Joseph Höffner: Unterschied zwischen den Versionen

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Joseph Höffner kam am 24. Dezember 1906 in Horhausen (Kreis Altenkirchen) im Westerwald in einer kinderreichen Bauernfamilie zur Welt. Er besuchte 1922-1926 das humanistische Friedrich-Wilhelm-Gymnasium in Trier und wohnte in dieser Zeit in dem dortigen Katholischen Internat. Anschließend studierte er ([[1926]] bis [[1934]]) an der Päpstlichen Universität Gregoriana in Rom Philosophie und  Theologie. [[1929]] promovierte er dort zum Doktor der Philosophie. Nach der Priesterweihe in Rom am [[30. Oktober]] [[1932]] setzte er seine Studien fort, erwarb das Baccalaureat des Kirchenrechts und promovierte [[1934]] zum zweiten Mal, diesmal zum Doktor der Theologie.
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Joseph Höffner kam am 24. Dezember 1906 in Horhausen (Kreis Altenkirchen) im Westerwald in einer kinderreichen Bauernfamilie zur Welt. Er besuchte 1922-1926 das humanistische Friedrich-Wilhelm-Gymnasium in Trier und wohnte in dieser Zeit im dortigen katholischen Internat. Anschließend studierte er ([[1926]] bis [[1934]]) an der Päpstlichen Universität Gregoriana in Rom Philosophie und  Theologie. [[1929]] promovierte er dort zum Doktor der Philosophie. Nach der Priesterweihe in Rom am 30. Oktober [[1932]] setzte er seine Studien fort, erwarb das Baccalaureat des Kirchenrechts und promovierte [[1934]] zum zweiten Mal, diesmal zum Doktor der Theologie.
  
Von 1934 bis 1937 arbeitete Höffner als Kaplan in Saarbrücken, ging aber [[1937]] an die Universität in Freiburg im Breisgau, erwarb dort erneut den Titel eines Dr. theol. ([[1938]]), studierte dann Volkswirtschaft, erwarb [[1939]] das  Diplom in diesem Fach und promovierte [[1940]] bei dem angesehenen Nationalökonom Walter Eucken zum Dr. rer. pol.. Bis [[1987]] blieb er der einzige Deutsche, der sich vierfach promoviert hatte.
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Von 1934 bis 1937 arbeitete Höffner als Kaplan in Saarbrücken, ging aber [[1937]] an die Universität in Freiburg im Breisgau, erwarb dort erneut den Titel eines Dr. theol. ([[1938]]), studierte dann Volkswirtschaft, erwarb [[1939]] das  Diplom in diesem Fach und promovierte [[1940]] bei dem angesehenen Nationalökonom Walter Eucken zum Dr. rer. pol. Bis [[1987]] blieb er der einzige Deutsche, der sich vierfach promoviert hatte.
  
1939 übernahm Joseph Höffner eine Pfarrstelle in Kail an der Mosel und war von [[1943]] bis [[1945]] Stadtpfarrer in Trier. 1945 habilitierte er sich und wurde Professor für Pastoraltheologie am Priesterseminar in Trier und später für Christliche Gesellschaftslehre an der neu eingerichteten Theologischen Fakultät in Trier.
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Gleichzeitig zu seinen Forschungsarbeiten übernahm Joseph Höffner 1939 eine Seelsorgestelle in Kail an der Mosel und war von [[1943]] bis [[1945]] Pfarrer von Heilig Kreuz in Trier. 1944 habilitierte er sich an der Universität Freiburg im Breisgau und wurde 1945 Professor für Pastoraltheologie am Priesterseminar in Trier und später für Christliche Gesellschaftslehre an der neu eingerichteten Theologischen Fakultät in Trier.
  
Von [[1951]] bis [[1962]] lehrte Höffner an der Universität in Münster und leitete dort das von ihm mitbegründete Universitätsinstitut für Christliche Sozialwissenschaften. Auch nach 1962 hielt er als Honorarprofessor noch Vorlesungen in Münster und Trier. Während der fünfziger Jahre gehörte Höffner verschiedenen Gremien und Beiräten an. So leitete er u. a. das Sozialreferat im Zentralkomitee der deutschen Katholiken und war Berater des [[1949]] gegründeten Bundes Katholischer Unternehmer (BKU).
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Von [[1951]] bis [[1962]] lehrte Höffner an der Westfälisch Wilhelms-Universität in Münster Christliche Sozialwissenschaften. Bei seiner Berufung erbat er sich die Gründung  des "Instituts für Christliche Sozialwissenschaften", das er in den folgenden Jahren zum größten und bedeutendsten Institut dieser Disziplin in Deutschland und Europa ausbaute. Während der fünfziger Jahre gehörte Höffner verschiedenen Gremien und Beiräten an. So leitete er u. a. das Sozialreferat im Zentralkomitee der deutschen Katholiken und war geistlicher Berater des [[1949]] gegründeten Bundes Katholischer Unternehmer (BKU). Er war wissenschaftlicher Politikberater der Bundesministerien für Familien- und Jugendfragen, für Wohnungsbau und für Arbeit und Sozialordnung. Er war beteiligt an den von Konrad Adenauer in Auftrag gegegebenen, sozialpolitisch wegweisenden Gutachten "Neuordnung der sozialen Leistungen" (1955). 1954 berief ihn der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Karl Arnold zum Mitglied der Arbeitsgemeinschaft für Forschung des Landes Nordrhein-Westfalen, der heutigen Akademie der Wissenschaften.
  
Am [[9. Juli]] [[1962]] wurde der Theologe und Hochschullehrer von Papst Johannes XXIII. zum Bischof von Münster ernannt. Seine Inthronisation als Bischof fand am [[14. September]] 1962 an. Als Münsteraner Bischof war er Teilnehmer am II. Vatikanischen Konzil, trat dort als einer der wenigen sozialwissenschaftlichen Experten hervor und arbeitete in der Konzilskommission für die Seminare und Schulen mit.
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Seit 1955 gab er die Schriften des Instituts für Christliche Sozialwissenschaften" heraus und 1960 begründete er das "Jahrbuch des Instituts für Christliche Sozialwissenschaften", das von seinen Nachfolgern Wilhelm Weber, Franz Furger und Karl Gabriel fortgesetzt wird.
  
Im Dezember [[1968]] wurde Höffner zum Koadjutor des Kölner Erzbischofs Frings ernannt, dessen Rücktrittsgesuch aus Altersgründen Papst Paul VI. nur zögernd angenommen hatte. Am [[23. Februar]] [[1969]] wurde Höffner Frings’ Nachfolger als Erzbischof von Köln und zur gleichen Zeit Titular-Erzbischof und Patriarch von Aquileja. Dieser Ernennung folgte am [[28. April]] 1969 die Erhebung zum Kardinal. Seine römische Titularkirche als Kardinalspriester war '' Sant' Andrea della Valle''. Im September [[1976]] wurde er zum Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz gewählt und [[1982]] in dieses Amt wiedergewählt.
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Am [[9. Juli]] [[1962]] wurde der Theologe und Hochschullehrer von Papst Johannes XXIII. zum Bischof von Münster ernannt. Seine Inthronisation als Bischof fand am [[14. September]] 1962 an. Am Tag seiner Bischofsweihe ernannten den verdienstvollen und hochgeschätzten Wissenschaftler die Landesregierungen von Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz zum Honorarprofessor. Als Münsteraner Bischof war er Teilnehmer am II. Vatikanischen Konzil, trat dort als einer der wenigen sozialwissenschaftlichen Experten hervor und arbeitete in der Konzilskommission für die Seminare und Schulen mit.
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Im Dezember [[1968]] wurde Höffner zum Koadjutor des Kölner Erzbischofs Frings ernannt, dessen Rücktrittsgesuch aus Altersgründen Papst Paul VI. nur zögernd angenommen hatte. Am [[23. Februar]] [[1969]] wurde Höffner Frings’ Nachfolger als Erzbischof von Köln und zur gleichen Zeit Titular-Erzbischof und Patriarch von Aquileja. Dieser Ernennung folgte am [[28. April]] 1969 die Erhebung zum Kardinal. Seine römische Titularkirche als Kardinalspriester war ''Sant' Andrea della Valle''. Im September [[1976]] wurde er zum Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz gewählt und [[1982]] in dieses Amt wiedergewählt.
  
 
In politischen und kirchenpolitischen Dinge verfocht Joseph Höffner einen an den katholischen Traditionen ausgerichteten Kurs. So vertrat er entschieden eine Beibehaltung des Zölibats und trat in den Auseinandersetzungen um eine Reform des § 218 StGB gegen jede Form eines legalisierten Schwangerschaftsabbruchs auf. Höffner warnte aber auch schon zu Beginn der achtziger Jahre vor den Folgen eines rücksichtslosen Ausbaus der Atomenergie.
 
In politischen und kirchenpolitischen Dinge verfocht Joseph Höffner einen an den katholischen Traditionen ausgerichteten Kurs. So vertrat er entschieden eine Beibehaltung des Zölibats und trat in den Auseinandersetzungen um eine Reform des § 218 StGB gegen jede Form eines legalisierten Schwangerschaftsabbruchs auf. Höffner warnte aber auch schon zu Beginn der achtziger Jahre vor den Folgen eines rücksichtslosen Ausbaus der Atomenergie.
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Am [[31. Oktober]] [[2003]] wurden Joseph Höffner posthum und seiner Schwester Helene Hesseler-Höffner von der Holocaust-Gedenkstätte ''Yad Vashem'' in Israel der Ehrentitel ''Gerechter unter den Völkern'' verliehen, weil sie während des Nationalsozialismus die siebenjährige Esther Sara Meyerowitz in der Pfarrei in Kail an der Mosel verborgen hatten.
 
Am [[31. Oktober]] [[2003]] wurden Joseph Höffner posthum und seiner Schwester Helene Hesseler-Höffner von der Holocaust-Gedenkstätte ''Yad Vashem'' in Israel der Ehrentitel ''Gerechter unter den Völkern'' verliehen, weil sie während des Nationalsozialismus die siebenjährige Esther Sara Meyerowitz in der Pfarrei in Kail an der Mosel verborgen hatten.
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2008 wurde der Platz vor den Kölner Domtürmen in Kardinal-Höffner-Platz benannt.
  
 
==Literatur==
 
==Literatur==
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===Werke zu Joseph Höffner===
 
* Gabriel, Karl (Hg.); ''Joseph Höffner (1906 - 1987), Soziallehre und Sozialpolitik''; Paderborn : Schöningh 2006; ISBN 3-506-72954-3   
 
* Gabriel, Karl (Hg.); ''Joseph Höffner (1906 - 1987), Soziallehre und Sozialpolitik''; Paderborn : Schöningh 2006; ISBN 3-506-72954-3   
 
* Nitsche, Hans (Hg.); ''Joseph Kardinal Höffner''; Bad Honnef 1997, ISBN 3-927566-13-6   
 
* Nitsche, Hans (Hg.); ''Joseph Kardinal Höffner''; Bad Honnef 1997, ISBN 3-927566-13-6   
 
* Hasenkamp, Gottfried (Hg.); ''Bischof Joseph Höffner : ein Gedenkblatt zu seiner Weihe und Inthronisation im Hohen Dom zu Münster am Feste Kreuzerhöhung dem 14. September 1962''; Münster : Aschendorff 1962
 
* Hasenkamp, Gottfried (Hg.); ''Bischof Joseph Höffner : ein Gedenkblatt zu seiner Weihe und Inthronisation im Hohen Dom zu Münster am Feste Kreuzerhöhung dem 14. September 1962''; Münster : Aschendorff 1962
Hermanns, Manfred: Sozialethik im Wandel der Zeit.  Persönlichkeiten - Forschungen - Wirkungen des Lehrstuhls für Christliche Gesellschaftslehre und des Instituts für Christliche Sozialwissenschaften der Universiät Münster 1893-1997. Paderborn u.a.: Schöningh 2006, darin vor allem Teil 4: Joseph Höffner - universaler Sozialgelehrter und wissenschaftlicher Politikberateer. S. 227-308, ferner S. 474-481.
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* Hermanns, Manfred: Sozialethik im Wandel der Zeit.  Persönlichkeiten - Forschungen - Wirkungen des Lehrstuhls für Christliche Gesellschaftslehre und des Instituts für Christliche Sozialwissenschaften der Universiät Münster 1893-1997. Paderborn u.a.: Schöningh 2006, darin vor allem Teil 4: Joseph Höffner - universaler Sozialgelehrter und wissenschaftlicher Politikberater. S. 227-308, ferner S. 474-481. ISBN 978-3-506-72989-7
  
 
===Werke von Joseph Höffner===
 
===Werke von Joseph Höffner===
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* '' Ehe und Familie : Wesen und Wandel in der industriellen Gesellschaft''; Münster : Regensberg 1959
 
* '' Ehe und Familie : Wesen und Wandel in der industriellen Gesellschaft''; Münster : Regensberg 1959
 
* ''Industrielle Revolution und religiöse Krise : Schwund und Wandel des religiösen Verhaltens in der modernen Gesellschaft''; Köln : Westdeutscher Verlag 1961
 
* ''Industrielle Revolution und religiöse Krise : Schwund und Wandel des religiösen Verhaltens in der modernen Gesellschaft''; Köln : Westdeutscher Verlag 1961
* ''Christliche Gesellschaftslehre''; Kevelaer : Butzon & Bercker 1962, 8. Aufl. 1983. Übersetzungen ins Span., Engl., Ital., Port., Jap., Russ., Lit., Poln., Chin., Kroat.  
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* ''Christliche Gesellschaftslehre''; Kevelaer : Butzon & Bercker 1962, 8. Aufl. 1983. Übersetzungen ins Span., Engl., Ital., Port., Jap., Russ., Lit., Poln., Chin., Kroat., Slow.  
 
* ''Wilhelm Emanuel von Ketteler und die katholische Sozialbewegung des 19. Jahrhunderts'', Wiesbaden : Steiner 1962     
 
* ''Wilhelm Emanuel von Ketteler und die katholische Sozialbewegung des 19. Jahrhunderts'', Wiesbaden : Steiner 1962     
 
* ''Selbstverständnis und Perspektiven des Zweiten Vatikanischen Konzils''; Köln : Westdeutscher Verlag 1965
 
* ''Selbstverständnis und Perspektiven des Zweiten Vatikanischen Konzils''; Köln : Westdeutscher Verlag 1965
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* ''Wirtschaftsordnung und Wirtschaftsethik : Richtlinien der katholischen Soziallehre ; Eröffnungsreferat bei der Herbstvollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz in Fulda, 23. September 1985''; Bonn : Sekretariat der Deutschen Bischofskonferenz 1985
 
* ''Wirtschaftsordnung und Wirtschaftsethik : Richtlinien der katholischen Soziallehre ; Eröffnungsreferat bei der Herbstvollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz in Fulda, 23. September 1985''; Bonn : Sekretariat der Deutschen Bischofskonferenz 1985
  
==Weblinks==
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== Weblinks ==
* [http://www.helmut-zenz.de/hzhoeffn.html Kurzbiographie und Werkverzeichnis]
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* [http://www.helmut-zenz.de/hzhoeffn.html Kurzbiografie und Werkverzeichnis]
 
* [http://de.wikipedia.org/wiki/Joseph_H%C3%B6ffner Joseph Höffner in der Wikipedia]
 
* [http://de.wikipedia.org/wiki/Joseph_H%C3%B6ffner Joseph Höffner in der Wikipedia]
  
[[Kategorie:Person]]
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[[Kategorie:Katholischer Geistlicher|Hoffner, Joseph]]
[[Kategorie:Katholischer Geistlicher]]
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[[Kategorie:Bischof von Münster|Hoffner, Joseph]]
[[Kategorie:Bischof von Münster]]
 

Aktuelle Version vom 25. Oktober 2017, 21:15 Uhr

Joseph Höffner (* 24. Dezember 1906 in Horhausen im Westerwald, † 16. Oktober 1987 in Köln) war ein deutscher katholischer Theologe, Kardinal und Erzbischof von Köln, der von 1951 bis 1962 in Münster als Hochschullehrer und anschließend bis 1969 als Bischof wirkte.


Leben

Joseph Höffner kam am 24. Dezember 1906 in Horhausen (Kreis Altenkirchen) im Westerwald in einer kinderreichen Bauernfamilie zur Welt. Er besuchte 1922-1926 das humanistische Friedrich-Wilhelm-Gymnasium in Trier und wohnte in dieser Zeit im dortigen katholischen Internat. Anschließend studierte er (1926 bis 1934) an der Päpstlichen Universität Gregoriana in Rom Philosophie und Theologie. 1929 promovierte er dort zum Doktor der Philosophie. Nach der Priesterweihe in Rom am 30. Oktober 1932 setzte er seine Studien fort, erwarb das Baccalaureat des Kirchenrechts und promovierte 1934 zum zweiten Mal, diesmal zum Doktor der Theologie.

Von 1934 bis 1937 arbeitete Höffner als Kaplan in Saarbrücken, ging aber 1937 an die Universität in Freiburg im Breisgau, erwarb dort erneut den Titel eines Dr. theol. (1938), studierte dann Volkswirtschaft, erwarb 1939 das Diplom in diesem Fach und promovierte 1940 bei dem angesehenen Nationalökonom Walter Eucken zum Dr. rer. pol. Bis 1987 blieb er der einzige Deutsche, der sich vierfach promoviert hatte.

Gleichzeitig zu seinen Forschungsarbeiten übernahm Joseph Höffner 1939 eine Seelsorgestelle in Kail an der Mosel und war von 1943 bis 1945 Pfarrer von Heilig Kreuz in Trier. 1944 habilitierte er sich an der Universität Freiburg im Breisgau und wurde 1945 Professor für Pastoraltheologie am Priesterseminar in Trier und später für Christliche Gesellschaftslehre an der neu eingerichteten Theologischen Fakultät in Trier.

Von 1951 bis 1962 lehrte Höffner an der Westfälisch Wilhelms-Universität in Münster Christliche Sozialwissenschaften. Bei seiner Berufung erbat er sich die Gründung des "Instituts für Christliche Sozialwissenschaften", das er in den folgenden Jahren zum größten und bedeutendsten Institut dieser Disziplin in Deutschland und Europa ausbaute. Während der fünfziger Jahre gehörte Höffner verschiedenen Gremien und Beiräten an. So leitete er u. a. das Sozialreferat im Zentralkomitee der deutschen Katholiken und war geistlicher Berater des 1949 gegründeten Bundes Katholischer Unternehmer (BKU). Er war wissenschaftlicher Politikberater der Bundesministerien für Familien- und Jugendfragen, für Wohnungsbau und für Arbeit und Sozialordnung. Er war beteiligt an den von Konrad Adenauer in Auftrag gegegebenen, sozialpolitisch wegweisenden Gutachten "Neuordnung der sozialen Leistungen" (1955). 1954 berief ihn der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Karl Arnold zum Mitglied der Arbeitsgemeinschaft für Forschung des Landes Nordrhein-Westfalen, der heutigen Akademie der Wissenschaften.

Seit 1955 gab er die Schriften des Instituts für Christliche Sozialwissenschaften" heraus und 1960 begründete er das "Jahrbuch des Instituts für Christliche Sozialwissenschaften", das von seinen Nachfolgern Wilhelm Weber, Franz Furger und Karl Gabriel fortgesetzt wird.

Am 9. Juli 1962 wurde der Theologe und Hochschullehrer von Papst Johannes XXIII. zum Bischof von Münster ernannt. Seine Inthronisation als Bischof fand am 14. September 1962 an. Am Tag seiner Bischofsweihe ernannten den verdienstvollen und hochgeschätzten Wissenschaftler die Landesregierungen von Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz zum Honorarprofessor. Als Münsteraner Bischof war er Teilnehmer am II. Vatikanischen Konzil, trat dort als einer der wenigen sozialwissenschaftlichen Experten hervor und arbeitete in der Konzilskommission für die Seminare und Schulen mit.

Im Dezember 1968 wurde Höffner zum Koadjutor des Kölner Erzbischofs Frings ernannt, dessen Rücktrittsgesuch aus Altersgründen Papst Paul VI. nur zögernd angenommen hatte. Am 23. Februar 1969 wurde Höffner Frings’ Nachfolger als Erzbischof von Köln und zur gleichen Zeit Titular-Erzbischof und Patriarch von Aquileja. Dieser Ernennung folgte am 28. April 1969 die Erhebung zum Kardinal. Seine römische Titularkirche als Kardinalspriester war Sant' Andrea della Valle. Im September 1976 wurde er zum Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz gewählt und 1982 in dieses Amt wiedergewählt.

In politischen und kirchenpolitischen Dinge verfocht Joseph Höffner einen an den katholischen Traditionen ausgerichteten Kurs. So vertrat er entschieden eine Beibehaltung des Zölibats und trat in den Auseinandersetzungen um eine Reform des § 218 StGB gegen jede Form eines legalisierten Schwangerschaftsabbruchs auf. Höffner warnte aber auch schon zu Beginn der achtziger Jahre vor den Folgen eines rücksichtslosen Ausbaus der Atomenergie.

Joseph Höffner starb am 16. Oktober 1987 in Köln an einem Gehirntumor. Einen Monat zuvor hatte ihn Papst Johannes Paul II. von seinen Amtspflichten entbunden, worum ihn Höffner im Sommer angesichts seines Gesundheitszustandes zum dritten Mal gebeten hatte. Er fand seine letzte Ruhestätte in der Krypta des Kölner Doms.

Ehrungen und Auszeichnungen

Mehrere Universitäten weltweit verliehen Joseph Höffner den Titel eines Doctor honoris causa:

  • 1973 die Sophia-Universität in Tokio (Dr. rer. pol. h. c.)
  • 1978 die päpstliche St.-Thomas-Universität in Manila
  • 1979 die Fu-Jen Catholic University in Taipeh (Dr. phil. h. c.)
  • 1983 die Ateneo de Manila Universität
  • 1986 die mexikanische Universidad Panamericana.

Außerdem war Höffner Träger

  • der Großen Ehrenplakette der Kolping-Familie (1966)
  • des Großen Bundesverdienstkreuzes mit Stern (1966)
  • des Großkreuzes des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland (1981)
  • des Großkreuzes des Verdienstordens der Republik Italien (1982)
  • des Ehrenrings der Görres-Gesellschaft (1986)

2002 gründete sich die Joseph-Höffner-Gesellschaft mit Sitz in Bonn, die sich dem Andenken und dem Werk des Theologen widmet.

Am 31. Oktober 2003 wurden Joseph Höffner posthum und seiner Schwester Helene Hesseler-Höffner von der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem in Israel der Ehrentitel Gerechter unter den Völkern verliehen, weil sie während des Nationalsozialismus die siebenjährige Esther Sara Meyerowitz in der Pfarrei in Kail an der Mosel verborgen hatten.

2008 wurde der Platz vor den Kölner Domtürmen in Kardinal-Höffner-Platz benannt.

Literatur

Werke zu Joseph Höffner

  • Gabriel, Karl (Hg.); Joseph Höffner (1906 - 1987), Soziallehre und Sozialpolitik; Paderborn : Schöningh 2006; ISBN 3-506-72954-3
  • Nitsche, Hans (Hg.); Joseph Kardinal Höffner; Bad Honnef 1997, ISBN 3-927566-13-6
  • Hasenkamp, Gottfried (Hg.); Bischof Joseph Höffner : ein Gedenkblatt zu seiner Weihe und Inthronisation im Hohen Dom zu Münster am Feste Kreuzerhöhung dem 14. September 1962; Münster : Aschendorff 1962
  • Hermanns, Manfred: Sozialethik im Wandel der Zeit. Persönlichkeiten - Forschungen - Wirkungen des Lehrstuhls für Christliche Gesellschaftslehre und des Instituts für Christliche Sozialwissenschaften der Universiät Münster 1893-1997. Paderborn u.a.: Schöningh 2006, darin vor allem Teil 4: Joseph Höffner - universaler Sozialgelehrter und wissenschaftlicher Politikberater. S. 227-308, ferner S. 474-481. ISBN 978-3-506-72989-7

Werke von Joseph Höffner

  • Soziale Gerechtigkeit und soziale Liebe : Versuch einer Bestimmung ihres Wesens; Saarbrücken : Saarbrücker Druck und Verlag 1935 (zugleich: Rom, Universität Gregoriana, Diss.)
  • Bauer und Kirche im deutschen Mittelalter; Paderborn : Schöningh 1939
  • Wirtschaftsethik und Monopole im fünfzehnten und sechzehnten Jahrhundert; Jena : Fischer 1941 (zugleich: Freiburg i. Br., Univ., Diss.)
  • Christentum und Menschenwürde : das Anliegen der spanischen Kolonialethik im Goldenen Zeitalter; Trier : Paulinus-Verlag 1947 (zugleich: Freiburg i. Br., Univ., Theol. Hab.-Schr., 1944). - (Neuauflage unter dem Titel Kolonialismus und Evangelium, Trier : Paulinus-Verlag 1969)
  • Soziale Sicherheit und Eigenverantwortung : der personale Faktor in der Sozialpolitik; Paderborn : Bonifacius-Druckerei 1953
  • Der technische Fortschritt und das Heil des Menschen : Dämonie und Ethos der Technik; Paderborn : Bonifacius-Druckerei 1953
  • Ausgleich der Familienlasten; Paderborn : Bonifacius-Druckerei 1954
  • Die deutschen Katholiken und die soziale Frage im 19. Jahrhundert; Paderborn : Bonifacius-Druckerei 1954
  • Der Start zu einer neuen Sozialpolitik; Köln : Bachem 1955
  • Statik und Dynamik in der scholastischen Wirtschaftsethik; Köln : Westdeutscher Verlag 1955
  • Sozialpolitik im deutschen Bergbau ; Münster : Aschendorff 1955
  • Ehe und Familie : Wesen und Wandel in der industriellen Gesellschaft; Münster : Regensberg 1959
  • Industrielle Revolution und religiöse Krise : Schwund und Wandel des religiösen Verhaltens in der modernen Gesellschaft; Köln : Westdeutscher Verlag 1961
  • Christliche Gesellschaftslehre; Kevelaer : Butzon & Bercker 1962, 8. Aufl. 1983. Übersetzungen ins Span., Engl., Ital., Port., Jap., Russ., Lit., Poln., Chin., Kroat., Slow.
  • Wilhelm Emanuel von Ketteler und die katholische Sozialbewegung des 19. Jahrhunderts, Wiesbaden : Steiner 1962
  • Selbstverständnis und Perspektiven des Zweiten Vatikanischen Konzils; Köln : Westdeutscher Verlag 1965
  • Wort des Bischofs über Ehe und Familie; Münster : Bischöfliches Generalvikariat 1968 (5. aufl. 1970 unter dem Titel Ehe und Familie im Licht des Glaubens)
  • Fünfzehn Sätze über Buße und Vergebung; Köln : Presseamt des Erzbistums 1971
  • Um die Zukunft Europas : die Antwort des Glaubens auf Säkularisation und Atheismus; Köln : Bachem 1978, ISBN 3-7616-0485-8
  • Wirtschaftsordnung und Wirtschaftsethik : Richtlinien der katholischen Soziallehre ; Eröffnungsreferat bei der Herbstvollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz in Fulda, 23. September 1985; Bonn : Sekretariat der Deutschen Bischofskonferenz 1985

Weblinks