Überwasser: Unterschied zwischen den Versionen
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Aktuelle Version vom 15. Dezember 2024, 23:32 Uhr
Überwasser war bis 1903 eine Gemeinde im „Landkreis MünsterWP“ der preußischenWP Provinz WestfalenWP. Ihr Gebiet gehört heute zur Stadt Münster.
Inhaltsverzeichnis
Geografie
Die Gemeinde Überwasser umfasste das westliche und nordwestliche Umland der Stadt Münster. Sie besaß anfänglich eine Fläche von 43,3 km² und nach 1875 eine Fläche von 39,6 km².[1] Auf dem ehemaligen Gemeindegebiet befinden sich heute unter anderem die münsterschen Stadtteile Gievenbeck, Kinderhaus, Kreuzviertel, Sandrup, Sentrup, Sprakel und Uppenberg.
Geschichte
Die Gemeinde Überwasser ging aus dem „Kirchspiel Überwasser“ hervor, zu dem die vier alten Bauerschaften Gievenbeck, Sandrup, Sprakel und Uppenberg gehörten. Die Überwasserkirche, namensgebende Pfarrkirche des Kirchspiels, lag nicht auf dem Gebiet der Gemeinde Überwasser, sondern seit jeher in der Stadt Münster.
Das Gebiet der Gemeinde Überwasser gehörte nach der Napoleonischen ZeitWP zunächst zur BürgermeistereiWP Mauritz im 1816 gegründeten „Kreis Münster“. Mit der Einführung der Westfälischen Landgemeindeordnung wurde 1843 aus der Bürgermeisterei Mauritz das Amt Sankt MauritzWP[2].
Seit der Mitte des 19. Jahrhunderts dehnte sich die städtische Bebauung von Münster zunehmend auch auf die Gemeinde Überwasser aus. Im Jahre 1875 wurde das verstädterte Randgebiet von Überwasser in die Stadt Münster eingemeindet. 1903 wurde die Gemeinde endgültig aufgelöst. Kinderhaus, Gievenbeck, Sentrup und Uppenberg wurden in die Stadt Münster eingemeindet, während Sandrup und Sprakel zur Gemeinde „St. Mauritz“ kamen.
Das Überwasserviertel
Da die Liebfrauenpfarre die erste war, die vom Dom abgepfarrt wurde, ist das Viertel um Liebfrauen-Überwasser eines der ältesten der Stadt. Vor allem an der Hollenbeckerstraße hatten sich bald nach Gründung der Domburg zahlreicht Kaufleute und Handwerker niedergelassen. Die Siedlung an der Hollenbeckerstraße besaß bereits den Namen Überwasser, ehe die Überwasser-Kirche gebaut wurde. Die Vorstadt Überwasser blieb lange Zeit ein eigener unabhängiger Wohnbereich. Erst 1170, mit dem Bau der neuen geschlossenen Stadtmauer, wurde Überwasser in das Stadtgebiet integriert.
Zwei Krankenhäuser lagen innerhalb des Überwasserviertels, das große Magdalenenhospital und die Elende Marientrost, ein Spital für durchreisende Fremde. Fünf Armenhäuser*, die insgesamt 24 Männer und 39 Frauen aufnehmen konnten, befanden sich außerdem hier. Das bekannteste Armenhaus Münsters, das so genannte Zwölfmännerhaus am Katthagen, gehörte auch dazu.
Noch bis in das 20. Jahrhundert hinein standen die Gassen des Überwasserviertels, vor allem Katthagen, Tasche, Brink und Ribbergasse in zweifelhaftem Ruf. Arme Leute wohnten hier, kleine Gauner, Luden (Zuhälter) und Taschendiebe. Es gab ungewöhnlich viele Gasthöfe und Herbergen südlich des heutigen Kuhviertels. Der „Zweite WeltkriegWP“ hat diese Viertel stark getroffen. Die Gassen Tasche, Brink und Ribbergasse sind völlig aus dem Stadtbild verschwunden. Heute erschließt die Überwasserstraße das Kuhviertel und das Überwasserviertel.
Quelle: Detlef Fischer, Münster von A bis Z, Münster 2000
* Armenhaus = Gotteshaus
Armenhäuser, wie sie zwischen 1300 und 1620 in großer Zahl in Münster entstanden, galten als Gotteshäuser - aus drei Gründen: Hier wurde gebetet, an jedem Tag und zu allen Tageszeiten. Die armen Bewohnerinnen und Bewohner, die hier, vor allem als alte Menschen, Obdach und Verpflegung erhielten, beteten für ihre Wohltäter und für das Heil der Stadt. Ihr Leben war nach klösterlichen Grundsätzen ausgerichtet, auch wenn sie keine Gelübde ablegten. Die Hausordnungen schrieben den täglichen Gottesdienstbesuch vor. Im Armenhaus Jüdefeld am Buddenturm waren außerdem täglich 25 Paternoster und „Ave Maria“ zu beten. Gotteshäuser waren es zudem, weil sie dem „Heiligen Geist“ geweiht waren, der die Menschen zur Nächstenliebe (CaritasWP) und besonders die Wohlhabenden zur Armenfürsorge anleitete. Noch heute gibt es in Deutschland und anderen europäischen Ländern Heilig-Geist-Spitäler. Ihre Wurzeln reichen sehr weit ins Mittelalter zurück. Gotteshäuser waren es schließlich aber auch, weil die Bedürftigen auch Gottesarme genannt wurden. Sie hatten allein das zur Verfügung, was Gott und gute Menschen ihnen gaben, wie es in vielen historischen Zeugnissen formuliert ist. Dies war im Gegensatz gemeint zu den übrigen Armen, die sich durch ihre Arbeitskraft notdürftig selbst ernähren konnten.
Quelle: Stadtarchiv Münster, Im Wandel der Zeit - 1200 Jahre Münster, Zwolle 2000, Seite 163
Einwohnerentwicklung
Jahr | Einwohner | Beleg |
---|---|---|
1832 | 1530 | [3] |
1858 | 2518 | [4] |
1874 | 3848 | [1] |
1885 | 1980 | [5] |
1895 | 2115 | [6] |
Stadtteil Überwasser
Überwasser ist heute der Name eines Stadtteils (Statistischer Bezirk 12) in der Innenstadt im Stadtbezirk Mitte. Er umfasst das Altstadtviertel rund um die Überwasserkirche und liegt nicht auf dem Gebiet der ehemaligen „Gemeinde Überwasser“.
Einzelnachweise
- Hans-Walter Pries: Überwasser. In: HIS-Data. Abgerufen am 21. Januar 2014.
- Amtsblatt für den Regierungsbezirk Münster 1844, S. 48: Bildung des Amtes Mauritz. Abgerufen am 2. Februar 2014.
- Westfalenlexikon 1832-1835. In: Landschaftsverband Westfalen-Lippe (Hrsg.): Nachdrucke zur westfälischen Archivpflege. Band 3. Münster 1978, S. 234 (Nachdruck des Originals von 1834).
- Statistische Nachrichten über den Regierungs-Bezirk Münster, 1860
- Gemeindelexikon für die Provinz Westfalen 1885
- Uli Schubert: Deutsches Gemeindeverzeichnis 1910. Abgerufen am 2. Februar 2014
Weblinks
Wohnbereiche (Stadtteile), Stadtviertel und Stadtbezirke von Münster
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