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− | Die Titelfigur Codrus (lateinisch: "Dummkopf") ist ein alter Lehrer, der den Schülern seiner Dorfschule die lateinische Sprachlehre mit den damals gebräuchlichen [http://de.wikipedia.org/wiki/Aelius_Donatus "donatischen"] Grammatiktraktaten eintrichtert. Doch die Konkurrenz neuer Lehrer, die den Stoff statt durch stumpfsinniges Einpauken von Regeln und Formen durch die Lektüre der antiken Autoren im Sinne des neuen humanistischen Bildungsideals vermitteln, vertreibt die Schüler aus Codrus' Schule. Um sein eigenes Wissen und Können den Erfordernissen einer neuen Zeit anzupassen, begibt sich Codrus nach Köln an die hochgerühmte dortige Universität. Er findet dort Anschluss an Studenten, die nicht nur den Idealen humanistischer Bildung anhängen und sprachlich dem Codrus weit voraus sind, sondern dem Studentenleben auch die lustvollen, spaß- und scherzhaften Seiten abgewinnen können. Codrus mit seinem groben und fehlerhaften | + | Die Titelfigur Codrus (lateinisch: "Dummkopf") ist ein alter Lehrer, der den Schülern seiner Dorfschule die lateinische Sprachlehre mit den damals gebräuchlichen [http://de.wikipedia.org/wiki/Aelius_Donatus "donatischen"] Grammatiktraktaten eintrichtert. Doch die Konkurrenz neuer Lehrer, die den Stoff statt durch stumpfsinniges Einpauken von Regeln und Formen durch die Lektüre der antiken Autoren im Sinne des neuen humanistischen Bildungsideals vermitteln, vertreibt die Schüler aus Codrus' Schule. Um sein eigenes Wissen und Können den Erfordernissen einer neuen Zeit anzupassen, begibt sich Codrus nach Köln an die hochgerühmte dortige Universität. Er findet dort Anschluss an Studenten, die nicht nur den Idealen humanistischer Bildung anhängen und sprachlich dem Codrus weit voraus sind, sondern dem Studentenleben auch die lustvollen, spaß- und scherzhaften Seiten abgewinnen können. Codrus mit seinem groben und fehlerhaften Latein ist ihnen ein willkommenes Opfer ihrer satirischen Scherze und ihres Spotts, den er aber nicht durchschaut. Er "erwirbt" den akademischen Grad eines "Baccalaureus der Grammatik" samt fiktiver "Promotionsurkunde" und kehrt stolz ob seiner "neuen Gelehrsamkeit", aber mit dem gleichen Bildungsstand, mit dem er kam, aus Köln in sein Dorf zurück. |
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Version vom 6. Oktober 2011, 17:48 Uhr
Die Comedia Codri ist eine 1485 erschienene, lateinisch verfasste Schulkomödie des Leiters der Münsterschen Domschule Johannes Kerckmeister und das erste in Münster gedruckte Buch.
Die Schulkomödie wurde wohl für den Gebrauch im Lateinunterricht an der Domschule geschrieben. Darüber, dass sie jemals aufgeführt, gibt es keine Quellen. Johannes Kerckmeister, der Verfasser, war neben seinem Zeitgenossen Rudolf von Langen einer der bedeutendsten Humanisten im westfälischen Raum. Die Humanisten wandten sich in einer durch die italienische Renaissance vermittelten Rückbesinnung auf die Kultur und Literatur der Antike gegen die erstarrten Formen der scholastischen Denkens, Lehrens und Lernens.
Die Handlung der Komödie
Der Unterschied zwischen dem traditionellen mittelalterlichen Schulbetrieb und den Ansprüchen der Humanisten an die Beherrschung der lateinischen Sprache bildet den Hintergrund der Handlung des "Codrus":
Die Titelfigur Codrus (lateinisch: "Dummkopf") ist ein alter Lehrer, der den Schülern seiner Dorfschule die lateinische Sprachlehre mit den damals gebräuchlichen "donatischen" Grammatiktraktaten eintrichtert. Doch die Konkurrenz neuer Lehrer, die den Stoff statt durch stumpfsinniges Einpauken von Regeln und Formen durch die Lektüre der antiken Autoren im Sinne des neuen humanistischen Bildungsideals vermitteln, vertreibt die Schüler aus Codrus' Schule. Um sein eigenes Wissen und Können den Erfordernissen einer neuen Zeit anzupassen, begibt sich Codrus nach Köln an die hochgerühmte dortige Universität. Er findet dort Anschluss an Studenten, die nicht nur den Idealen humanistischer Bildung anhängen und sprachlich dem Codrus weit voraus sind, sondern dem Studentenleben auch die lustvollen, spaß- und scherzhaften Seiten abgewinnen können. Codrus mit seinem groben und fehlerhaften Latein ist ihnen ein willkommenes Opfer ihrer satirischen Scherze und ihres Spotts, den er aber nicht durchschaut. Er "erwirbt" den akademischen Grad eines "Baccalaureus der Grammatik" samt fiktiver "Promotionsurkunde" und kehrt stolz ob seiner "neuen Gelehrsamkeit", aber mit dem gleichen Bildungsstand, mit dem er kam, aus Köln in sein Dorf zurück.
Ausgaben
Am 30. Oktober 1485 wurde die Comedia Codri als erstes in Münster gedrucktes Buch herausgegeben. Es gehört damit zu den Inkunabeln ( = "Wiegendrucken", d.h. vor dem Jahr 1500 gedruckten Büchern) und umfasst zwanzig Blätter. Drucker war Johannes Limburg aus Aachen, der in Münster die erste Offizin, die erste Setz- und Druckwerkstatt, betrieb.