Heinrich Hagenschneider: Unterschied zwischen den Versionen

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(Kategorie:Unternehmer)
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'''Heinrich Hagenschneider''' (*1844 in Beelen; † 1912) betrieb die ersten und einzigen in Münster eingesetzten Pferdeomnibusse.
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'''Heinrich Hagenschneider''' (*[[2. Dezember]] [[1844]] in {{Wpl|Beelen}} - [[13. Oktober]] [[1912]] in Münster) betrieb die einzigen in Münster eingesetzten [[Pferdeomnibus|Pferdeomnibusse]]. Der [[Hagenschneiderweg]] im [[Südviertel]] ist nach ihm benannt.
  
== Biographisches ==
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== Leben ==
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[[bild:Hagenschneider_klein.jpg|thumb|right|200px|Straßenschild Hagenschneiderweg an der „Hammer Straße“]]
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'''Heinrich Hagenschneider''' wurde in {{Wpl|Beelen}} im östlichen Münsterland geboren. Er nahm mit den Dreizehnern an drei Feldzügen teil und wurde mit Orden dekoriert. Als er nach {{Wpl|Beelen}} zurückkehrte, gründete er mit einem Wagen und zwei Pferden ein Transportunternehmen, eine {{Wpl|Hauderei}}, welche im {{Wpl|Münsterland}} fuhr.
  
Nach seiner Militärzeit machte er sich in Münster als Mietkutscher selbständig. Er unterhielt mehrere Droschken, später auch Landauer, und war so erfolgreich, dass er mehrere Kutscher anstellte. Er galt als Pferdekenner und handelte auch mit Pferden.
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Wegen der starken Nachfrage durch Kunden aus Münster vergrößerte er seinen Betrieb. Schon vor [[1875]]<sup>[Anm. 1]</sup> hatte er eine Niederlassung und Wohnung in Münster. Er unterhielt mehrere {{Wpl|Droschke|Droschken}}, später auch {{Wpl|Landauer}}, und war so erfolgreich, dass er mehrere Kutscher anstellte. Er galt als Pferdekenner und handelte auch mit Pferden. Viele Münsteraner, auch Offiziere, ließen sich von seinen {{Wpl|Droschke|Droschken}} befördern, gerade auch auf Hochzeiten und zu anderen gesellschaftlichen Anlässen. Beliebt war sein schön ausgestatteter Brautwagen. Als der Bischof [[Johannes Bernhard Brinkmann]] im Zuge des Kulturkampfes aus Münster in die Verbannung fuhr, kutschierte '''Hagenschneider''' den bischöflichen Kaplan und den Diener nach {{Wpl|Warendorf}}. Später beförderte er den Bischof von {{Wpl|Warendorf}} ins „[https://kloster-vinnenberg.de Kloster Vinneberg]“.<sup>[Anm. 2]</sup>
  
Unter anderem erwarb er das Haus [[Bispinghof]] 18/19, er baute Ställe für über 20 Pferde. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts existierte im Bispinghof 18 ein Kolonial- und Kurzwarenladen H. Hagenschneider.[''Anm. 1'']
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Seine erste Niederlassung lag an der [[Mauritzstraße]], dann am [[Spiekerhof]]&nbsp;47<sup>[Anm. 1]</sup> Dann, spätestens [[1883]]<sup>[Anm. 3]</sup>. erwarb er das Haus-Nr.&nbsp;18/19, später auch Haus-Nr.&nbsp;20 am [[Bispinghof]]. Dort ließ er Bauten für über 20&nbsp;Pferde sowie  Wagen, Angestellten und seine Familie errichten.  
  
Schließlich kam er auf die Idee, einen Pferde-Omnibus zu betreiben.
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[[1888]] beantragte er beim Magistrat die Konzession für den Betrieb eines [[Pferdeomnibus]]ses, welcher bis [[1900]] existierte.
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'''Hagenschneider''' war auch im Getreidehandel tätig, nach dem Niedergang des [[Pferdeomnibus|Pferdeomnibusses]] war das seine Haupteinnahmequelle..<sup>[Anm. 4]</sup> Um den/nach dem Beginn des 20.&nbsp;Jahrhunderts betrieb er im [[Bispinghof]]&nbsp;18 einen „Kolonial- und Kurzwarenladen“.<sup>[Anm. 5]</sup>
  
== Der Pferde-Omnibus ==
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'''Hagenschneider''' heiratete Clara Rotert aus dem Hause ''Appels Kornbrennerei''.
  
=== Idee, Planung und Genehmigungen ===
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===Quellen===
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*Vermessungs- und Katasteramt der Stadt Münster: [http://www.stadt-muenster.de/ms/strassennamen/hagenschneiderweg.html ''Straßennamen in Münster – Hagenschneiderweg'']
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*''1888 - 1988. 100 Jahre Nahverkehr in Münster'', Stadtwerke Münster GmbH 1988, S. 8 - 13
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* Stefan Clauser, 13. 8. 2008: [https://web-beta.archive.org/web/20080813074026/http://www.echo-muenster.de/node/38368 Echo Münster: ''Mit dem Pferde-Omnibus in die Vergangenheit''] archiviert auf archive.org
  
Am 3. März [[1888]] beantragte Heinrich Hagenschneider beim Magistrat der Stadt Münster die "Conzession zur Errichtung einer Omnibusfahrt zu herabgesetztem Fahrpreis". Er argumentierte mit der Tatsache, dass viele Orte in der Stadt nur schwer bzw. unter "erheblichen Kosten" &ndash; für eine Droschke &ndash; erreichbar seien. Auch bat er, dass "während zehn Jahren ein gleiches Unternehmen eines Anderen nicht erlaubt wird".
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===Einzelnachweise===
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*[1] ''Adreßbuch [[1875]]''. Erster Theil Seite 32 ([http://sammlungen.ulb.uni-muenster.de/hd/periodical/pageview/2607911 Digitalisat der ULB]): „Hagenschneider, Hauderer: Spiekerhof 47“. Das nächstältere digitalisierte Adressbuch ist leider schon von [[1853]], dort ist kein Hagenschneider verzeichnet.
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*[2] Stadtarchiv Münster, ''Im Wandel der Zeit - 1200 Jahre Münster'', Zwolle [[2000]], Seite 53, zitiert nach: Vermessungs- und Katasteramt der Stadt Münster: [http://www.stadt-muenster.de/ms/strassennamen/hagenschneiderweg.html ''Straßennamen in Münster – Hagenschneiderweg'']
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*[3] Seit mindestens [[1883]] wohnte er dort: [http://forum.ahnenforschung.net/archive/index.php/t-12584.html forum.ahnenforschung.net: ''Adressbuch der Stadt Münster [[1883]]''](Die ULB hat den Band nicht digitalisiert): „Hagenschneider, Heinrich, Hauderer, Bispinghof&nbsp;18“ (Ein Hauderer ist ein Lohnkutscher).
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*[4] Eintrag "Hagenschneider, Hrch., Bispinghof 18" unter "Korn- und Fouragehändler" in den Adressbüchern 1910 bis 1912: [https://sammlungen.ulb.uni-muenster.de/hd/periodical/pageview/2611210 ''Adreßbuch der Stadt Münster i. W.'' [[1910]], IV. Teil Seite 27], [https://sammlungen.ulb.uni-muenster.de/hd/periodical/pageview/2612677 ''Adreßbuch der Stadt Münster i. W.'' [[1912]], IV. Teil Seite 28]
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*[5] J. Balster; A. Gussek-Revermann: ''Münster vor 100 Jahren'', Aschendorff, Münster [[1997]] S. 172 zeigt das Photo eines Ladens „Colonialwaren H. Hagenschneider“.
  
Nur wenige Tage später teilte der Magistrat die Auflagen mit, unter Anderem 5000 Mark Kaution. Heinrich Hagenschneider verhandelte, schließlich war der Magistrat bereit, auf die Kaution zu verzichten, wenn der Antragsteller innerhalb eines halben Jahres nach Erteilung der Konzession die im Antrag bezeichneten Strecken versorgen kann.<br>
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[[Kategorie:Unternehmer|Hagenschneider, Heinrich]]
Es handelt sich um die Strecken
 
* Bahnhof &mdash; Gerichtsgebäude
 
* [[Prinzipalmarkt]] &mdash; Ecke [[Warendorfer Straße]] / [[Kaiser-Wilhelm-Ring]]
 
* [[Prinzipalmarkt]] &mdash; Schützenhof ([[Hammer Straße]] Höhe Einmündung [[Geiststraße]], heute existiert dort (noch?) die [[Bushaltestelle Alter Schützenhof|Haltestelle "Alter Schützenhof"]])
 
 
 
Dem Wunsch nach Konkurrenzfreiheit konnte nicht entsprochen werden.
 
 
 
Am 26. März [[1888]] erhielt Heinrich Hagenschneider die Genehmigung mit der Auflage, dass sich die Fahrten auf dem Prinzipalmarkt wegen der Umsteigemöglichkeit kreuzen sollten.
 
 
 
=== Der Betrieb ===
 
 
 
Am 5. August erschien eine Annonce im Münsterischen Anzeiger:<br>
 
"''Mit Genehmigung des wohllöblichen Magistrats eröffne ich am 8. d.Mts in hiesiger Stadt ein Omnibus-Strassen-Fuhrwerk.'' (...)" Hagenschneider betonte noch, dass man "''vom Prinzipalmarkt aus fast immer Anschluß''" habe, "''und zwar von Morgens 7 bis Abends 8 Uhr''". "''Der Tarif ist festgesetzt, für die Strecken'' (...) ''zum Prinzipalmarkt 10 Pf. jede den Prinzipalmarkt kreuzende Fahrt 20 Pf. Fahrplan im Preise von 10 Pf. sind bei mir zu haben.'' (...)" Sonderfahrten zum Bürgerschützenfest sollen 20 Pfennig kosten.
 
 
 
Am [[8. August]] [[1888]] begann der Linienverkehr mit drei Pferde-Omnibussen &mdash; und damit der erste innenstädtische Linienverkehr in Münster. Ein paar Tage zuvor hatte Hagenschneider seine Wagen schon beim Bürgerschützenfest präsentiert.
 
 
 
Bald wuchs die Anzahl der Wagen, auch das Streckennetz erweiterte sich. Die Busse waren für 8 bis 10 Personen ausgelegt(&rarr; Weblink Echo Münster).
 
 
 
Der Erfolg war nicht von Dauer: Die Pferdebuslinien waren wegen ihrer Unpünklichkeit nicht besonders beliebt, und dem stetig größer werdendem Verkehrsaufkommen in Münster nicht gewachsen. Im Jahr [[1900]] [''Anm. 2''] machte der Pferdeomnibus Pleite.
 
 
 
[[1901]] fuhr dann die erste elektrische Straßenbahn duch Münster.
 
 
 
== Literatur (Quelle)und Einzelnachweise==
 
 
 
Quelle, wenn nicht anders vermerkt: 1888 - 1988, 100 Jahre Nahverkehr in Münster, Stadtwerke Münster GmbH 1988, S. 8 - 13
 
 
 
* [1] : J. Balster; A. Gussek-Revermann: Münster vor 100 Jahren, Aschendorff, Münster 1997 S. 172 zeigt das Photo eines Ladens "Colonialwaren H. Hagenschneider". Lt. Bildunterschrift ist Heinrich H. der Eigentümer, Zeit und Adresse stimmen auch überein, ein Verweis auf den Fuhrunternehmer steht dort aber nicht. Vielleicht war der Laden Hagenschneiders "zweites Standbein"?
 
*[2] : Carsten Krystofiak: Zeitzeichen Münster in der [[nadann]] vom 10. 6. 2009, Weblink: [http://nadann.de/redaktion/zeitzeichen/archiv/kw24/index.php Archiv: ...wurde der Wochenmarkt auf den Domplatz verlegt.]
 
 
 
== Weblinks ==
 
[http://www.stadtwerke-muenster.de/fahrgaeste/wissenswertes/historie.html Historie - Stadtwerke Münster]
 
 
 
[http://www.echo-muenster.de/node/38368 Echo Münster: Mit dem Pferde-Omnibus in die Vergangenheit]
 
 
 
[[Kategorie:Person]]
 
[[Kategorie:Unternehmer]]
 
[[Kategorie:Verkehr]]
 

Aktuelle Version vom 25. Januar 2023, 10:11 Uhr

Heinrich Hagenschneider (*2. Dezember 1844 in BeelenWP - †13. Oktober 1912 in Münster) betrieb die einzigen in Münster eingesetzten Pferdeomnibusse. Der Hagenschneiderweg im Südviertel ist nach ihm benannt.

Leben

Straßenschild Hagenschneiderweg an der „Hammer Straße“

Heinrich Hagenschneider wurde in BeelenWP im östlichen Münsterland geboren. Er nahm mit den Dreizehnern an drei Feldzügen teil und wurde mit Orden dekoriert. Als er nach BeelenWP zurückkehrte, gründete er mit einem Wagen und zwei Pferden ein Transportunternehmen, eine HaudereiWP, welche im MünsterlandWP fuhr.

Wegen der starken Nachfrage durch Kunden aus Münster vergrößerte er seinen Betrieb. Schon vor 1875[Anm. 1] hatte er eine Niederlassung und Wohnung in Münster. Er unterhielt mehrere DroschkenWP, später auch LandauerWP, und war so erfolgreich, dass er mehrere Kutscher anstellte. Er galt als Pferdekenner und handelte auch mit Pferden. Viele Münsteraner, auch Offiziere, ließen sich von seinen DroschkenWP befördern, gerade auch auf Hochzeiten und zu anderen gesellschaftlichen Anlässen. Beliebt war sein schön ausgestatteter Brautwagen. Als der Bischof Johannes Bernhard Brinkmann im Zuge des Kulturkampfes aus Münster in die Verbannung fuhr, kutschierte Hagenschneider den bischöflichen Kaplan und den Diener nach WarendorfWP. Später beförderte er den Bischof von WarendorfWP ins „Kloster Vinneberg“.[Anm. 2]

Seine erste Niederlassung lag an der Mauritzstraße, dann am Spiekerhof 47[Anm. 1] Dann, spätestens 1883[Anm. 3]. erwarb er das Haus-Nr. 18/19, später auch Haus-Nr. 20 am Bispinghof. Dort ließ er Bauten für über 20 Pferde sowie Wagen, Angestellten und seine Familie errichten.

1888 beantragte er beim Magistrat die Konzession für den Betrieb eines Pferdeomnibusses, welcher bis 1900 existierte.

Hagenschneider war auch im Getreidehandel tätig, nach dem Niedergang des Pferdeomnibusses war das seine Haupteinnahmequelle..[Anm. 4] Um den/nach dem Beginn des 20. Jahrhunderts betrieb er im Bispinghof 18 einen „Kolonial- und Kurzwarenladen“.[Anm. 5]

Hagenschneider heiratete Clara Rotert aus dem Hause Appels Kornbrennerei.

Quellen

Einzelnachweise