Pleistermühle

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Version vom 8. April 2014, 17:27 Uhr von Jwg (Diskussion | Beiträge) (Die Pleistermühle als idyllischer Landgasthof an der Werse bietet viele Freizeitmöglichkeiten und erfreut sich seit jeher großer Beliebtheit.)
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Im Weichbild der Stadt Münster gab es während des 20. Jahrhunderts ungezählte Kaffeewirtschaften, die sich als Ausflugsziele außerordentlicher Beliebtheit erfreuten; hervorzuheben ist die Dichte vond Kaffeehäusern in Handorf, das nur als "Land der großen Kaffeekannen" bezeichnet wurde. Münsteraner zogen am Wochenende von der Endhaltestelle der Straßenbahnlinie 2 an der Danziger Freiheit über den Kanal nach Maikotten, zum Heidekrug, Nobiskrug, Pröpsting, Vennemann oder Weiligmann, zum Hugerlandsuhof oder zur Sudmühle, um dort unter schattigen Bäumen einige Stunden zu verbringen. Zu den beliebtesten Naherholungszielen zählte auch die Pleistermühle, an einer früheren Kornmühle gelegen.Der Landgasthof kann auf eine lange Tradition zurückblicken: Schon Pro vfessosr Hermann Landois und sein Schüler Hermann Löns vergnügten sich hier.In einer Anzeige ausdem Jahre 1910 preist sich das Lokal an als "schönster idyllscher Punkt an der Werse mit großem Mühlenteiche, großem Saal undVeranda, vorzüglichem Kaffee und guten Speisen sowie Kanpartien nach Handorf und Angelmodde".

Zwischen Pleistermühle und Sudmühle verkehrte ein kleines Dampfschiff, mit dem man auch den Nobiskrug und Handorf erreichen konnte.Die Linie wurde vom Ingenieur Fritz Geck betrieben. Außerdem verkehrten Kaffeezüge und Linienbusse. Der Verkehr mit privaten Ruderbooten auf der Werse war so stark, daß sich der Amtmann von St. Mauritz im Jahre 1924 dazu veranlaßt sah, für den Bezirk St. Mauritz eine Polizeiverordnung zum Verkehr von Privatbooten auf der Werse zu erlassen

Während Landois sich über die "Kaffee-Wallfahrten" des Bürgertums amüsierte, verfaßte Hermann Löns im Mai1890 ein romantisches Gedicht in zwei Versionen. Das folgende ist im Eingangsbereich der Pleistermühle zur Begrüßung der Gäste ausgehängt:

Der blaue und der weiße Flieder umduftet meine Laubenbucht, Goldregen pendelt auf mich nieder der blütenschwere Zweige Wucht. Vor mir der Fluß mit Kahn und Mühle, am Wehr das weiße Wasser schäumt, in blauer Luft der Schwalben Spiele im weißen Sand der Kater träumt. Am Badehaus die Wellen schäumen, ein Leib erglänzt im Sonnenlicht - Das Fräulein dort in süßen Träumen, woran es denkt ich weiß es nicht.

Auch heute noch ist die Pleistermühle beliebtes Ziel von Ausflüglern, Radfahrern und Kanuten. Sie wird bei Familienfeiern, z.B. Geburtstagen und auch zum Leichenschmaus gern aufgesucht.

Autoren vermuteten vor hundert Jahren, die Aufhebung der Kaffeehäuser würde die Münsteraner schwerer treffen als ein Belagerungszustand.