Maria Gräfin Droste zu Vischering

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Maria Anna Johanna Franziska Theresia Antonia Huberta Gräfin Droste zu Vischering (* 8. September 1863 im Erbdrostenhof, Münster; † 8. Juni 1899 in Porto, Portugal) war eine Ordensschwester in der Kongregation der Schwestern vom Guten Hirten. Ihr Ordensname war Maria vom Göttlichen Herzen. Sie gilt als katholische Mystikerin und wurde am 1. November 1975 von Papst Paul VI. selig gesprochen.

Gedenktafel am Erbdrostenhof: Maria Gräfin Droste zu Vischering


Herkunft und frühe Jahre

Maria stammte aus dem alten westfälischen Adelsgeschlecht der Droste zu Vischering, das zahlreiche katholische Würdenträger hervorgebracht hat; u.a. Clemens August Droste zu Vischering (1773–1845), von 1835 bis 1845 Erzbischof von Köln, oder Kaspar Maximilian Droste zu Vischering (1770–1846), von 1826 bis 1846 Bischof von Münster. Sie war eine Cousine von Clemens August Kardinal Graf von Galen (1878–1946). Ihr Vater war der Erbdrost Clemens Graf Droste zu Vischering (1832–1923); ihre Mutter Helene Gräfin von Galen (1837–1917). Sie kam als viertes von 10 Kindern zur Welt und wurde in St. Servatii notgetauft, das sie und ihr Zwillingsbruder Maximilian von schwächlicher Konstitution waren. Die Kinder wuchsen unbeschwert auf dem Familiensitz, dem Wasserschloss Darfeld (im heutigen Kreis Coesfeld) auf. Sie verbrachte einige Jahre im Internat am Studienkolleg der Sacré-Coeur-Schwestern in Riedenburg (bei Bregenz am Bodensee).

Ordensleben

Maria Gräfin Droste zu Vischering trat im Jahr 1888 in das Kloster der Schwestern vom Guten Hirten in Mauritz ein. Bis 2009 hatte dieser in Frankreich gegründete Orden einen kontemplativen Zweig (Magdalenenschwestern, später Kontemplative Schwestern vom hl. Kreuz, CGS) und einen tätigen Zweig (RGS) unter der Leitung einer gemeinsamen Generaloberin. Bei ihrer Gründung wurden die Schwestern vom Guten Hirten insbesondere von dem Gedanken der Erziehung und Resozialisierung von Mädchen und Frauen aus sozialen Randgruppen geleitet. Vor allem arme, obdachlose oder straffällig gewordene Frauen sowie hilfesuchende Prostituierte wurden in den Häusern der Kongregation aufgenommen.

Zu diesem Zweck legen die Schwestern neben Armut, Ehelosigkeit und Gehorsam ein viertes Gelübde ab, das des Apostolischen Eifers, um sich somit besonders für jene einzusetzen, die sich in sozialer, sittlicher oder religiöser Not befinden.

Maria beendete 1891 ihr Noviziat im Kloster und legte die ewige Profess (Ordensgelübde) ab. Zunächst betreute sie die Herz-Marien-Klasse (mit 97 Mädchen), eine Art Mädchenwohngruppe. Schon drei Jahre später ging sie nach Portugal. Im Januar 1894 wurde sie nach Lissabon gesandt als Assistentin der Provinzoberin in Portugal, Anna von Schorlemer, ebenfalls eine westfälische Adlige. Schon im Mai desselben Jahres wurde sie Oberin des erst 1881 gegründeten Klosters vom Guten Hirten in Porto, das wegen der langjährigen Krankheit der ersten Oberin mit drückenden finanziellen Problemen und fehlender Ordensdisziplin am Rand des Ruins gestanden haben soll. Auch in Porto wurden Frauen, die auf der Straße wohnten, Diebinnen und Prostituierte im Kloster aufgenommen. Der Münsteraner Bischof Dr. Felix Genn sagte über den seelsorgerischen Einsatz bei einem Festgottesdienst in der St.-Mauritz-Kirche anlässlich des 150. Geburtstags der Seligen, es handele sich um ein "leidenschaftliches Engagement für junge Menschen mit problematischen Biographien."

Mit großer Energie kümmerte sich Schwester Maria um die rund 100 Mädchen, suchte nach Pflegefamilien und Ausbildungsstellen, verhandelte mit Bürokraten und Amtsstubenleitern oder schrieb Bittbriefe. Dabei wußte sie durchaus ihre adlige Herkunft und persönliche Beziehungen einzusetzen, um finanziellen Mittel bei wohlhabenden Adligen oder Fabrikbesitzern einzuwerben.

Im Herbst 1895 lernte Maria Ildefons Schober (1849–1918), Gründer einer Benediktinerabtei in der Steiermark, kennen, der sich auf einer Visitationsreise in Portugal befand. Sie lud ihn in ihr Kloster ein, um dort Exerzitien zu halten. Schober, den mit Maria Droste zu Vischering das gemeinsame Ziel einer Reformierung der Klosterkonvente verband, wurde ihr Freund und geistlicher Begleiter. Es entwickelte sich ein reger Briefverkehr zwischen den beiden Ordensleuten, der heute wichtige Einblicke ins Marias religiöses Leben ermöglicht.

Nachdem die prekäre wirtschaftlichen Situation des Klosters mit einer einfachen Lösung beendet hatte – Marias Vater hatte es gekauft und die Schulden getilgt –, erlitt die gesundheitlich ohnehin angeschlagene Oberin Maria einen Zusammenbruch. Zuvor hatte sie im Februar 1896 noch eine Reise nach Angers, dem französischen Gründungsort des Ordens, sowie nach Deutschland unternehmen können. Seit Mai 1896 war sie mit einer schwere Rückenmarkserkrankung bettlägerig.

Mystikerin

Die mystisch geprägte Ordensfrau hatte angeblich mehrere Visionen, meist intensive Christus-Begegnungen; die erste soll noch vor ihrem Ordenseintritt in der Schlosskapelle in Darfeld stattgefunden haben. Auf ihrem Krankenlager nahmen diese Christus-Visionen, von denen sie ihrer Umgebung nur wenig erzählte, zu. Offenkundig fürchtete selbst ihre Mutter im fernen Westfalen, dass die Tochter psychisch krank sei oder sich in religiöse Phantasien flüchte. In Porto dagegen verbreitete sich zunehmend der Glaube, die schwerkranke Oberin vom Guten Hirten sei eine Heilige. Im Jahr 1897 hatte sie zwei Visionen, die sie als Auftrag verstand, sich direkt an den Papst zu wenden, damit dieser die ganze Welt dem Herzen Jesu weihen solle. Dieser Brief wurde am 10. Juli abgeschickt.

Papst Leo XIII. (1810–1903) leitete den Brief an die vatikanische Ritenkongregation weiter. Den Brief der Oberin aus Porto versah er indes mit dem Hinweis, ihn nicht zu beachten, da die Weltweihe nicht aufgrund einer Privatoffenbarung, sondern nur in Übereinstimmung mit Lehre und Tradition der Kirche geschehen könne. Er selbst hatte sich möglicherweise bereits mit dem Gedanken beschäftigt, das neue Jahrhundert mit einer so genannten Weltweihe einzuleiten.

Die Kongregation traf eine positive Entscheidung; der Vatikan veröffentlichte die Enzyklika „Annum sacrum“ (gegeben am 25. Mai 1899). In dieser wurde für den 11. Juni der Tag der Weltweihe festlegt. Kurz zuvor hatte der Papst die Eltern Marias in Privataudienz empfangen. Maria erfuhr zwar noch von der Weltweihe, erlebte den Herz-Jesu-Tag aber nicht mehr. Sie starb nur drei Tage zuvor, am 8. Juni 1899 im Alter von 35 Jahren an Knochentuberkulose.

Ihr Gedenktag ist der 8. Juni. Ihre letzte Ruhestätte befindet sich in der neuen Kirche des Klosters vom Guten Hirten in Ermesinde bei Porto. 1975 wurde sie von Papst Pius VI. selig gesprochen. Inzwischen hat der Orden, unterstützt von der portugiesischen Bischofskonferenz, die – kirchenrechtlichen – Schritte für eine Heiligsprechung in die Wege geleitet. Seit Juni 2013 ist die zuständige vatikanische Kongregation für die Selig- und Heiligsprechungsprozesse mit der Prüfung befasst.

Verschiedenes

  • Im Turm von St. Lamberti ist der seligen Maria Gräfin Droste zu Vischering eine Glocke gewidmet.

Literatur

  • Max Bierbaum: Maria vom Göttlichen Herzen Droste zu Vischering. Ein Lebensbild unter Benutzung unveröffentlichter Quellen. Freiburg i. Br. (Herder) 1966.
  • Max Chasle: Schwester Maria vom Göttlichen Herzen Droste zu Vischering. Ordensfrau vom guten Hirten. Bearbeitet von Leo Sattler. Freiburg i. Br. (Herder) 1929 (9).
  • Wolfgang Poeplau: Schwester Maria vom Göttlichen Herzen: das Leben der Gräfin Maria Droste zu Vischering. Provinzialat der Schwestern vom Guten Hirten, Münster 1988.

Weblinks