Anton Wilhelm Aschendorff: Unterschied zwischen den Versionen

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'''Anton Wilhelm Aschendorff''' (*22. Oktober 1735, Münster, †25. Juni 1804 ebenda) war Buchdrucker, Buchhändler und Verleger in Münster.
 
'''Anton Wilhelm Aschendorff''' (*22. Oktober 1735, Münster, †25. Juni 1804 ebenda) war Buchdrucker, Buchhändler und Verleger in Münster.
  
Anton Wilhelm Joseph Aschendorff war der einzige Sohn von [[Wilhelm Aschendorff]] (≈1700–1768), einem Buchbinder und Buchhändler, der als Gründer der Unternehmensgruppe [[Aschendorff]] gilt. Nach vierjähriger Wanderschaft (1753–1757, unter anderem in Prag) folgte er seinem Vater als Buchbinder, Buchhändler und Verleger im Unternehmen nach und dehnte den Geschäftsbetrieb aus. Während der Belagerung Münsters im Siebenjährigen Krieg heiratete er Magdalena Redinckchoff (*7. Juni 1740, Münster, †26. März 1806 ebenda), die Tochter eines Tabakfabrikanten.
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Anton Wilhelm Joseph Aschendorff war der einzige Sohn von [[Wilhelm Aschendorff]] (≈1700–1768), einem Buchbinder und Buchhändler, der als Gründer der Unternehmensgruppe [[Aschendorff]] gilt. Nach vierjähriger Wanderschaft (1753–1757, unter anderem in Prag) folgte er seinem Vater als Buchbinder, Buchhändler und Verleger im Unternehmen nach und dehnte den Geschäftsbetrieb aus. Während der Belagerung Münsters im Siebenjährigen Krieg heiratete er Magdalena Redinckchoff (*7. Juni 1740, Münster, †26. März 1806 ebenda), die Tochter eines Tabakfabrikanten. Die gemeinsame Tochter Sophia Francisca (*8. Dezember 1760, Münster, †13. Januar 1848 ebenda) ist die Mutter des Unternehmensnachfolgers und späteren Oberbürgermeisters [[Johann Hermann Hüffer]].
  
Im Jahr 1762 erwarb er die Presse der Witwe Nagel und expandierte auch als Buchdrucker. Nach Eröffnung der Universität zu Münster erhielt er vom Landesherrn Fürstbischof Maximilian Friedrich ein Privileg als Universitätsbuchdrucker.
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Im Jahr 1762 erwarb Anton Wilhelm Aschendorff die Presse der Witwe Nagel und expandierte auch als Buchdrucker. Nach Eröffnung der Universität zu Münster erhielt er vom Landesherrn Fürstbischof Maximilian Friedrich ein Privileg als Universitätsbuchdrucker.
  
Um 1750 – ein Jahrhundert nachdem in Leipzig die erste Tageszeitung erschienen war – druckte Wilhelm Aschendorff die „[[Münsterische Staatsrelation, deren neuesten Europäischen Nachrichten und Begebenheit]]“.  Sie erschien wöchentlich zweimal – allerdings nur für kurze Zeit. Es sind nur wenige erhalten Stücke bekannt (siehe Steffens 1952:170)
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Um 1750 – ein Jahrhundert nachdem in Leipzig die erste Tageszeitung erschienen war – druckte Wilhelm Aschendorff die „[[Münsterische Staatsrelation, deren neuesten Europäischen Nachrichten und Begebenheit]]“.  Sie erschien wöchentlich zweimal – allerdings nur für kurze Zeit. Es sind nur wenige erhalten Stücke bekannt (siehe Steffens 1952:170).
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Im Jahr 1763 gründete Aschendorff das „[[Münsterische Intelligenzblatt]]“ – „''Mit Ihrer Churfürstl.Gnaden zu Cölln gnädigstem Privilegio.''“ Es war zugleich der Beginn der Regierungszeit des Kölner Erzbischofs und Kurfürsten Maximilian Friedrich von Königsegg-Rothenfels (1708–1784); der auch Bischof und Landesherr von Münster ist. Sein fürstliche Wappen zierte viele Jahre lang die erste Seite des Blattes.
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Wie sein kurzlebiger Vorläufer gehört das Blatt zum Typ der so genannten Intelligenz- bzw. Einsichtsblätter, die seit den 1720er Jahren in vielen deutschen Städten erscheinen.
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Die erste Nummer des „''Münsterischen Intelligenzblattes''“ erschien am 19. April 1763, kaum zwei Monate nach dem Frieden von Hubertusburg, der den Siebenjährigen Krieg beendete. Anfangs zweimal wöchentlich, später drei- und schließlich sogar sechsmal. Ununterbrochen – 86 Jahre lang. Das kurfürstliche Privilegio überdaueret noch bis 1804 und damit das Ende des Hochstifts Münster. In den Jahren 1805 und 1806, während der preußischen Besatzungszeit, übernahm das Königliche General-Postamt in Berlin die Publikation – für Rechnung des großen Militär-Waisenhauses zu Potsdam.  Die erste Ausgabe vom 4. Januar 1805 zierte nun der preußische Adler.
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Während der folgenden französischen Herrschaft über Münster, auch während der kurzen Episode des Lippe-Départements,  wird das Blatt fortgesetzt, bis es zum Jahresanfang 1812 an die Aschendorff’sche Buchhandlung zurückfiel. Ab Januar 1815 bis zur Einstellung  wurde es erneut vom General-Postamte zu Berlin verwaltet. Die letzte Nummer erschien am 30. Dezember 1849.

Version vom 21. Februar 2013, 16:06 Uhr

Anton Wilhelm Aschendorff (*22. Oktober 1735, Münster, †25. Juni 1804 ebenda) war Buchdrucker, Buchhändler und Verleger in Münster.

Anton Wilhelm Joseph Aschendorff war der einzige Sohn von Wilhelm Aschendorff (≈1700–1768), einem Buchbinder und Buchhändler, der als Gründer der Unternehmensgruppe Aschendorff gilt. Nach vierjähriger Wanderschaft (1753–1757, unter anderem in Prag) folgte er seinem Vater als Buchbinder, Buchhändler und Verleger im Unternehmen nach und dehnte den Geschäftsbetrieb aus. Während der Belagerung Münsters im Siebenjährigen Krieg heiratete er Magdalena Redinckchoff (*7. Juni 1740, Münster, †26. März 1806 ebenda), die Tochter eines Tabakfabrikanten. Die gemeinsame Tochter Sophia Francisca (*8. Dezember 1760, Münster, †13. Januar 1848 ebenda) ist die Mutter des Unternehmensnachfolgers und späteren Oberbürgermeisters Johann Hermann Hüffer.

Im Jahr 1762 erwarb Anton Wilhelm Aschendorff die Presse der Witwe Nagel und expandierte auch als Buchdrucker. Nach Eröffnung der Universität zu Münster erhielt er vom Landesherrn Fürstbischof Maximilian Friedrich ein Privileg als Universitätsbuchdrucker.

Um 1750 – ein Jahrhundert nachdem in Leipzig die erste Tageszeitung erschienen war – druckte Wilhelm Aschendorff die „Münsterische Staatsrelation, deren neuesten Europäischen Nachrichten und Begebenheit“. Sie erschien wöchentlich zweimal – allerdings nur für kurze Zeit. Es sind nur wenige erhalten Stücke bekannt (siehe Steffens 1952:170).

Im Jahr 1763 gründete Aschendorff das „Münsterische Intelligenzblatt“ – „Mit Ihrer Churfürstl.Gnaden zu Cölln gnädigstem Privilegio.“ Es war zugleich der Beginn der Regierungszeit des Kölner Erzbischofs und Kurfürsten Maximilian Friedrich von Königsegg-Rothenfels (1708–1784); der auch Bischof und Landesherr von Münster ist. Sein fürstliche Wappen zierte viele Jahre lang die erste Seite des Blattes.

Wie sein kurzlebiger Vorläufer gehört das Blatt zum Typ der so genannten Intelligenz- bzw. Einsichtsblätter, die seit den 1720er Jahren in vielen deutschen Städten erscheinen.

Die erste Nummer des „Münsterischen Intelligenzblattes“ erschien am 19. April 1763, kaum zwei Monate nach dem Frieden von Hubertusburg, der den Siebenjährigen Krieg beendete. Anfangs zweimal wöchentlich, später drei- und schließlich sogar sechsmal. Ununterbrochen – 86 Jahre lang. Das kurfürstliche Privilegio überdaueret noch bis 1804 und damit das Ende des Hochstifts Münster. In den Jahren 1805 und 1806, während der preußischen Besatzungszeit, übernahm das Königliche General-Postamt in Berlin die Publikation – für Rechnung des großen Militär-Waisenhauses zu Potsdam. Die erste Ausgabe vom 4. Januar 1805 zierte nun der preußische Adler.

Während der folgenden französischen Herrschaft über Münster, auch während der kurzen Episode des Lippe-Départements, wird das Blatt fortgesetzt, bis es zum Jahresanfang 1812 an die Aschendorff’sche Buchhandlung zurückfiel. Ab Januar 1815 bis zur Einstellung wurde es erneut vom General-Postamte zu Berlin verwaltet. Die letzte Nummer erschien am 30. Dezember 1849.