August Schmiemann: Unterschied zwischen den Versionen

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einem Brief die Stadtverwaltung anflehte, angesichts seiner desolaten wirtschaftlichen Lage eine Arbeitsmöglichkeit zu verschaffen, beauftragte man ihn und seinen Kollegen Heinrich Ostlinnig, eine dem ursprünglichen Denkmal ähnliche Statue zu erstellen. Dieser Auftrag wurde zur allgemeinen
 
einem Brief die Stadtverwaltung anflehte, angesichts seiner desolaten wirtschaftlichen Lage eine Arbeitsmöglichkeit zu verschaffen, beauftragte man ihn und seinen Kollegen Heinrich Ostlinnig, eine dem ursprünglichen Denkmal ähnliche Statue zu erstellen. Dieser Auftrag wurde zur allgemeinen
 
Zufriedenheit erfüllt. So konnte dieses Denkmal in Beisein von Bundespräsident [[Theodor Heuss|Heuss]] anläßlich des 20. Deutschen Bauerntages in Münster enthüllt werden. Mazzotti bezeichnete dies als seine wichtigste Arbeit.
 
Zufriedenheit erfüllt. So konnte dieses Denkmal in Beisein von Bundespräsident [[Theodor Heuss|Heuss]] anläßlich des 20. Deutschen Bauerntages in Münster enthüllt werden. Mazzotti bezeichnete dies als seine wichtigste Arbeit.
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==2.2 Denkmal Christoph Bernhard von Galen
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Der Pfarrer von Telgte, Anton Hovestadt, regte 1896 an, zum 250. Jahrestag der Errichtung der Wallfahrtskapelle Telgte im Jahre 1904 ihrem Erbauer, Fürstbischof Christoph Bernhard von Galen, ein Denkmal zu setzen. Das zu diesem Zweck gebildete Komitee erließ einen Spendenaufruf und suchte Sponsoren. Schmie-mann wurde damit beauftragt, einen Entwurf für dieses Denkmal zu liefern. Von Galen war in Münster wegen seiner Streitbarkeit und zahlreichen Fehden unbeliebt und wurde hier nur "Bombenbernd" genannt; u.a. hatte er die Stadt acht Monate lang belagert. Da er ein großer Förderer der Marienwallfahrt nach Telgte, war, zeigt ihn ein Relief im Sockel des Denkmals am Münstertor Telgte als Betender vor der Marien-Pieta. Zwar konnte die Skulptur im ersten Weltkrieg vor der sog. "Metallspende" für die Rüstungsindustrie bewahrt werden. Aber im Zweiten Weltkrieg blieb sie davon nicht verschont. Nach dem Krieg wurde das Monument neu gegossen und an gleicher Stelle errichtet. Seit 1996 steht es auf der Denkmalliste der Stadt Telgte.
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2.3 Denkmäler für Staatsmänner
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Der Ruf des Bildhauers führte dazu, dass ihm zahlreiche Aufträge zuteil wurden. So hat er beispielsweise in Ibbenbüren ein Preußen-Denkmal geschaffen. Für den Reichskanzler Otto von Bismarck entstanden aus seiner Hand Denkmäler u.a. in Wanne-Eickel und in Bad Bentheim. Vor dem Schloß Münster wurde von ihm ein Denkmal für Kaiser Wilhelm I. geschaffen.
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2.4 Populäre Typen: Landois und Kuhhirte
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Anläßlich der "Silberhochzeits-Feier" des Zoologischen Gartens Münster im Jahre 1900 beauftragten Freunde von Prof. Hermann Landois den Künstler, eine Skulptur von ihm anzufertigen. Er hatte den Zoo im Jahre 1875 gegründet und sollte nicht vergessen werden. Anfangs stand das Denkmal vor der Tuckesburg am Zoo, wo Landois mit seiner Nichte Pollak und dem Affen Lehmann wohnte. Später wurde es - wie der Zoo - zum Aasee umgesiedelt, wo es heute die Gäste im Eingangsbereich begrüßt. Im Kopf des Denkmals befindet sich ein Nistkasten für Stare. Landois meinte dazu: "Ick hew mien ganz Liäwen lang eenen Vuogel innen Kopp hat! Nu sallt de Vüögel sick up mien Denkmaol setten". Barbara Klössel bezeichnet das Denkmal als "Grenzposition der damaligen Kunstübung", weil es in akribischer Genauigkeit die Gestalt von Landois mit all ihren spezifischen Merkmalen - in der Haltung, der Gestig und Mimik, sowie den Attributen - in Metall getrieben wurde.
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Die Stadt Bochum
  
  

Version vom 21. April 2010, 19:51 Uhr

August Schmiemann (*17. Februar 1845 in Münster - † 5. August 1927 in Münster) war ein Münsteraner Bildhauer.

Leben

Schmiemann entstammt einer alteingesessenen "Paohlbürger"-Familie. Pate war sein Onkel, der Theologie-Professor August Bispink. Seine Eltern schickten ihn aufs Gymnasium, weil sie und der Taufpate ihn als Geistlichen wünschten. August setzte sich nach dem Schulabschluss gegen alle Widerstände durch und absolvierte eine Lehre beim Bildhauer Wörmann. Der Nachbar, ein Ofensetzer, hatte als erster sein Talent erkannt: "Schmiemanns Vater, ick sägge di, de Junge hät Schanie". Die Wanderjahre führten August nach Hannover und Amsterdam, wo er die Kunstschule Felix Meritis besuchte, und schließlich zur Weiterbildung nach Berlin. Danach zog er in den Krieg 1870/71. Nach seiner Rückkehr heiratete er seine Jugendliebe Elisabeth Meschewskiy; mit ihr hatte er zehn Kinder, davon wurden drei Söhne Bildhauer.

Werk

Schmiemann schuf zahlreiche sakrale und profane Werke. Religiöse Kunstwerke stehen in 150 Kirchen - Altäre, Heiligenfiguren und Grabmale. Monumente für Kaiser Wilhelm, den Reichskanzler von Bismarck und Friedrich Schiller entstanden in rascher Folge.

Der Kiepenkerl

Im Oktober 1895 schloß der Verschönerungsverein Münster mit dem Bildhauer einen Vertrag über die Schaffung eines Kiepenkerl-Denkmals. Die Statue sollte 1,75 m groß sein und auf einem Sockel aus Sandstein stehen. Als Vergütung wurde ein Betrag von 2.960 Reichsmark vereinbart. Die Statue wurde am 16.Oktober 1896 unter großer Anteilnahme der Bevölkerung eingeweiht. Sie wurde allgemein geschätzt. Dazu trug bei, dass Schmiemann einen klugen Mann dargestellt hatte, der um keine Worte verlegen war, um seine Kunden zu bedienen. Hinzu kam ein bodenständiger Humor. Das Denkmal überstand die Bombenangriffe auf Münster im Oktober 1943: Während rundherum die Altstadt brannte, blieb die Statue ohne Beschädigung stehen. Daraufhin ließen die Nationalsozialisten ein Plakat mit seinem Foto drucken und der Aufschrift: " Wi staoht fast - trotzdem und dennoch!" Diesem Umstand ist es zuzuschreiben, daß die amerikanischen Besatzer bei ihrem Einmarsch in Münster einen Zusammenhang zwischen Nationalsozialisten und Kiepenkerl herstellten und das Denkmal mit einem Panzer umlegten. Während Münster noch in Trümmern lag, schrieb die Niederdeutsche Bühne einen Wettbewerb für die neu zu errichtende Kiepenkerl-Statue aus. Die zwölf eingesandten Entwürfe sagten der Jury unter dem Vorsitz des Oberbürgermeisters Dr. Karl Zuhorn nicht zu. Als dann der Bildhauer Albert Mazzotti (jun.) in einem Brief die Stadtverwaltung anflehte, angesichts seiner desolaten wirtschaftlichen Lage eine Arbeitsmöglichkeit zu verschaffen, beauftragte man ihn und seinen Kollegen Heinrich Ostlinnig, eine dem ursprünglichen Denkmal ähnliche Statue zu erstellen. Dieser Auftrag wurde zur allgemeinen Zufriedenheit erfüllt. So konnte dieses Denkmal in Beisein von Bundespräsident Heuss anläßlich des 20. Deutschen Bauerntages in Münster enthüllt werden. Mazzotti bezeichnete dies als seine wichtigste Arbeit.

==2.2 Denkmal Christoph Bernhard von Galen Der Pfarrer von Telgte, Anton Hovestadt, regte 1896 an, zum 250. Jahrestag der Errichtung der Wallfahrtskapelle Telgte im Jahre 1904 ihrem Erbauer, Fürstbischof Christoph Bernhard von Galen, ein Denkmal zu setzen. Das zu diesem Zweck gebildete Komitee erließ einen Spendenaufruf und suchte Sponsoren. Schmie-mann wurde damit beauftragt, einen Entwurf für dieses Denkmal zu liefern. Von Galen war in Münster wegen seiner Streitbarkeit und zahlreichen Fehden unbeliebt und wurde hier nur "Bombenbernd" genannt; u.a. hatte er die Stadt acht Monate lang belagert. Da er ein großer Förderer der Marienwallfahrt nach Telgte, war, zeigt ihn ein Relief im Sockel des Denkmals am Münstertor Telgte als Betender vor der Marien-Pieta. Zwar konnte die Skulptur im ersten Weltkrieg vor der sog. "Metallspende" für die Rüstungsindustrie bewahrt werden. Aber im Zweiten Weltkrieg blieb sie davon nicht verschont. Nach dem Krieg wurde das Monument neu gegossen und an gleicher Stelle errichtet. Seit 1996 steht es auf der Denkmalliste der Stadt Telgte.

2.3 Denkmäler für Staatsmänner

Der Ruf des Bildhauers führte dazu, dass ihm zahlreiche Aufträge zuteil wurden. So hat er beispielsweise in Ibbenbüren ein Preußen-Denkmal geschaffen. Für den Reichskanzler Otto von Bismarck entstanden aus seiner Hand Denkmäler u.a. in Wanne-Eickel und in Bad Bentheim. Vor dem Schloß Münster wurde von ihm ein Denkmal für Kaiser Wilhelm I. geschaffen.

2.4 Populäre Typen: Landois und Kuhhirte

Anläßlich der "Silberhochzeits-Feier" des Zoologischen Gartens Münster im Jahre 1900 beauftragten Freunde von Prof. Hermann Landois den Künstler, eine Skulptur von ihm anzufertigen. Er hatte den Zoo im Jahre 1875 gegründet und sollte nicht vergessen werden. Anfangs stand das Denkmal vor der Tuckesburg am Zoo, wo Landois mit seiner Nichte Pollak und dem Affen Lehmann wohnte. Später wurde es - wie der Zoo - zum Aasee umgesiedelt, wo es heute die Gäste im Eingangsbereich begrüßt. Im Kopf des Denkmals befindet sich ein Nistkasten für Stare. Landois meinte dazu: "Ick hew mien ganz Liäwen lang eenen Vuogel innen Kopp hat! Nu sallt de Vüögel sick up mien Denkmaol setten". Barbara Klössel bezeichnet das Denkmal als "Grenzposition der damaligen Kunstübung", weil es in akribischer Genauigkeit die Gestalt von Landois mit all ihren spezifischen Merkmalen - in der Haltung, der Gestig und Mimik, sowie den Attributen - in Metall getrieben wurde.

Die Stadt Bochum


Literatur

  • Aloys Buschmann, Münsters Bildhauer der Gegenwart, Münster o.J. (ca. 1920)
  • Eli Marcus, Ein niederdeutscher Künstler - mit 9 Abb., Text über den Bildhauer Schmiemann. In: Niedersachsen, illustrierte Halbmonatsschrift, Bremen, 15. Jahrgang 1909/10, S. 123-125
  • Walter Werland, Bildhauer August Schmiemann. In: Westfälische Nachrichten, Münster, 31. Januar 1984
  • August Schmiemann, In: Helmut Ebert, Lexikon der bildenden und gestaltenden Künstlerinnen und Künstler in Westfalen-Lippe; Münster : Aschendorff 2001; ISBN 3-402-05458-2
  • Fred Kaspar, Ein Denkmal für Fürstbischof Christoph Bernhard von Galen. In: Westfalen, Münster, 82. Bd., 2004 (erschienen 2007), S. 343-354