Sportbahn Schiffahrter Damm: Unterschied zwischen den Versionen

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Die '''Sportbahn Schiffahrter Damm''' war eine Radrennbahn in "[[Blitzdorf]]" am [[Schifffahrter Damm]] (später: [[Emsstraße]]). Die  Rennbahn wurde 1898 vom [[Radsportverein Münster von 1895 e. V.|Radsportverein Schwalbe]] gebaut und war Austragungsort zahlreicher Radrennen und Anziehungspunkt für Jung und Alt. Die Sportstätte mit einer Betonpiste sah viele Rennen mit international bekannten Fahrern. Hier konnten sich Profifahrer mit Amateuren im Wettbewerb messen. Die Bahn hatte der Architekt C. Gagelmann konzipiert. Sie war 400 m lang, die Kurvenerhöhung betrug 3 m ,auf der Geraden war sie 6 m breit, auf der Zielseite 7,5 m und in den Kurven 6,5 m. Sie wurde am [[19. Juni]] [[1898]] eröffnet. Münster wurde so Schauplatz internationaler Rennen, eine Hochburg des Radrennsports. In den 1920er Jahren kamen zu jedem Rennen mehr als 10.000 Zuschauer. Fester Bestandteil des Programms waren mittwochs die Rennen um die Sommerbahn-Meisterschaft. Oscar Trelle war hier ebenso zu Hause wie [[Clemens Schürmann]] und Theo Böckmann. Unbestrittener Lokalmatador war Clemens Schürmann. Er entwickelte nach schmerzhaften Unfällen den Vorläufer des heutigen Fahrradhelms und baute als Architekt verschiedene Radrennbahnen. [[1924]] wurde die Bahn am Schifffahrter Damm generalüberholt.
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Die '''Sportbahn Schiffahrter Damm''' war eine Radrennbahn in "[[Blitzdorf]]" am [[Schifffahrter Damm]] (später: [[Emsstraße]]). Die  Rennbahn wurde 1898 vom [[Radsportverein Münster von 1895 e. V.|Radsportverein Schwalbe]] gebaut und war Austragungsort zahlreicher Radrennen und Anziehungspunkt für Jung und Alt. Die Sportstätte mit einer Betonpiste sah viele Rennen mit international bekannten Fahrern. Hier konnten sich Profifahrer mit Amateuren im Wettbewerb messen. Die Bahn hatte der Architekt C. Gagelmann konzipiert. Sie war 400 m lang, die Kurvenerhöhung betrug 3 m ,auf der Geraden war sie 6 m breit, auf der Zielseite 7,5 m und in den Kurven 6,5 m. Sie wurde am [[19. Juni]] [[1898]] eröffnet. Münster wurde so Schauplatz internationaler Rennen, eine Hochburg des Radrennsports. In den 1920er Jahren kamen zu jedem Rennen mehr als 10.000 Zuschauer. Fester Bestandteil des Programms waren mittwochs die Rennen um die Sommerbahn-Meisterschaft. Oscar Trelle war hier ebenso zu Hause wie [[Clemens Schürmann]] und Theo Böckmann. Unbestrittener Lokalmatador war Clemens Schürmann. Er entwickelte nach schmerzhaften Unfällen den Vorläufer des heutigen Fahrradhelms und baute als Architekt verschiedene Radrennbahnen. [[1924]] wurde die Bahn am Schifffahrter Damm generalüberholt. Der Sohn führte - ebenso wie der Enkel Ralph - den Bau von Radrennbahnen in aller Welt fort.
  
 
Die Wiederbelebung der Olympischen Spiele durch [http://de.wikipedia.org/wiki/Coubertin Pierre de Coubertin] führte in Deutschland nach 1908 zu einem Olympia-Boom. In vielen Städten wurden sogenannte Olympische Spiele veranstaltet, in der Regel als leichtathletische Wettkämpfe.
 
Die Wiederbelebung der Olympischen Spiele durch [http://de.wikipedia.org/wiki/Coubertin Pierre de Coubertin] führte in Deutschland nach 1908 zu einem Olympia-Boom. In vielen Städten wurden sogenannte Olympische Spiele veranstaltet, in der Regel als leichtathletische Wettkämpfe.
 
In den Jahren 1910 - 1912 sowie 1914 fanden auf der Sportbahn am Schifffahrter Damm "''zu Nutz und Frommen von Sport und Spiel in unserem deutschen Vaterland''" solche Olympischen Spiele statt - so die Ausschreibung. Das Oval der Bahn war von einer 6 m breiten und ca. 380 m langen Grasbahn umgeben. Die Veranstaltung musste 1914 auf Betreiben der "Deutschen Sportbehörde für Athletik" als "Olympische Wettkämpfe" angekündigt werden. Veranstalter war jeweils der [[Akademische Sportclub Münster 1910]]. 1910 übernahm [[Eberhard von der Recke von der Horst]], der [[Oberpräsident]] der [[Provinz Westfalen]] die Schirmherrschaft über die Spiele.
 
In den Jahren 1910 - 1912 sowie 1914 fanden auf der Sportbahn am Schifffahrter Damm "''zu Nutz und Frommen von Sport und Spiel in unserem deutschen Vaterland''" solche Olympischen Spiele statt - so die Ausschreibung. Das Oval der Bahn war von einer 6 m breiten und ca. 380 m langen Grasbahn umgeben. Die Veranstaltung musste 1914 auf Betreiben der "Deutschen Sportbehörde für Athletik" als "Olympische Wettkämpfe" angekündigt werden. Veranstalter war jeweils der [[Akademische Sportclub Münster 1910]]. 1910 übernahm [[Eberhard von der Recke von der Horst]], der [[Oberpräsident]] der [[Provinz Westfalen]] die Schirmherrschaft über die Spiele.
  
Die Sportbahn wurde später auch für Motorrad-Steherrennen genutzt und schließlich durch eine Bahn in der [[Halle Münsterland]] ergänzt. Bis 1936 fanden die Radrennen auf der Sportbahn statt. Die Nationalsozialisten sollen sie als "''unwürdige Spektakel''" abgeschafft haben.
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Die Sportbahn wurde später auch für Motorrad-Steherrennen genutzt und schließlich durch eine Bahn in der [[Halle Münsterland]] ergänzt. Bis 1936 fanden die Radrennen auf der Sportbahn statt. Die Nationalsozialisten sollen sie als "''unwürdige Spektakel''" abgeschafft haben. Ein Teil der Rad-Sportbahn wurde zum Trainingsplatz des Vereins DJK Mauritz 1906 e.V. umgebaut, bis dieser 1962 einen neuen Platz am Coppenrathsweg erhielt.
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Heute befinden sich auf dem Gelände der ehemaligen Radsportbahn Wohnhäuser und die Ruhr- und Lippe-Straße.
  
 
[[Kategorie:Sportanlage]]
 
[[Kategorie:Sportanlage]]
 
[[Kategorie:Radsport]]
 
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Version vom 16. September 2011, 17:27 Uhr

Die Sportbahn Schiffahrter Damm war eine Radrennbahn in "Blitzdorf" am Schifffahrter Damm (später: Emsstraße). Die Rennbahn wurde 1898 vom Radsportverein Schwalbe gebaut und war Austragungsort zahlreicher Radrennen und Anziehungspunkt für Jung und Alt. Die Sportstätte mit einer Betonpiste sah viele Rennen mit international bekannten Fahrern. Hier konnten sich Profifahrer mit Amateuren im Wettbewerb messen. Die Bahn hatte der Architekt C. Gagelmann konzipiert. Sie war 400 m lang, die Kurvenerhöhung betrug 3 m ,auf der Geraden war sie 6 m breit, auf der Zielseite 7,5 m und in den Kurven 6,5 m. Sie wurde am 19. Juni 1898 eröffnet. Münster wurde so Schauplatz internationaler Rennen, eine Hochburg des Radrennsports. In den 1920er Jahren kamen zu jedem Rennen mehr als 10.000 Zuschauer. Fester Bestandteil des Programms waren mittwochs die Rennen um die Sommerbahn-Meisterschaft. Oscar Trelle war hier ebenso zu Hause wie Clemens Schürmann und Theo Böckmann. Unbestrittener Lokalmatador war Clemens Schürmann. Er entwickelte nach schmerzhaften Unfällen den Vorläufer des heutigen Fahrradhelms und baute als Architekt verschiedene Radrennbahnen. 1924 wurde die Bahn am Schifffahrter Damm generalüberholt. Der Sohn führte - ebenso wie der Enkel Ralph - den Bau von Radrennbahnen in aller Welt fort.

Die Wiederbelebung der Olympischen Spiele durch Pierre de Coubertin führte in Deutschland nach 1908 zu einem Olympia-Boom. In vielen Städten wurden sogenannte Olympische Spiele veranstaltet, in der Regel als leichtathletische Wettkämpfe. In den Jahren 1910 - 1912 sowie 1914 fanden auf der Sportbahn am Schifffahrter Damm "zu Nutz und Frommen von Sport und Spiel in unserem deutschen Vaterland" solche Olympischen Spiele statt - so die Ausschreibung. Das Oval der Bahn war von einer 6 m breiten und ca. 380 m langen Grasbahn umgeben. Die Veranstaltung musste 1914 auf Betreiben der "Deutschen Sportbehörde für Athletik" als "Olympische Wettkämpfe" angekündigt werden. Veranstalter war jeweils der Akademische Sportclub Münster 1910. 1910 übernahm Eberhard von der Recke von der Horst, der Oberpräsident der Provinz Westfalen die Schirmherrschaft über die Spiele.

Die Sportbahn wurde später auch für Motorrad-Steherrennen genutzt und schließlich durch eine Bahn in der Halle Münsterland ergänzt. Bis 1936 fanden die Radrennen auf der Sportbahn statt. Die Nationalsozialisten sollen sie als "unwürdige Spektakel" abgeschafft haben. Ein Teil der Rad-Sportbahn wurde zum Trainingsplatz des Vereins DJK Mauritz 1906 e.V. umgebaut, bis dieser 1962 einen neuen Platz am Coppenrathsweg erhielt. Heute befinden sich auf dem Gelände der ehemaligen Radsportbahn Wohnhäuser und die Ruhr- und Lippe-Straße.