Bonifatius von Hatzfeldt-Trachenberg
Reichsgraf Bonifatius von Hatzfeld-Trachenberg wurde am 27. April 1854 in Paris als Sohn des Königlichen Geheimen Rates Maximilian Reichsgraf von Hatzfeld-Trachenberg geboren, der in der französischen Hauptstadt als preußischer Gesandter fungierte. Im Jahr 1875 erwarb Bonifatius mit seiner ersten Gattin Pauline die Villa des preußischen Regierungsrates Schleebrügge, die dieser sich in einer reizvollen Lage an der Werse gebaut hatte. Am 23. Juni 1878 heiratete er in zweiter Ehe Olga von Manonkbey, die Tochter eines Großfürsten aus Kischineff (Moldawien).Sie war steinreich durch eine Schweinezucht in der moldawischen Heimat und wurde deshalb "Schweineprinzessin" genannt. Graf Bonifatius ließ das Haus an der Werse zunächst umbauen und dann abreißen. Bis 1898 wurde eine neue Villa im Stil eines Schlosses der Neurenaissance gebaut. Im Volksmund nannte man es nach seinem Vornamen "Boniburg". Die Einkünfte seiner Frau ermöglichten es ihm auch, weitläufige Ländereien zu erwerben und aufzuforsten. So schuf er sich ein eigenes Jagdrevier, den heute nach ihm benannten Boniburger Wald, der bei Joggern, Spaziergängern und einem Waldkindergarten hoch geschätzt ist. Der Graf beschäftigte Handwerker und Arbeiter zur Bewirtschaftung seines Gutes, für die er in der Nähe eigene Wohnhäuser bauen ließ. Seit 1910 entstand das heutige Straßendorf mit Namen "Mariendorf" am Rand der Stadt. Auch eine Schmiede und eine Stellmacherei gehörten zum Bauprogramm. Dieses Haus dient heute als Ausbildungswerkstatt für Forstwirte. Der Graf erwarb 1884 das Anwesen Dyckburg vom Landwirt Richter aus Roxel; es bestand aus zwei Ökonomiegebäuden und einer Loreto-Kapelle, die der westfä-lische Barockbaumeister Johann Conrad Schlaun (1695-1773) errichtet hatte. 1894 beauftragte der Graf den Baumeister Rincklage mit der Erweiterung der Kapelle durch einen achteckigen Kuppelbau mit anschließendem Chor in neubarockem Stil. 1914 fügte der Besitzer eine Grabkapelle hinzu, in der er und seine Frau Olga bestattet worden sind. Im Jahre 1921 starb der Reichsgraf, und die Stadt Münster erwarb kurz darauf von seiner Witwe Aline Collee, geb. Janssens, verwitwete von Hatzfeld, sowohl die Dyckburg als auch die Boniburg. Die Stadt richtete in der Boniburg eine Kaffeewirtschaft ein und später das "Kurhaus Boniburg". Der Hotelier Ernst Roeber entwickelte das Anwesen zu einem exklusiven Ausflugsziel des Münsterlandes. Am Ufer der Werse legte man mehrere große Gartenterrassen an. Als Zierrat waren verschiedene Sandstein-Figuren aufgestellt. Es gab auch eine Anlegestelle für Boote; der Wald wurde für weitläufige Spaziergänge erschlossen.1882 veranstaltete der Ruderverein Münster auf der Werse zwischen Boniburg und "Hof zur Linde" seine erste Regatta und baute im Jahre 1890 ein Bootshaus; später kam der Akademische Ruderclub ebenfalls hierher. Im Zweiten Weltkrieg stark zerstört, diente das Haus mehrere Jahre lang Flüchtlingen als Notunterkunft, bis es in den 1950er Jahren durch Brand Schaden nahm. Der zuständige Landrat ließ es 1970 in einer "Nacht- und Nebel-Aktion" abreißen. Heute wird der Park der früheren Boniburg mit einer Größe von neun Hektar am Nordufer der Werse als Naherholungsgebiet ausgewiesen. Der Eingang der Anlage ist von einem repräsentativen Tor flankiert, der Park durch eine hohe Ziegelmauer begrenzt. Die Stadt Münster hat das Gelände als Landschaftspark im Jahre 2002 rekultiviert. Als Verbindung zum Stadtteil Handorf einerseits und zum Boniburger Wald mit dem früheren Vorsehungskloster (heute: Gymnasium St. Mauritz) andererseits überspannt eine Fußgängerbrücke den Fluß. Von den durch den Reichsgrafen gepflanzten exotischen Gehölzen haben sich vor allem einige alte Rhododendren erhalten, während eine stattliche, mehrstämmige Rotbuche 2010 zusammenfiel.