Johannes Leppich: Unterschied zwischen den Versionen
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− | Johannes Leppich wurde | + | Johannes Leppich wurde als Sohn eines Zuchthausaufsehers am 16. April 1915 im oberschlesischen Ratibor geboren. Er besuchte das Realgymnasium in seiner Heimatstadt und trat am 29. April 1935 als Zwanzigjähriger in Mittelsteine (Grafschaft Glatz; heute: Ścinawka Średnia) in die ''Societas Jesu'' (SJ) ein. In Pullach bei München studierte er Philosophie am ''Berchmanskolleg'', der damaligen Jesuitenhochschule. Diese Studien wurden durch kurze Einsätze beim Reichsarbeitsdienst und im Herbst 1939 bei der Wehrmacht unterbrochen. Nach einer kurzen Tätigkeit in der katholischen Jugendarbeit in Breslau studierte Leppich in Breslau und Wien Theologie. In Wien wurde er am 29. November 1942 von Kardinal Theodor Innitzer zum Priester geweiht. Nach weiteren theologischen Studien, u. a. an der Philosophisch-Theologischen Hochschule Sankt Georgen des Jesuitenordens in Frankfurt am Main, wurde er im Herbst 1944 Kaplan in der Pfarrei Sankt Bartholomäus in Gleiwitz und im Herbst 1945 Kaplan an Sankt Michael in Breslau. Einige Zeit war er in der Flüchtlingsbetreuung in Kohlfurt an der Lausitzer Neiße (heute: Węgliniec) tätig, und kam im Mai 1946 in das Grenzdurchgangslager Friedland in Niedersachsen, wo er Lagerpfarrer wurde. |
− | Im Oktober 1946 gehörte er im Ruhrgebiet zu den Begründern des deutschen Zweigs der ''Christlichen Arbeiterjugend'' (CAJ). Im Sommer 1949 absolvierte er auf der Rottmannshöhe am Starnberger See das Tertiat, die letzte Stufe der jesuitischen Ausbildung vor der endgültigen Bindung an den Orden. Er war Nationalkaplan der CAJ und später in Gefängnissen und im Großstadtapostolat tätig. Seit dem Sommer 1949 | + | Im Oktober 1946 gehörte er im Ruhrgebiet zu den Begründern des deutschen Zweigs der ''Christlichen Arbeiterjugend'' (CAJ). Im Sommer 1949 absolvierte er auf der Rottmannshöhe am Starnberger See das Tertiat, die letzte Stufe der jesuitischen Ausbildung vor der endgültigen Bindung an den Orden. Er war Nationalkaplan der CAJ und später in Gefängnissen und im Großstadtapostolat tätig. Seit dem Sommer 1949 wurde Leppich durch seine Volks- und Straßenpredigten in zahlreichen Städten bekannt. Seine erste Massenpredigt hielt er 1952 vor 5.000 Zuhörern im Zirkus Bügler in Essen. Da der Zirkus überfüllt war, ging Leppich mit dem Mikrophon vor den Zirkus auf die Straße, um die dort nach Einlass drängelnden Menschen zu erreichen. |
− | Wegen seiner beißenden Gesellschaftskritik hatte er in der | + | Wegen seiner beißenden Gesellschaftskritik hatte er in der Adenauerzeit den Spitznamen „der Lautsprecher Gottes“. Auch der Beiname „das Maschinengewehr Gottes“, eine Bezeichnung, mit der zuerst der US-amerikanische Baptisten-Prediger Billy Graham belegt worden war, wurde auf Lepich übertragen. Umstritten war Leppich, weil er nicht nur in seinen Predigten aggressiv für christliche Werte warb, sondern sich auch politisch klar positionierte: Während er gegen Kommunismus und Sozialismus wetterte, verteidigte er etwa die rechte und kirchennahe Diktatur von General Francisco Franco in Spanien [Anm. 1]. |
− | Pater Leppich war Mitbegründer der Telefonseelsorge und rief Anfang der sechziger Jahre die internationale ''„action 365“'' als Zusammenschluss örtlicher ''Pater-Leppich-Kreise'' ins Leben, eine missionarisch und sozial engagierte ökumenische Laienbewegung, deren geistliche Grundlage die tägliche Bibellesung war. Auch durch Reisen nach Pakistan, Indien, Thailand und Nordamerika lernte er die Armut in der Welt kennen und organisierte Sach- und Geldspenden. Auf seine Anregung sowie die des Gideonbundes gehen die heute in Hotels üblicherweise ausliegenden Bibeln zurück. 1971 sah er die | + | Pater Leppich war Mitbegründer der Telefonseelsorge und rief Anfang der sechziger Jahre die internationale ''„action 365“'' als Zusammenschluss örtlicher ''Pater-Leppich-Kreise'' ins Leben, eine missionarisch und sozial engagierte ökumenische Laienbewegung, deren geistliche Grundlage die tägliche Bibellesung war. Auch durch Reisen nach Pakistan, Indien, Thailand und Nordamerika lernte er die Armut in der Welt kennen und organisierte Sach- und Geldspenden. Auf seine Anregung sowie die des Gideonbundes gehen die heute in Hotels üblicherweise ausliegenden Bibeln zurück. 1971 sah er die „katholische Substanz“ in der „action 365“ gefährdet. Sie spaltete sich daraufhin. Nach zwei Herzinfarkten zog sich Johannes Leppich Anfang der siebziger Jahre aus der Straßen- und Massenmission zurück, die auch zunehmend als nicht mehr zeitgemäß empfunden wurde. In den folgenden Jahren wechselten Seelsorgetätigkeiten in Ferienorten, Besuche in der oberschlesischen Heimat mit Ansprachen und Predigtaktivitäten und Aufenthalte in Jesuitenniederlassungen ab. |
1989 zog er er in das Altenheim der Jesuiten in Münster, [[Haus Sentmaring]] ein. Am 29. November 1992 feierte er dort sein goldenes Priesterjubiläum begehen und starb kurz darauf, am 7. Dezember 1992, in Münster. Begraben wurde er auf den Ordensfriedhof der Jesuiten bei Haus Sentmaring. | 1989 zog er er in das Altenheim der Jesuiten in Münster, [[Haus Sentmaring]] ein. Am 29. November 1992 feierte er dort sein goldenes Priesterjubiläum begehen und starb kurz darauf, am 7. Dezember 1992, in Münster. Begraben wurde er auf den Ordensfriedhof der Jesuiten bei Haus Sentmaring. | ||
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* ''Menschen vor Gott : Erinnerung und Mahnung''; Aquisgrani (d. i. Aachen) 1953 | * ''Menschen vor Gott : Erinnerung und Mahnung''; Aquisgrani (d. i. Aachen) 1953 | ||
* ''3 x Satan: Pater Leppich spricht''; Düsseldorf : Bastion-Verlag 1954 | * ''3 x Satan: Pater Leppich spricht''; Düsseldorf : Bastion-Verlag 1954 | ||
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Aktuelle Version vom 11. Februar 2024, 12:34 Uhr
Johannes Leppich (* 16. April 1915 in Ratibor, (Oberschlesien, heute: Racibórz); † 7. Dezember 1992 in Münster) war ein katholischer Priester und gehörte dem Jesuitenorden an. Er wurde besonders in den 1950er und 1960er Jahren als Wanderprediger bekannt.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Johannes Leppich wurde als Sohn eines Zuchthausaufsehers am 16. April 1915 im oberschlesischen Ratibor geboren. Er besuchte das Realgymnasium in seiner Heimatstadt und trat am 29. April 1935 als Zwanzigjähriger in Mittelsteine (Grafschaft Glatz; heute: Ścinawka Średnia) in die Societas Jesu (SJ) ein. In Pullach bei München studierte er Philosophie am Berchmanskolleg, der damaligen Jesuitenhochschule. Diese Studien wurden durch kurze Einsätze beim Reichsarbeitsdienst und im Herbst 1939 bei der Wehrmacht unterbrochen. Nach einer kurzen Tätigkeit in der katholischen Jugendarbeit in Breslau studierte Leppich in Breslau und Wien Theologie. In Wien wurde er am 29. November 1942 von Kardinal Theodor Innitzer zum Priester geweiht. Nach weiteren theologischen Studien, u. a. an der Philosophisch-Theologischen Hochschule Sankt Georgen des Jesuitenordens in Frankfurt am Main, wurde er im Herbst 1944 Kaplan in der Pfarrei Sankt Bartholomäus in Gleiwitz und im Herbst 1945 Kaplan an Sankt Michael in Breslau. Einige Zeit war er in der Flüchtlingsbetreuung in Kohlfurt an der Lausitzer Neiße (heute: Węgliniec) tätig, und kam im Mai 1946 in das Grenzdurchgangslager Friedland in Niedersachsen, wo er Lagerpfarrer wurde.
Im Oktober 1946 gehörte er im Ruhrgebiet zu den Begründern des deutschen Zweigs der Christlichen Arbeiterjugend (CAJ). Im Sommer 1949 absolvierte er auf der Rottmannshöhe am Starnberger See das Tertiat, die letzte Stufe der jesuitischen Ausbildung vor der endgültigen Bindung an den Orden. Er war Nationalkaplan der CAJ und später in Gefängnissen und im Großstadtapostolat tätig. Seit dem Sommer 1949 wurde Leppich durch seine Volks- und Straßenpredigten in zahlreichen Städten bekannt. Seine erste Massenpredigt hielt er 1952 vor 5.000 Zuhörern im Zirkus Bügler in Essen. Da der Zirkus überfüllt war, ging Leppich mit dem Mikrophon vor den Zirkus auf die Straße, um die dort nach Einlass drängelnden Menschen zu erreichen.
Wegen seiner beißenden Gesellschaftskritik hatte er in der Adenauerzeit den Spitznamen „der Lautsprecher Gottes“. Auch der Beiname „das Maschinengewehr Gottes“, eine Bezeichnung, mit der zuerst der US-amerikanische Baptisten-Prediger Billy Graham belegt worden war, wurde auf Lepich übertragen. Umstritten war Leppich, weil er nicht nur in seinen Predigten aggressiv für christliche Werte warb, sondern sich auch politisch klar positionierte: Während er gegen Kommunismus und Sozialismus wetterte, verteidigte er etwa die rechte und kirchennahe Diktatur von General Francisco Franco in Spanien [Anm. 1].
Pater Leppich war Mitbegründer der Telefonseelsorge und rief Anfang der sechziger Jahre die internationale „action 365“ als Zusammenschluss örtlicher Pater-Leppich-Kreise ins Leben, eine missionarisch und sozial engagierte ökumenische Laienbewegung, deren geistliche Grundlage die tägliche Bibellesung war. Auch durch Reisen nach Pakistan, Indien, Thailand und Nordamerika lernte er die Armut in der Welt kennen und organisierte Sach- und Geldspenden. Auf seine Anregung sowie die des Gideonbundes gehen die heute in Hotels üblicherweise ausliegenden Bibeln zurück. 1971 sah er die „katholische Substanz“ in der „action 365“ gefährdet. Sie spaltete sich daraufhin. Nach zwei Herzinfarkten zog sich Johannes Leppich Anfang der siebziger Jahre aus der Straßen- und Massenmission zurück, die auch zunehmend als nicht mehr zeitgemäß empfunden wurde. In den folgenden Jahren wechselten Seelsorgetätigkeiten in Ferienorten, Besuche in der oberschlesischen Heimat mit Ansprachen und Predigtaktivitäten und Aufenthalte in Jesuitenniederlassungen ab.
1989 zog er er in das Altenheim der Jesuiten in Münster, Haus Sentmaring ein. Am 29. November 1992 feierte er dort sein goldenes Priesterjubiläum begehen und starb kurz darauf, am 7. Dezember 1992, in Münster. Begraben wurde er auf den Ordensfriedhof der Jesuiten bei Haus Sentmaring.
Werke
- Pater Leppich spricht : Journalisten hören den „roten“ Pater (aufgezeichnet von Günther Mees und Günter Graf); Düsseldorf : Bastion-Verlag 1952
- Menschen vor Gott : Erinnerung und Mahnung; Aquisgrani (d. i. Aachen) 1953
- 3 x Satan: Pater Leppich spricht; Düsseldorf : Bastion-Verlag 1954
- Bete mit - ein Kinderbrevier; Düsseldorf : Bastion-Verlag 1955
- Christus auf der Reeperbahn : ... Pater Leppich unterwegs; Düsseldorf : Bastion-Verlag 1956
- Gott zwischen Götzen und Genossen : Weltreise - ganz anders; Düsseldorf : Bastion-Verlag 1958
- Zeitung - ein Gebetbuch : ein Kreuzweg; Kevelaer ; Butzon & Bercker 1962
- Meditationen auf dem Asphalt; Kevelaer : Butzon & Bercker 1963
- In grüner Hölle : ein brasilianisches Vaterunser; Düsseldorf : Bastion-Verlag 1964
- Atheisten-Brevier; Kevelaer : Butzon & Bercker 1964
- Money Motor Mädchen (Langspielplatte); Frankfurt am Main : Quadriga-Ton ca. 1965
- Passiert - Notiert - Meditiert. 50 Jahre Rückblende; Darmstadt : Herbert 1974
Einzelnachweise
- [Anm. 1] : Schindelbeck, Dirk: Lautsprecher Gottes. Pater Leppich S.J., in: Damals Nr. 10 (1998), S. 8-11
Weblinks
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