Historikerpreis der Stadt Münster

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Der Historikerpreis der Stadt Münster wird alle 5 Jahre per Ratsbeschluss an einen von der Jury ausgewählten und vorgeschlagenen Historiker vergeben. Der Preis ist mit 12.500 Euro (in der Vergangenheit: 20000 bzw. 25000 DM) dotiert und wird vom Oberbürgermeister im Friedenssaal des Rathauses zu Münster verliehen.

Der unabhängigen Jury gehören Historiker der Westfälischen Wilhelms-Universität sowie Mitglieder des Rates und der Verwaltung der Stadt an. Es ist eine 2/3-Mehrheit für einen Kandidaten nötig, oft kamen die Vorschläge einstimmig zustande.

Anlass und Intention

Der Historikerpreis wurde 1978 anlässlich des 330. Jahrestages des Westfälischen Friedens gestiftet. Es „soll ein herausragendes Werk der Geschichtsschreibung und/oder das Gesamteuvre einer Historikerin/eines Historikers ausgezeichnet werden, das auf hohem fachlichen Niveau eine Epoche oder Entwicklung der europäischen Geschichte mit ihren Gegenwartsbezügen erforscht und beschreibt und das in Form und Sprache Beachtung über Fachkreise hinaus findet.“ [Anm. 1]

Die Preise und die Preisträger

Erster Preisträger: Prof. „Gordon A. CraigWP

Am 7. November 1981 verliehen für seine „Deutsche Geschichte 1866 - 1945".

In seiner Dankesrede betonte und erläuterte Prof. Craig, wie wichtig das richtige Lernen aus der Geschichte sei. Laudator war der Historiker Gerhard A. RitterWP

Zweiter Preisträger: Prof. „Thomas NipperdeyWP

Am 2. Dezember 1984 verliehen für seine „Deutsche Geschichte 1800 - 1866. Bürgergesellschaft und starker Staat“ als eine umfassende und souveräne Gesamtdarstellung dieser Periode, die Entwicklungslinien zu unserer Zeit aufzeigen. Es wird auch die „klare und verständliche Sprache“ des Autors gelobt.

Die Laudatio hielt Prof. Dr. Gordon A. Craig. Laudator und Preisträger betonten, dass Geschichte nicht zu eng allein auf die Erklärung der Gegenwart hin gedeutet werden dürfe.

Dritter Preisträger: Prof. Hans-Peter Schwarz

Am 10. November 1988 verliehen für seine Forschungen zur deutschen Geschichte nach 1945, besonders für seine Adenauer-Biographie, deren zweiter Band seinerzeit noch nicht vollendet war. Laudator: Prof. Rudolf Morsey

Vierter Preisträger: Prof. „Jacques Le GoffWP

Am 7. Oktober 1993 verliehen [Anm. 2]"besonders für sein Werk 'Die Geburt des Fegefeuers“ in dem sich, wie sein Laudator Dr. Ulrich Raulff darlegte, die Leitlinien seines Werkes zeigen.[Anm. 3] „Le Goff gilt als führender Vertreter der s. g. Annales-Schule, die weit über Frankreich hinaus die moderne Geschichtswissenschaft beeinflußt hat. Die Deutung von Lebenssituationen und der Komplexität von Individuen in ihrer Gesellschaft haben den Wissenschaftlern und einem breiten Publikum einen neuen und unmittelbaren Zusammenhang in die europäischen Dimensionen des Mittelalters vermittelt."[Anm. 2]

Fünfter Preisträger: Prof. „Konrad RepgenWP

Am 30. Januar 1998 verliehen für sein Gesamtwerk mit dem Forschungsschwerpunkt „Westfälischer Friede“, das der Erforschung des inneren und des zwischenstaatlichen Friedens gewidmet ist. Die Laudatio hielt Dr. Theo Sommer.

Marion Tüns wies in ihrer Rede auf die Bedeutung des Datums hin: Die Jury suchte wegen des 350-jährigen Jubiläums des Westfälischen Friedens einen Wissenschaftler, der sich mit diesem Thema intensiv beschäftigt. Die Preisverleihung finde am Tage der Ratifizierung des spanisch-niederländischen Separatvertrages statt, gleichzeitig mit einem Festakt in Utrecht.[Anm. 4]

Sechster Preisträger: Prof. Reinhart Koselleck

Am 18. Juli 2003 verliehen für sein Lebenswerk, besonders für seine grundlegenden Studien zur Begriffsgeschichte. Die hätten „seine Zeitgenossen für die geschichtliche Bedingtheit und die Instrumentalisierbarkeit von politischer Sprache sensibilisiert“.

Berthold Tillmann lobte Koselleck als „profilierten Vermittler“ von Geschichte, der diese mit anderen wissenschaftlichen Disziplinen verbinde. Die erste Preisverleihung nach der Jahrtausendwende wurde in Zusammenhang mit der „Sattelzeit“ um 1800 gesehen, mit der Koselleck sich in seinen frühen Werken befasst hat.

Siebter Preisträger: Prof. Henryk Samsonowicz

Am 8. Februar 2009 wurde der Mediävist (Universität Warschau) für sein Lebenswerk ausgezeichnet. Hervorgehoben wurde die Einbindung europäischer Bezüge in seinen Werken über die polnische Geschichte, er sei ein „Historiker von wahrhaft europäischem Rang“. Auch beeindruckte die Vielfalt der Aspekte, z.B. der wirtschaftlichen und mentalitätsgeschichtlichen in seiner Arbeit. Die Laudatio hielt Dr. Michael G. MüllerWP, Professor für Osteuropäische Geschichte (Halle/Saale).

Achter Preisträger: Prof. Dr. David Nirenberg

Am 23. Mai 2017 wurde der Historiker David NirenbergWP aus Chicago für die Forschungen zu seinem Werk „Anti-Judaismus. Eine Geschichte des westlichen Denkens“ (Original: Anti-Judaism: The Western Tradition) gerade wegen der guten Lesbarkeit des Buches ausgezeichnet. Der Autor vertritt darin die These, dass Judenfeindlichkeit eine Konstante sei, die die westliche Kultur von der Antike bis zur Gegenwart durchziehe. Die Jury sah auch einen Bezug zum Reformationsjubiläum 2017WP.

Die Entscheidung von Jury und Rat fiel einstimmig aus. Der Historiker Michael BrennerWP, Sohn von Überlebenden der SchoahWP, hielt die Laudatio.[Anm. 5]

Quellen

  • Die einzelnen Dokumentationen der Stadt Münster über die Ausgezeichneten, vor allem: Erster Träger des Historikerpreises der Stadt Münster Gordon Craig Hrsg.: Oberstadtdirektor - Presseamt. Burlage, Münster 1982
  • Historikerpreis der Stadt Münster. Die Preisträger und Laudatoren von 1981 bis 2003. Hrsg. Berthold Tillmann, Lit-Verlag, Münster 2004, ISBN 978-3-8258-8025-5 enthält die Laudationes und die Dankesreden.
  • Beschlussvorlage 857/97 vom 14. 8. 1997 an den Rat: Grundsätze für die Verleihung des Historikerpreises Münster u.A. für den Stiftungszweck und die Zusammensetzung der Jury
  • Weblinks zu Henryk Samsonowicz

Einzelnachweise

Weblinks