Klein-Muffi: Unterschied zwischen den Versionen
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+ | Bekannt wurden in diesem Viertel vor allem Oskar Trelle, der zahlreiche Radrennen gewann, und der "rote Schuster", Bernie Beermann, aus der Alkuinstraße. Beermann engagierte sich stark für dieses Viertel. Nach seinem Tode brachte man an seinem Haus eine Gedenkplakette an für "den Schumacher, Politiker und engagierten Vertreter seines Viertels - ein echter Muffikaner". | ||
+ | Die Herz-Jesu-Kirche wurde zwischen 1896 und 1900 an der Wolbecker Straße gebaut. Sie besitzt mit 96 Metern den höchsten Kirchturm der Stadt. An dieser Kirche wirkte von 1929 bis 1957 Pfarrer Heinrich Eltrop, der als Seelsorger "mit Herz und Hand" bezeichnet wird. | ||
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+ | Mit Herz und Hand, Pfarrer Heinrich Eltrop, hg. von Heike Hänscheid und Martin Sinnhuber, Münster 2007 |
Version vom 26. September 2011, 12:16 Uhr
Das Herz-Jesu-Viertel hat seinen Namen von der Herz-Jesu-Kirche an der Wolbecker Straße. Es zeichnet sich durch enge Gassen mit kleinen Häusern aus, in denen ursprünglich Arbeiterfamilien wohnten. Die Bewohner nennen ihr Viertel "Klein Muffi"
Im Zuge der 1892 eingerichteten Großbaustelle für den Dortmund-Ems-Kanal benötigte man viele Arbeiter, die mit Hacken, Äxten und Spaten arbeiteten; sie wurden in Holland, Italien und Polen angeworben. Sie siedelten sich zunächst im Winkel zwischen dem 1899 eröffneten Kanalhafen unbd dem Kanal an. Entlang der Wolbecker Straße entstand eine Arbeiterkolonie Werse-Delstrup. Und an der Wolbecker Straße entstanden zwischen Wiesen und Feldern 80 Gebäude. In der Nähe war auch ein Zigeunerlager. So kam es, daß die Gegend zum Ärgernis für die Müsteraner wurde, zumal Prostitution und Kriminalität sich hier ausbreiteten. Bald wurde die Gegend von den Bürgern "Klein-Muffi" genannt, was vom Schimpfwort für die Holländer "müffeln" abgeleitet wurde. Bei der 2. Eingemeindung in Münster 1903 kam das Gebiet zur Stadt Münster. Es war nach wie vor anrüchig, zumal sich viele Arbeiter als Kommunisten engagierten.
Bekannt wurden in diesem Viertel vor allem Oskar Trelle, der zahlreiche Radrennen gewann, und der "rote Schuster", Bernie Beermann, aus der Alkuinstraße. Beermann engagierte sich stark für dieses Viertel. Nach seinem Tode brachte man an seinem Haus eine Gedenkplakette an für "den Schumacher, Politiker und engagierten Vertreter seines Viertels - ein echter Muffikaner". Die Herz-Jesu-Kirche wurde zwischen 1896 und 1900 an der Wolbecker Straße gebaut. Sie besitzt mit 96 Metern den höchsten Kirchturm der Stadt. An dieser Kirche wirkte von 1929 bis 1957 Pfarrer Heinrich Eltrop, der als Seelsorger "mit Herz und Hand" bezeichnet wird.
In Klein-Muffi wurde - wie in Pluggendorf und im Kuhviertel auch - Masematte gesprochen, eine Geheimsprache, die aus 500 Wörtern besteht und aus Jittisch, Rotwelsch, Hebräisch und der Gaunersprache gemischt wurde.
Als Gemeinschaftseinrichtungen des Viertels sind das Bürgerhaus Benno-Haus, das Bootshaus des Rudervereins 1882 eV., der Tus Saxonia mit seinem Sportplatz und das Pfarrer-Eltrop-Heim an der Herz-Jesu-Kirche zu nennen.
Literatur Mit Herz und Hand, Pfarrer Heinrich Eltrop, hg. von Heike Hänscheid und Martin Sinnhuber, Münster 2007