Türmer: Unterschied zwischen den Versionen
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Im [[Mittelalter]] galt der Beruf des Türmers als „[[Unehrlicher Beruf|ehrlos]]“ und damit als [[unehrlicher Beruf]].<ref>Jost Schneider: ''Sozialgeschichte des Lesens: zur historischen Entwicklung und sozialen Differenzierung der literarischen Kommunikation in Deutschland''. Walter de Gruyter, Berlin 2004, S. 154. ISBN 3-11-017816-8</ref> In den städtischen [[Ständegesellschaft]]en des Mittelalters wurden Kinder aus Türmerfamilien daher meist von der Aufnahme in andere [[Zunft|Zünfte]] ausgeschlossen. Erst Mitte des 16. Jahrhunderts erhielten sie durch [[Reichsgesetz]]e der Jahre 1548 und 1577 die Möglichkeit, ein anderes Handwerk zu erlernen.<ref>''Deutsche Encyclopädie oder Allgemeines Real-Wörterbuch aller Künste und Wissenschaften.'' Band 18. Varrentrapp und Wenner, Frankfurt am Main 1794, S. 277</ref> | Im [[Mittelalter]] galt der Beruf des Türmers als „[[Unehrlicher Beruf|ehrlos]]“ und damit als [[unehrlicher Beruf]].<ref>Jost Schneider: ''Sozialgeschichte des Lesens: zur historischen Entwicklung und sozialen Differenzierung der literarischen Kommunikation in Deutschland''. Walter de Gruyter, Berlin 2004, S. 154. ISBN 3-11-017816-8</ref> In den städtischen [[Ständegesellschaft]]en des Mittelalters wurden Kinder aus Türmerfamilien daher meist von der Aufnahme in andere [[Zunft|Zünfte]] ausgeschlossen. Erst Mitte des 16. Jahrhunderts erhielten sie durch [[Reichsgesetz]]e der Jahre 1548 und 1577 die Möglichkeit, ein anderes Handwerk zu erlernen.<ref>''Deutsche Encyclopädie oder Allgemeines Real-Wörterbuch aller Künste und Wissenschaften.'' Band 18. Varrentrapp und Wenner, Frankfurt am Main 1794, S. 277</ref> | ||
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Version vom 17. Januar 2018, 02:08 Uhr
Türmer (auch Turmwächter oder Turmbläser) ist die Bezeichnung für einen Wächter, der von einem Turm bzw. einer Türmerstube die Umgebung beobachtet.
Inhaltsverzeichnis
Aufgaben
Türmer hatten allgemein die Aufgabe, vom höchsten Turm die Stadt oder Burg vor Gefahren zu warnen.
Zu den zu meldenden Gefahren gehörten herannahende Truppen und Banden, aber auch Brände, die wegen der Enge der Städte, der weit verbreiteten Holzbauweise und des lange als Brennmaterial verwendeten Torfs, dessen Asche relativ lange nachglüht, sehr gefährlich waren.
Je nach Gegebenheit wurden dafür Kirchtürme oder Türme der Stadtbefestigung genutzt, innerhalb der Burgen war es meist der Bergfried. Zur Warnung der Bürger nutzten die Türmer entweder ein Wächterhorn, eine Glocke, Signalflaggen oder bei Dunkelheit auch Lampen. Es war durchaus üblich, dass Türmer auch im Turm wohnten. Eine weitere Aufgabe des Türmers konnte zudem das stündliche Schlagen einer Glocke zur Zeitangabe sein.
Das Choralblasen vom Turm ist eine rein protestantische Tradition, die erst mit der Reformation aufkam. Dem geblasenen Choral kam eine besondere Bedeutung zu, da es eine Art der Predigt darstellte, die über die Häuser hinweg zu den Menschen getragen wurde. Die Gemeinde hörte den Choral und konnte zuhause oder auf der Straße mitsingen oder mitbeten. Dies ist eng mit dem Turmblasen verwoben.
Heute werden Türmer hauptsächlich im Rahmen des Tourismus beschäftigt.
Soziale Stellung
Im Mittelalter galt der Beruf des Türmers als „ehrlos“ und damit als unehrlicher Beruf.<ref>Jost Schneider: Sozialgeschichte des Lesens: zur historischen Entwicklung und sozialen Differenzierung der literarischen Kommunikation in Deutschland. Walter de Gruyter, Berlin 2004, S. 154. ISBN 3-11-017816-8</ref> In den städtischen Ständegesellschaften des Mittelalters wurden Kinder aus Türmerfamilien daher meist von der Aufnahme in andere Zünfte ausgeschlossen. Erst Mitte des 16. Jahrhunderts erhielten sie durch Reichsgesetze der Jahre 1548 und 1577 die Möglichkeit, ein anderes Handwerk zu erlernen.<ref>Deutsche Encyclopädie oder Allgemeines Real-Wörterbuch aller Künste und Wissenschaften. Band 18. Varrentrapp und Wenner, Frankfurt am Main 1794, S. 277</ref>
Literatur
- Peter Bahn: „Hört Ihr Leut' und lasst Euch sagen…“. Die Geschichte der Türmer und Nachtwächter. Begleitbuch zur Ausstellung des Museums im Schweizer Hof, Bretten. Bretten 2008, ISBN 978-3-928029-47-6.
- Barbara Polaczek, Johann Wax: Glockenschlag und Hörnerklang. Türmer in der Oberpfalz. Buch & Kunstverlag Oberpfalz, Amberg 2002, ISBN 3-924350-95-7.
- Friedrich Scheele (Hrsg.), Martina Glimme: Slaept niet die daer waeckt: von Nachtwächtern und Türmern in Emden und anderswo. Begleitband zur gleichnamigen Ausstellung, Veröffentlichungen des Ostfriesischen Landesmuseums und Emder Rüstkammer 11. Isensee, Oldenburg 2001, ISBN 3-89598-761-1.
- Feuersbrünste – Sturmgeläut: Stadtbrände in Frankfurt am Main. Die Geschichte der städtischen Türmer und der Feuermeldetechnik. Ausstellung zum 1200-Jahre-Jubiläum der Stadt Frankfurt am Main und zum 120-Jahre-Jubiläum der Berufsfeuerwehr Frankfurt am Main in der Zeit vom 29. Juli bis 30. Oktober 1994 im Pfarrturm der St.-Bartholomäus-Kirche („Kaiserdom“). Frankfurt 1994