Clemens von Ketteler: Unterschied zwischen den Versionen

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Langenscheid, Birgit und Viktoria von Schönfeldt: 'Märtyrer des deutschen Imperialismus': Das Ketteler Denkmal im Schloßgarten in Münster. In: Avenwedde, Heinrich und Heinz-Ulrich Eggert (Hrsg.): Denkmäler in Münster. Auf Entdeckungsreise in die Vergangenheit. Münster 1996, S. 247-314.
 
Langenscheid, Birgit und Viktoria von Schönfeldt: 'Märtyrer des deutschen Imperialismus': Das Ketteler Denkmal im Schloßgarten in Münster. In: Avenwedde, Heinrich und Heinz-Ulrich Eggert (Hrsg.): Denkmäler in Münster. Auf Entdeckungsreise in die Vergangenheit. Münster 1996, S. 247-314.
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Version vom 10. Juli 2006, 09:14 Uhr

Clemens August Freiherr von Ketteler wuchs in Münster auf. Er wurde 1900 als Botschafter des Deutschen Reiches während des 'Boxeraufstandes' [Aufstand der chinesischen Nationalbewegung] in Peking ermordet. Wilhelm II. nutzte den Mord an von Ketteler als Rechtfertigung für die blutige Niederschlagung des Boxeraufstandes durch deutsche Truppen. Heute erinnert ein Obelisk im Schloßgarten an von Ketteler. Er ist auf dem Zentralfriedhof begraben.


Biographie

Clemens August von Ketteler wurde am 22. November 1853 als Sohn von Cäcilie von Luck und Witten und August Joseph von Ketteler in Potsdam geboren. Der Vater starb vor der Geburt seines Sohnes und die Mutter zog mit ihren Kindern nach Münster.

Seine Schulzeit verbrachte Clemens von Ketteler zunächst am Paulinum und später am Gymnasium Coesfeld. Danach schlug er eine militärische Karriere ein, absolvierte dann aber eine diplomatische Ausbildung bei deutschen Gesandtschaften (Botschaften) in China. Berufliche Stationen waren u. a. Schanghai, Peking, Marrokko, Washington. 1896 wurde von Ketteler Gesandter (Botschafter) des Deutschen Reiches in Mexiko City. 1898 wurde er zum deutschen Botschafter von Peking berufen. Am 19. Juni 1900 wurde von Ketteler in Peking erschossen.


Spuren in der Geschichte

Boxeraufstand

Die Boxer waren ein chinesicher Geheimbund, der für die nationale Unabhängigkeit Chinas und gegen die westlichen Besatzungsmächte kämpfte.


Ermordung von Kettelers

Auszug aus dem Augenzeugenbericht des Dolmetschers der deutschen Botschaft in Peking, Heinrich Cordes: "Als ich den Blick von ihm [einem Karren] wieder auf die 3 Schritte vor mir getragene Sänfte des Herrn Gesandten richtete, sah ich ein Bild, welches mein Blut eine Sekunde zum Stocken brachte: Links neben der Sänfte, welche soeben die Polizeistation nördlich des genannten Pailon passiert hatte, stand wie aus der Erde gewachsen ein Bannersoldat (augenscheinlich ein Mandschu) in voller Uniform, Mütze mit rotem Rangknopf und blauer Feder, in Anschlagstellung, die Gewehrmündung kaum einen Meter von dem Seitenfenster der Sänfte entfernt, genau da, wo sich der Kopf de Herrn von Ketteler befinden müßte - ich rief entsetzt 'halt' - in demselben Augenblick krachte der Schuß - die Sänften wurden hingeworfen." In: AAA [Archiv des Auswärtigen Amtes], Personalakte von Ketteler Vol. 3, Nr. 70.


Sühne

Der deutsche Kaiser nutze die Ermordung von Kettelers und edie Meldung über ein angebliches Massaker an allen Botschaftsangehörigen in Peking als Rechtfertigung für die Entsendung von 30000 Soldaten nach China. Bei der Verabschiedung der Truppen hielt Kaiser Wilhelm II. die sogenannte "Hunnenrede": "[...] Pardon wird nicht gegeben, Gefangene werden nicht gemacht. Wie vor tausend Jahren die Hunnen unter König Etzel sich einen Namen gemacht haben, der sie noch jetzt in Überlieferung und Märchen gewaltig erscheinen läßt, so muß der Name "Deutscher" in China auf tausend Jahre durch Euch in einer Weise bestätigt werden, daß niemals wieder ein Chinese es wagt, einen Deutschen auch nur scheel anzusehen." [In: Kieser, Egbert: Als China erwachte. Der Boxeraufstand. Berlin 1984, S. 220.]


Spuren in Münster

Denkmal im Schloßgarten

Nach seinem Tod sollte von Ketteler zum Märtyrer des deutschen Imperialismus mythisiert werden. Auf nationaler Ebene bildete sich ein Komitee, das den Bau eines 'Ehrengrabes' für Ketteler plante. Gebaut werden sollte in Münster. Der Bildhauer Herrmann Hidding aus Berlin erhielt den Auftrag, Vorschläge für ein Denkmal im Schloßgarten auszuarbeiten. In seinem ersten Entwurf skizzierte Hidding eine monumentale nationale Weihestätte. In Anlehnung an altgermanische Hünengräber wollte er einen Grabhügel aufschütten, in dem der Totenkult zelebriert werden konnte. Auf dem Hügel sollte das eigentliche Denkmal, ein über 17 Meter hoher Obelisk mit Statue des Heiligen Michaels, gebaut werden.

Der Kaiser genehmigte diesen Plan, ohne allerdings die Kosten dafür übernehmen zu wollen. So war das Denkmal-Komitee darauf angewiesen, das Projekt mit Hilfe von Spenden zu verwirklichen. Es folgte eine internationale Werbekampagne: Es wurde nicht nur in Deutschland, sondern auch in Ländern und Städten, in denen Ketteler gearbeitet hatte, geworben. In ihren Spendenaufrufen appellierte das Denkmal-Komitee an das Nationalgefühl der Deutschen. Für den Plan Hiddings benötigte man 30000 Reichsmark. Das Nationalgefühl der Deutschen war jedoch weniger stark ausgeprägt als erhofft: nach 3 Jahren hatte das Komitee gerade mal 2000 Reichsmark gesammelt: genug Geld für einen schlichten und bescheidenen Obelisken. Dieser wurde am 25.10.1903 im Schloßgarten enthüllt und ist dort immer noch zu sehen.


Grab auf dem Zentralfriedhof

Am 10. August 1900 wurde Clemens von Ketteler auf dem Zentralfriedhof in Münster beerdigt und zwar rechts neben dem großen Kreuz.


Literatur

Langenscheid, Birgit und Viktoria von Schönfeldt: 'Märtyrer des deutschen Imperialismus': Das Ketteler Denkmal im Schloßgarten in Münster. In: Avenwedde, Heinrich und Heinz-Ulrich Eggert (Hrsg.): Denkmäler in Münster. Auf Entdeckungsreise in die Vergangenheit. Münster 1996, S. 247-314.