kriegswaisenadoption : Ein Ruf an Kinderfreunde, Jugendschutzvereine und. Waisenämter; Cöln : Boisserée 1915
  • Die Lazarettfürsorgerin; München-Gladbach : Sekretariat Sozialer Studentenarbeit 1916
  • Wir wollen weiterleben / Ansprachen des Rudolf Amelunxen (hrsg. von der Pressestelle der Westfälischen Provinzial-Regierung); o.O : o.J (Druck: Emsdetten : Lechte 1946)
  • Baustein zum neuen Reich : Landtagseröffnung Nordrhein-Westfalen 2. Oktober 1946 / [Ansprachen von Rudolf Amelunxen und W. Sholto Douglas]; Düsseldorf : Schwann 1946
  • Wege zum Volksstaat : Ansprachen; Düsseldorf : Merkur-Verlag 1947
  • Kampf gegen Not : Ansprachen; Essen-Kettwig : West-Verlag 1948
  • Das Kölner Ereignis; Essen : Ruhrländische Verlags Gesellschaft 1956
  • Kleines Panoptikum : 8 Männer und eine Frau; Essen : Ruhrländische Verlags Gesellschaft 1957
  • Carl Sonnenschein : ein Grossstadtapostel ; Gedenkrede zum 30. Todestag gehalten am 23. Februar 1958 in Berlin; Düsseldorf : Staatsbürgerliche Bildungsstelle des Landes Nordrhein-Westfalen 1958
  • Ehrenmänner und Hexenmeister : Erlebnisse u. Betrachtungen; München : Olzog 1960

Literatur über Rudolf Amelunxen

  • In memoriam Dr. Rudolf Amelunxen, Düsseldorf : Presse- u. Informationsamt der Landesregierung Nordrhein-Westfalen 1969
  • Clemens Amelunxen: Vierzig Jahre Dienst am sozialen Rechtsstaat : Rudolf Amelunxen zum 100. Geburtstag ; Porträt eines Demokraten ; erweiterte Fassung eines Vortrags gehalten vor der Juristischen Gesellschaft zu Berlin am 20. April 1988; Berlin : de Gruyter 1988; ISBN 3-11-011704-5

Weblinks

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