Anton Matthias Sprickmann: Unterschied zwischen den Versionen

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1749, im selben Jahr wie Goethe, wurde Anton Matthias Aloysius Sprickmann in Münster als Sohn des bischöflichen Leibmediziners Johann Christoph Ignatius Sprickmann (*[[20. Juni]] [[1709]]; [[17. November]] [[1755]]) geboren. Seine Mutter war Anna Maria Theresia Pictorius (1713–1803), Tochter des münsterischen Barockbaumeisters [[Gottfried Laurenz Pictorius]]. Die fest im Glauben verwurzelte Familie wohnte [[Krummer Timpen]] 10/11; auf diesem Gelände steht heute zum Teil das Gebäude der Universitäts- und Landesbibliothek. Schräg gegenüber, an der Ecke zur [[Bäckergasse]], befand sich das Stadthaus der Familie Droste-Hülshoff. Am [[2. Mai]] [[1751]] wurde der Bruder [[Bernhard Sprickmann]] geboren († 1805). Drei weitere Geschwister überlebten die Jugendjahre nicht. Seinen Vater verliert Sprickmann bereits im Alter von sechs Jahren. "[D]ie Mutter hat bis in ihr neunzigstes Jahr neben dem Sohne, der sie innig liebte, in dem alten großväterlichen Hause gelebt und alle stürmischen Wirren, aber auch die geklärteren männlichen Zeiten ihres Anton und endlich die schwere politische Heimsuchung des Münsterlandes mit angesehen." <sup>Anm. 1</sup>
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1749, im selben Jahr wie Goethe, wurde Anton Matthias Aloysius Sprickmann in Münster als Sohn des bischöflichen Leibmediziners Johann Christoph Ignatius Sprickmann (*[[20. Juni]] [[1709]]; [[17. November]] [[1755]]) geboren. Seine Mutter war Anna Maria Theresia Pictorius (1713–1803), Tochter des münsterischen Barockbaumeisters [[Gottfried Laurenz Pictorius]]. Die fest im Glauben verwurzelte Familie wohnte [[Krummer Timpen]] 10/11; auf diesem Gelände steht heute zum Teil das Gebäude der Universitäts- und Landesbibliothek. Schräg gegenüber, an der Ecke zur [[Bäckergasse]], befand sich das Stadthaus der Familie Droste-Hülshoff. Am [[2. Mai]] [[1751]] wurde der Bruder [[Bernhard Sprickmann]] geboren († 1805). Drei weitere Geschwister überlebten die Jugendjahre nicht. Seinen Vater verliert Sprickmann bereits im Alter von sechs Jahren. "''[D]ie Mutter hat bis in ihr neunzigstes Jahr neben dem Sohne, der sie innig liebte, in dem alten großväterlichen Hause gelebt und alle stürmischen Wirren, aber auch die geklärteren männlichen Zeiten ihres Anton und endlich die schwere politische Heimsuchung des Münsterlandes mit angesehen.''" <sup>[Anm.1]</sup>
  
 
Standesgemäß besuchte Matthias Sprickmann ab dem elften Lebensjahr – kurz vor Ende des Siebenjährigen Krieges – das Jesuitengymnasium in Münster, das spätere [[Gymnasium Paulinum]]. Dort zeigte sich schon früh sein Interesse für das Theater. 1760 spielte er die Titelrolle in dem Schulstück „''Die Rache des verrathenen Menschen Liebe oder Mauricius''“. Seine Mutter (sie erzieht zusammen mit ihren Schwestern, Gertrud und Agnes, die beiden Söhne) möchte nicht, das Matthias sich wie zahlreiche andere Verwandte dem geistlichen Stande zuwendet.  Sie wollte ihn nicht auch im „Jesuitentalar“ sehen und erreichte, dass er ab dem Frühjahr 1765 juristische Kollegien besuchte. Damit war eine andere Laufbahn vorgezeichnet. Im Herbst 1766 verließ Sprickmann Münster und immatrikulierte sich an der Georgia-Augusta-Universität in Göttingen. Diese hat Halle als führende deutsche Universität inzwischen abgelöst. Der Geist der Aufklärung zeigte sich in Göttingen auch daran, dass die Theologische Fakultät – anders als bis dato üblich – keinen Vorrang mehr vor den anderen Fakultäten besaß. Zudem erhielt die akademische Lehre einen hohen Stellenwert. Der englische König und hannoversche Kurfürst Georg II. sicherte der Universität Göttingen völlige Lehrfreiheit zu – beachtlich in der absolutistischen Welt des frühen 18. Jahrhunderts. Sprickmann beendete dort1768 sein Jurastudium und ging – wie schon sein Vater und zahlreiche andere katholische Juristen aus Westfalen – zur Promotion ins niederländische Harderwijk. Sprickmann promovierte am 25. September 1769 und beendete damit seine Studien. Im Folgejahr erhielt er eine Zulassung zur Advokatur in Münster. Der fürstbischöflichen Minister und Generalvikars [[Franz von Fürstenberg]] wählte ihn im gleichen Jahr als Privatsekretär aus; er protegierte den jungen Sprickmann und ermöglichte ihm weitere Studien und reisen.   
 
Standesgemäß besuchte Matthias Sprickmann ab dem elften Lebensjahr – kurz vor Ende des Siebenjährigen Krieges – das Jesuitengymnasium in Münster, das spätere [[Gymnasium Paulinum]]. Dort zeigte sich schon früh sein Interesse für das Theater. 1760 spielte er die Titelrolle in dem Schulstück „''Die Rache des verrathenen Menschen Liebe oder Mauricius''“. Seine Mutter (sie erzieht zusammen mit ihren Schwestern, Gertrud und Agnes, die beiden Söhne) möchte nicht, das Matthias sich wie zahlreiche andere Verwandte dem geistlichen Stande zuwendet.  Sie wollte ihn nicht auch im „Jesuitentalar“ sehen und erreichte, dass er ab dem Frühjahr 1765 juristische Kollegien besuchte. Damit war eine andere Laufbahn vorgezeichnet. Im Herbst 1766 verließ Sprickmann Münster und immatrikulierte sich an der Georgia-Augusta-Universität in Göttingen. Diese hat Halle als führende deutsche Universität inzwischen abgelöst. Der Geist der Aufklärung zeigte sich in Göttingen auch daran, dass die Theologische Fakultät – anders als bis dato üblich – keinen Vorrang mehr vor den anderen Fakultäten besaß. Zudem erhielt die akademische Lehre einen hohen Stellenwert. Der englische König und hannoversche Kurfürst Georg II. sicherte der Universität Göttingen völlige Lehrfreiheit zu – beachtlich in der absolutistischen Welt des frühen 18. Jahrhunderts. Sprickmann beendete dort1768 sein Jurastudium und ging – wie schon sein Vater und zahlreiche andere katholische Juristen aus Westfalen – zur Promotion ins niederländische Harderwijk. Sprickmann promovierte am 25. September 1769 und beendete damit seine Studien. Im Folgejahr erhielt er eine Zulassung zur Advokatur in Münster. Der fürstbischöflichen Minister und Generalvikars [[Franz von Fürstenberg]] wählte ihn im gleichen Jahr als Privatsekretär aus; er protegierte den jungen Sprickmann und ermöglichte ihm weitere Studien und reisen.   

Version vom 2. Juli 2013, 20:59 Uhr

Anton Matthias Sprickmann (* 7. September 1749 in Münster; † 22. November 1833 ebenda) war ein deutscher Schriftsteller und Jurist. Er war fürstbischöflicher Beamter, Professor u.a. in Münster und Berlin, Förderer und Dramaturg des ersten Theaters (Komödienhaus) in Münster, Gründer der münsterischen Freimaurerloge "Zu den drey Balken". Er stand zeitweilig der Familia sacra um die Fürstin Amalie von Gallitzin nahe und gilt auch als Freund und Förderer der Droste.

Leben

1749, im selben Jahr wie Goethe, wurde Anton Matthias Aloysius Sprickmann in Münster als Sohn des bischöflichen Leibmediziners Johann Christoph Ignatius Sprickmann (*20. Juni 1709; 17. November 1755) geboren. Seine Mutter war Anna Maria Theresia Pictorius (1713–1803), Tochter des münsterischen Barockbaumeisters Gottfried Laurenz Pictorius. Die fest im Glauben verwurzelte Familie wohnte Krummer Timpen 10/11; auf diesem Gelände steht heute zum Teil das Gebäude der Universitäts- und Landesbibliothek. Schräg gegenüber, an der Ecke zur Bäckergasse, befand sich das Stadthaus der Familie Droste-Hülshoff. Am 2. Mai 1751 wurde der Bruder Bernhard Sprickmann geboren († 1805). Drei weitere Geschwister überlebten die Jugendjahre nicht. Seinen Vater verliert Sprickmann bereits im Alter von sechs Jahren. "[D]ie Mutter hat bis in ihr neunzigstes Jahr neben dem Sohne, der sie innig liebte, in dem alten großväterlichen Hause gelebt und alle stürmischen Wirren, aber auch die geklärteren männlichen Zeiten ihres Anton und endlich die schwere politische Heimsuchung des Münsterlandes mit angesehen." [Anm.1]

Standesgemäß besuchte Matthias Sprickmann ab dem elften Lebensjahr – kurz vor Ende des Siebenjährigen Krieges – das Jesuitengymnasium in Münster, das spätere Gymnasium Paulinum. Dort zeigte sich schon früh sein Interesse für das Theater. 1760 spielte er die Titelrolle in dem Schulstück „Die Rache des verrathenen Menschen Liebe oder Mauricius“. Seine Mutter (sie erzieht zusammen mit ihren Schwestern, Gertrud und Agnes, die beiden Söhne) möchte nicht, das Matthias sich wie zahlreiche andere Verwandte dem geistlichen Stande zuwendet. Sie wollte ihn nicht auch im „Jesuitentalar“ sehen und erreichte, dass er ab dem Frühjahr 1765 juristische Kollegien besuchte. Damit war eine andere Laufbahn vorgezeichnet. Im Herbst 1766 verließ Sprickmann Münster und immatrikulierte sich an der Georgia-Augusta-Universität in Göttingen. Diese hat Halle als führende deutsche Universität inzwischen abgelöst. Der Geist der Aufklärung zeigte sich in Göttingen auch daran, dass die Theologische Fakultät – anders als bis dato üblich – keinen Vorrang mehr vor den anderen Fakultäten besaß. Zudem erhielt die akademische Lehre einen hohen Stellenwert. Der englische König und hannoversche Kurfürst Georg II. sicherte der Universität Göttingen völlige Lehrfreiheit zu – beachtlich in der absolutistischen Welt des frühen 18. Jahrhunderts. Sprickmann beendete dort1768 sein Jurastudium und ging – wie schon sein Vater und zahlreiche andere katholische Juristen aus Westfalen – zur Promotion ins niederländische Harderwijk. Sprickmann promovierte am 25. September 1769 und beendete damit seine Studien. Im Folgejahr erhielt er eine Zulassung zur Advokatur in Münster. Der fürstbischöflichen Minister und Generalvikars Franz von Fürstenberg wählte ihn im gleichen Jahr als Privatsekretär aus; er protegierte den jungen Sprickmann und ermöglichte ihm weitere Studien und reisen.

Am 17. November 1771 heiratete er Marianne Kerckerinck, Tochter des Domsekretärs Hermann Kerckerinck († 26. September 1791). Im Jahr 1776 wurde sein Sohn sein Christoph Bernhard Sprickmann-Kerkerinck (1776–1852) geboren. Dieser schlug ebenfalls eine juristische Laufbahn ein und lehrte an der (alten) Universität Münster als Professor für Kriminalrecht (bis zu deren vorläufiger Schließung im Jahr 1818). Von ihm stammt die Familie Sprickmann-Kerkerinck ab. Nach dem Tod seiner ersten Frau vermählte sich Matthias Sprickmann im Januar 1793 mit Maria Antoinetta, Tochter des Richters Theodor Hermann Oistendorf aus Wolbeck.

Werke

Literatur

Quellen und Anmerkungen

  • [Anm.1] : Erich Schmidt: Artikel „Sprickmann, Anton Matthias“ in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 35 (1893), S. 305

Weblinks