Bernard Altum: Unterschied zwischen den Versionen

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'''Bernhard Altum''' wurde am 21.12.1824 in Münster geboren. Er besuchte die [[Überwasser-Grundschule]] und das [[Gymnasium Paulinum]]. Altum studierte zunächst Theologie, später dann Zoologie. Sein Forschungsschwerpunit war die Vogelwelt. Er publizierte u.a zusammen mit [[Hermann Landois]] ("Lehrbuch der Zoologie"). 1868 erschien sein Hauptwerke "Der Vogel uns sein Leben". 1900 stirbt Altum, er ist auf dem Friedhof des [[Gutes Heidhorn]] bei Hiltrup begraben.  
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'''Johann Bernard Theodor Altum''' (*[[1824]] in Münster - † [[1. Februar]] [[1900]] in Eberswalde)<sup>[Anm. 1]</sup> war ein in Münster geborener katholischer Priester und Zoologe. Seine bedeutendsten Untersuchungen und Veröffentlichungen machte er auf dem Gebiet der Forstzoologie.
Von [[Wilhelm Bolte]] stammte das erste Denkmal für Altum an der [[Kreuzschanze]], das im Krieg zerstört wurde. 1962 wurde es duch eine Skulptur von [[Arnold Schlick]] ersetzt: Sie stellt einen Uhu auf einer Säule dar.
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==Leben==
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Johann Bernard Theodor Altum wurde 1824 in Münster geboren. Sein Geburtsdatum wird in verschiedenen Publikationen unterschiedlich angegeben ([[21. Dezember]], [[31. Dezember]] oder [[31. Januar]]) (Anm. 1). Seine Eltern waren der Schuhmacher Bernard Theodor Altum († 1849) und Anna Gertrude Antonette Huder. Er wuchs in ärmlichen Verhältnissen in der übel beleumundeten [[Ribbergasse]] auf, besuchte die Volksschule im Überwasser-Viertel und wurde als begabter Junge am Gymnasium [[Paulinum]] aufgenommen. Nach dem Abitur studierte er katholische Theologie und Philologie in Münster, wurde [[1849]] zum Priester geweiht und erhielt eine Anstellung als Kaplan an [[St. Servatii]].
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Ein Studium der Philologie setzte er ab [[1853]] in Berlin fort und promovierte an der dortigen Universität [[1855]] mit einer vergleichenden Arbeit zu Homer, Aischylos, Sophokles und Euripides.
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Seine wahre Berufung fand er, wie auch [[Hermann Landois]], in den Naturwissenschaften, insbesondere in der Zoologie. Er besuchte Vorlesungen von Johannes Peter Müller über Anatomie und Physiologie und arbeitete im Berliner Museum für Naturkunde bei Martin Lichtenstein. [[1856]] ging er als Lehrer nach Münster zurück und wurde [[1859]] als Privatdozent für Zoologie an der dortigen [[Akademie]] habilitiert.
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[[1869]] folgte er einem Ruf als Professor an die Forstakademie im brandenburgischen Eberswalde und trat dort die Nachfolge Julius Theodor Christian Ratzeburgs an, des Begründers der modernen Forstentomologie. [[1891]] wurde er zum Geheimen Regierungsrat ernannt. In den letzten Lebensjahren stand er als Präsident der Allgemeinen Deutschen Ornithologischen Gesellschaft vor. Bernard Altum starb am [[1. Februar]] [[1900]] in Eberswalde und wurde auf dem Friedhof des Gutes Heidhorn bei [[Hiltrup]] beigesetzt.
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Zu seinen Ehren wurde an der [[Kreuzschanze]] in der Nähe des [[Buddenturm|Buddenturms]] in Münster ein von dem Bildhauer [[Wilhelm Bolte]] geschaffenes Denkmal aufgestellt, das im „{{Wpl|Zweiter_Weltkrieg|Zweiten Weltkriegs}}“ zerstört wurde. An seine Stelle trat [[1962]] ein Skulptur von „{{Wpl|Arnolt_Schlick|Arnold Schlick}}“, die auf hohem Sockel einen Uhu zeigt. Am Fuß des Sockels ist eine Vogeltränke angebracht. In Münster erinnert auch die [[Altumstraße]] an ihn.
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==Werk==
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In seiner Tätigkeit als Lehrer und Dozent in Münster bemühte er sich um eine Verbesserung des zoologischen Unterrichts in den Schulen. Sein Interesse galt zunächst der münsterländischen Fauna. Er veröffentliche in dieser Zeit ''"Die Säugetiere des Münsterlandes"'' ([[1867]]), das populäre bis ins 20. Jahrhundert mehrfach wiederaufgelegte ''"Der Vogel und sein Leben"'' ([[1868]]), das als sein Hauptwerk gilt. [[1870]] folgte diesen zoologischen Querschnitten das gemeinsam mit [[Hermann Landois]] geschriebene ''"Lehrbuch der Zoologie"''. Als Ornithologe erforschte er das Territorialverhalten von Vögeln, formulierte eine Theorie ihrer Revierbildung und bezog dabei Beobachtungen zum  Vogelgesang ein. Er stand damit im Gegensatz zu Zoologen wie Alfred Brehm, die das Verhalten der Tiere durch Übertragung menschlicher Eigenschaften und Verhaltensweisen anthropomorphistisch deuteten. In der Auseinandersetzung mit den Lehren von Charles Darwin vertrat Altum eine teleologische Entwicklungstheorie, sah also Veränderungen in der belebten Natur als zielgerichtet an.
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An der Eberswalder Forstakademie konzentrierte sich sein Forschungsinteresse auf die Insekten des Waldes und und ihre Bedeutung in der Forstwirtschaft. Die Ergebnisse seiner Untersuchungen veröffentlichte er bis zu seinem Tode in zahlreichen Aufsätzen in der ''"Zeitschrift für Forst- und Jagdwesen"''. In den vier Bänden seiner groß angelegten ''"Forstzoologie"'' fasste er in den Jahren [[1872]] - [[1875]] seine Forschungen und die seines Vorgängers Ratzeburg in einem Standardwerk zusammen.
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==Anmerkungen==
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*[Anm. 1]: Detlef Fischer, ''Münster von A bis Z'', Münster : Aschendorff 2000 nennt den [[21. Dezember]], Hermann Eidmann in der NDB den [[31. Januar]] und ''de.wikipedia.org'' den [[31. Dezember]] des Jahres [[1824]] als Geburtsdatum.
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==Literatur==
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===Bernhard Altums Werke===
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* B.A.; ''Similitudines Homeri cum Aeschyli, Sophoclis, Euripidis comparantur''; Berolini 1855 (Diss.)
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* B.A.; ''Winke für Lehrer zur Hebung des zoologischen Unterrichts an höheren Bildungsanstalten''; Münster : Aschendorff 1863
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* B.A.; ''Die Säugethiere des Münsterlandes in ihren Lebensverhältnissen, nach selbständigen Beobachtungen und Erfahrungen dargestellt''; Münster : Niemann 1867 (''Fauna der Wirbelthiere des Münsterlandes'', Bd. 1), (Neudruck: Osnabrück : Wenner 1973; ISBN 3-87898-035-3)
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* B.A.; ''Der Vogel und sein Leben''; Münster : Niemann 1868, (zahlreiche Neuausgaben)
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* B.A. und [[Hermann Landois]]; ''Lehrbuch der Zoologie''; Freiburg im Breisgau : Herder 1870
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* B.A.; ''Forstzoologie''; Berlin: Springer 1872 ff. - Bd. 1 : ''Säugethiere'' (1872-73; 2. verb. u. verm. Ausg. 1876); Bd. 2 : ''Vögel'' (1872-73; 2. verb. u. verm. Ausg. 1880); Bd. 3, 1. Abth. : ''Insecten - Allgemeines und Käfer'' (1874, 2. verb. u. verm. Ausg. 1881); Bd. 3, 2. Abth. : ''Insecten - Schmetterlinge, Haut-, Zwei-, Gerad-, Netz- und Halbflügler'' (1875, 2. verb. u. verm. Ausg. 1882)
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* B.A.; ''Die Geweihbildung bei Rothhirsch, Rehbock, Damhirsch : ein Beitrag zur Jagdzoologie''; Berlin : Springer 1874
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* B. A. und [[Hermann Landois]]; ''Die Geweihbildung des Elchhirsches''; Berlin : Springer 1874
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* B.A.; ''Unsere Spechte und ihre forstliche Bedeutung''; Berlin : Springer 1878
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* B.A.; ''Unsere Mäuse in ihrer forstlichen Bedeutung nach amtlichen Berichten über den Mausefrass im Herbst, Winter und Frühling 1878 - 79 in den preussischen Forsten sowie nach eigenen Untersuchungen dargestellt''; Berlin : Springer 1880
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* B.A.; ''Waldbeschädigungen durch Thiere und Gegenmittel''; Berlin : Springer 1882
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===über Bernard Altum===
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* Kraus, P. Gelasius; ''Bernard Altum als Naturphilosoph. Ein Beitrag zur Geschichte der Naturphilosophie im 19. Jh.''; Paderborn : Schöningh 1914
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* Eidmann, Hermann; ''Bernhard Altum''; in: Neue Deutsche Biographie ; Bd. I, S.230
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== Weblinks ==
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* {{Wp|Bernard_Altum|Johann Bernard Theodor Altum}}
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[[Kategorie:Katholischer Geistlicher|Altum, Bernard]]
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[[Kategorie:Naturwissenschaftler|Altum, Bernard]]

Aktuelle Version vom 17. Februar 2024, 14:11 Uhr

Johann Bernard Theodor Altum (*1824 in Münster - † 1. Februar 1900 in Eberswalde)[Anm. 1] war ein in Münster geborener katholischer Priester und Zoologe. Seine bedeutendsten Untersuchungen und Veröffentlichungen machte er auf dem Gebiet der Forstzoologie.

Leben

Johann Bernard Theodor Altum wurde 1824 in Münster geboren. Sein Geburtsdatum wird in verschiedenen Publikationen unterschiedlich angegeben (21. Dezember, 31. Dezember oder 31. Januar) (Anm. 1). Seine Eltern waren der Schuhmacher Bernard Theodor Altum († 1849) und Anna Gertrude Antonette Huder. Er wuchs in ärmlichen Verhältnissen in der übel beleumundeten Ribbergasse auf, besuchte die Volksschule im Überwasser-Viertel und wurde als begabter Junge am Gymnasium Paulinum aufgenommen. Nach dem Abitur studierte er katholische Theologie und Philologie in Münster, wurde 1849 zum Priester geweiht und erhielt eine Anstellung als Kaplan an St. Servatii.

Ein Studium der Philologie setzte er ab 1853 in Berlin fort und promovierte an der dortigen Universität 1855 mit einer vergleichenden Arbeit zu Homer, Aischylos, Sophokles und Euripides. Seine wahre Berufung fand er, wie auch Hermann Landois, in den Naturwissenschaften, insbesondere in der Zoologie. Er besuchte Vorlesungen von Johannes Peter Müller über Anatomie und Physiologie und arbeitete im Berliner Museum für Naturkunde bei Martin Lichtenstein. 1856 ging er als Lehrer nach Münster zurück und wurde 1859 als Privatdozent für Zoologie an der dortigen Akademie habilitiert.

1869 folgte er einem Ruf als Professor an die Forstakademie im brandenburgischen Eberswalde und trat dort die Nachfolge Julius Theodor Christian Ratzeburgs an, des Begründers der modernen Forstentomologie. 1891 wurde er zum Geheimen Regierungsrat ernannt. In den letzten Lebensjahren stand er als Präsident der Allgemeinen Deutschen Ornithologischen Gesellschaft vor. Bernard Altum starb am 1. Februar 1900 in Eberswalde und wurde auf dem Friedhof des Gutes Heidhorn bei Hiltrup beigesetzt.

Zu seinen Ehren wurde an der Kreuzschanze in der Nähe des Buddenturms in Münster ein von dem Bildhauer Wilhelm Bolte geschaffenes Denkmal aufgestellt, das im „Zweiten WeltkriegsWP“ zerstört wurde. An seine Stelle trat 1962 ein Skulptur von „Arnold SchlickWP“, die auf hohem Sockel einen Uhu zeigt. Am Fuß des Sockels ist eine Vogeltränke angebracht. In Münster erinnert auch die Altumstraße an ihn.

Werk

In seiner Tätigkeit als Lehrer und Dozent in Münster bemühte er sich um eine Verbesserung des zoologischen Unterrichts in den Schulen. Sein Interesse galt zunächst der münsterländischen Fauna. Er veröffentliche in dieser Zeit "Die Säugetiere des Münsterlandes" (1867), das populäre bis ins 20. Jahrhundert mehrfach wiederaufgelegte "Der Vogel und sein Leben" (1868), das als sein Hauptwerk gilt. 1870 folgte diesen zoologischen Querschnitten das gemeinsam mit Hermann Landois geschriebene "Lehrbuch der Zoologie". Als Ornithologe erforschte er das Territorialverhalten von Vögeln, formulierte eine Theorie ihrer Revierbildung und bezog dabei Beobachtungen zum Vogelgesang ein. Er stand damit im Gegensatz zu Zoologen wie Alfred Brehm, die das Verhalten der Tiere durch Übertragung menschlicher Eigenschaften und Verhaltensweisen anthropomorphistisch deuteten. In der Auseinandersetzung mit den Lehren von Charles Darwin vertrat Altum eine teleologische Entwicklungstheorie, sah also Veränderungen in der belebten Natur als zielgerichtet an.

An der Eberswalder Forstakademie konzentrierte sich sein Forschungsinteresse auf die Insekten des Waldes und und ihre Bedeutung in der Forstwirtschaft. Die Ergebnisse seiner Untersuchungen veröffentlichte er bis zu seinem Tode in zahlreichen Aufsätzen in der "Zeitschrift für Forst- und Jagdwesen". In den vier Bänden seiner groß angelegten "Forstzoologie" fasste er in den Jahren 1872 - 1875 seine Forschungen und die seines Vorgängers Ratzeburg in einem Standardwerk zusammen.

Anmerkungen

  • [Anm. 1]: Detlef Fischer, Münster von A bis Z, Münster : Aschendorff 2000 nennt den 21. Dezember, Hermann Eidmann in der NDB den 31. Januar und de.wikipedia.org den 31. Dezember des Jahres 1824 als Geburtsdatum.

Literatur

Bernhard Altums Werke

  • B.A.; Similitudines Homeri cum Aeschyli, Sophoclis, Euripidis comparantur; Berolini 1855 (Diss.)
  • B.A.; Winke für Lehrer zur Hebung des zoologischen Unterrichts an höheren Bildungsanstalten; Münster : Aschendorff 1863
  • B.A.; Die Säugethiere des Münsterlandes in ihren Lebensverhältnissen, nach selbständigen Beobachtungen und Erfahrungen dargestellt; Münster : Niemann 1867 (Fauna der Wirbelthiere des Münsterlandes, Bd. 1), (Neudruck: Osnabrück : Wenner 1973; ISBN 3-87898-035-3)
  • B.A.; Der Vogel und sein Leben; Münster : Niemann 1868, (zahlreiche Neuausgaben)
  • B.A. und Hermann Landois; Lehrbuch der Zoologie; Freiburg im Breisgau : Herder 1870
  • B.A.; Forstzoologie; Berlin: Springer 1872 ff. - Bd. 1 : Säugethiere (1872-73; 2. verb. u. verm. Ausg. 1876); Bd. 2 : Vögel (1872-73; 2. verb. u. verm. Ausg. 1880); Bd. 3, 1. Abth. : Insecten - Allgemeines und Käfer (1874, 2. verb. u. verm. Ausg. 1881); Bd. 3, 2. Abth. : Insecten - Schmetterlinge, Haut-, Zwei-, Gerad-, Netz- und Halbflügler (1875, 2. verb. u. verm. Ausg. 1882)
  • B.A.; Die Geweihbildung bei Rothhirsch, Rehbock, Damhirsch : ein Beitrag zur Jagdzoologie; Berlin : Springer 1874
  • B. A. und Hermann Landois; Die Geweihbildung des Elchhirsches; Berlin : Springer 1874
  • B.A.; Unsere Spechte und ihre forstliche Bedeutung; Berlin : Springer 1878
  • B.A.; Unsere Mäuse in ihrer forstlichen Bedeutung nach amtlichen Berichten über den Mausefrass im Herbst, Winter und Frühling 1878 - 79 in den preussischen Forsten sowie nach eigenen Untersuchungen dargestellt; Berlin : Springer 1880
  • B.A.; Waldbeschädigungen durch Thiere und Gegenmittel; Berlin : Springer 1882

über Bernard Altum

  • Kraus, P. Gelasius; Bernard Altum als Naturphilosoph. Ein Beitrag zur Geschichte der Naturphilosophie im 19. Jh.; Paderborn : Schöningh 1914
  • Eidmann, Hermann; Bernhard Altum; in: Neue Deutsche Biographie ; Bd. I, S.230

Weblinks