Dietrich II. von Winzenburg: Unterschied zwischen den Versionen
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Dietrich war ein Sohn des Grafen Hermann I. von Winzenburg (oder Windberg). Urkunden aus Utrecht, in denen er als Sohn des Grafen Otto II. von Zutphen und jüngerer Bruder des Grafen Hermann von Zutphen genannt wird, sind Fälschungen, die nach dem Tod Hermanns von Zutphen (um 1120) eine ununterbrochene Erbfolge belegen sollten. Mit dem Aussterben der männlichen Linie der Zutphener Grafen wäre die Grafschaft an die Bischöfe von Utrecht gefallen. | Dietrich war ein Sohn des Grafen Hermann I. von Winzenburg (oder Windberg). Urkunden aus Utrecht, in denen er als Sohn des Grafen Otto II. von Zutphen und jüngerer Bruder des Grafen Hermann von Zutphen genannt wird, sind Fälschungen, die nach dem Tod Hermanns von Zutphen (um 1120) eine ununterbrochene Erbfolge belegen sollten. Mit dem Aussterben der männlichen Linie der Zutphener Grafen wäre die Grafschaft an die Bischöfe von Utrecht gefallen. | ||
− | 1110 wurde Dietrich als Kanoniker, 1118 als Diakon am [[St.-Paulus-Dom]] in Münster genannt. Dass er im gleichen Jahr als Nachfolger des verstorbenen [[Burchard von Holte]] zum Bischof ernannt wurde, verdankte er einem Seitenwechsel im Investiturstreit des 12. Jahrhunderts, der zugleich auch eine Auseinandersetzung um die Königs- und Kaiserkrone war. Hermann von Winzenburg war von der Partei des Kaisers [http://de.wikipedia.org/wiki/Heinrich_V._(HRR) Heinrich V.] auf die Seite von dessen Rivalen in der Reichspolitik, des sächsischen Herzogs [http://de.wikipedia.org/wiki/Lothar_III._(HRR) Lothar von Süpplingenburg] übergetreten, der 1125 Heinrich V. auf dem Thron nachfolgen sollte. Der münsterische Bischofssitz war der Preis für diesen Seitenwechsel. Lothar setzte Hermanns Sohn Dietrich bei der Bischofswahl durch. | + | 1110 wurde Dietrich als Kanoniker, 1118 als Diakon am [[St.-Paulus-Dom]] in Münster genannt. Dass er im gleichen Jahr als Nachfolger des verstorbenen [[Burchard von Holte]] zum Bischof ernannt wurde, verdankte er einem Seitenwechsel im Investiturstreit des 12. Jahrhunderts, der zugleich auch eine Auseinandersetzung um die Königs- und Kaiserkrone war. Hermann von Winzenburg war von der Partei des Kaisers [http://de.wikipedia.org/wiki/Heinrich_V._(HRR) Heinrich V.] auf die Seite von dessen Rivalen in der Reichspolitik, des sächsischen Herzogs [http://de.wikipedia.org/wiki/Lothar_III._(HRR) Lothar von Süpplingenburg] übergetreten, der 1125 Heinrich V. auf dem Thron nachfolgen sollte. Der münsterische Bischofssitz war der Preis für diesen Seitenwechsel. Lothar setzte Hermanns Sohn Dietrich, mit dem er verwandt war, bei der Bischofswahl durch. |
− | + | Die Bürger Münsters und der westfälische Adel standen jedoch auf der Seite Heinrichs V. Schon Ende [[1119]], an Weihnachten, ließen sie den Kaiser in die Stadt und vertrieben Dietrich. Er flüchtete sich zu seinen Verwandten im Osten der sächsischen Herzogtums. Im Winter [[1120]]/1121 zog Lothar von Süpplingenburg mit Unterstützung seiner Parteigänger Hermann von Winzenburg und Otto und Gottfried von Cappenberg gegen die Stadt Münster, um Dietrich wieder auf den Bischofsstuhl zu setzen und die Stadt für die Partei Lothars zurückzugewinnen. Während der Belagerung kam es - wohl unbeabsichtigt - zu einer Brandkatastrophe, bei der auch der Paulus-Dom niederbrannte und die [[Überwasserkirche]] großen Schaden nahm. Daraufhin ergab sich die Stadt am [[2. Februar]] [[1121]]. Dietrich kehrte nach Münster zurück. Er blieb bis zu seinem Tod am 28. Februar 1127 in seinem Bischofsamt. | |
Aktuelle Version vom 24. Oktober 2010, 17:59 Uhr
Dietrich II. von Münster († 28. Februar 1127) war ab 1118 der neunzehnte Bischof von Münster.
Dietrich war ein Sohn des Grafen Hermann I. von Winzenburg (oder Windberg). Urkunden aus Utrecht, in denen er als Sohn des Grafen Otto II. von Zutphen und jüngerer Bruder des Grafen Hermann von Zutphen genannt wird, sind Fälschungen, die nach dem Tod Hermanns von Zutphen (um 1120) eine ununterbrochene Erbfolge belegen sollten. Mit dem Aussterben der männlichen Linie der Zutphener Grafen wäre die Grafschaft an die Bischöfe von Utrecht gefallen.
1110 wurde Dietrich als Kanoniker, 1118 als Diakon am St.-Paulus-Dom in Münster genannt. Dass er im gleichen Jahr als Nachfolger des verstorbenen Burchard von Holte zum Bischof ernannt wurde, verdankte er einem Seitenwechsel im Investiturstreit des 12. Jahrhunderts, der zugleich auch eine Auseinandersetzung um die Königs- und Kaiserkrone war. Hermann von Winzenburg war von der Partei des Kaisers Heinrich V. auf die Seite von dessen Rivalen in der Reichspolitik, des sächsischen Herzogs Lothar von Süpplingenburg übergetreten, der 1125 Heinrich V. auf dem Thron nachfolgen sollte. Der münsterische Bischofssitz war der Preis für diesen Seitenwechsel. Lothar setzte Hermanns Sohn Dietrich, mit dem er verwandt war, bei der Bischofswahl durch.
Die Bürger Münsters und der westfälische Adel standen jedoch auf der Seite Heinrichs V. Schon Ende 1119, an Weihnachten, ließen sie den Kaiser in die Stadt und vertrieben Dietrich. Er flüchtete sich zu seinen Verwandten im Osten der sächsischen Herzogtums. Im Winter 1120/1121 zog Lothar von Süpplingenburg mit Unterstützung seiner Parteigänger Hermann von Winzenburg und Otto und Gottfried von Cappenberg gegen die Stadt Münster, um Dietrich wieder auf den Bischofsstuhl zu setzen und die Stadt für die Partei Lothars zurückzugewinnen. Während der Belagerung kam es - wohl unbeabsichtigt - zu einer Brandkatastrophe, bei der auch der Paulus-Dom niederbrannte und die Überwasserkirche großen Schaden nahm. Daraufhin ergab sich die Stadt am 2. Februar 1121. Dietrich kehrte nach Münster zurück. Er blieb bis zu seinem Tod am 28. Februar 1127 in seinem Bischofsamt.
Literatur
- Gustav Lämmerhirt: Winzenburg, Grafen von, In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 43. Duncker & Humblot, Leipzig 1898, S. 507–511