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Aktuelle Version vom 11. Oktober 2024, 21:31 Uhr
St. Martini ist einer der ältesten römisch-katholischenWP Sakralbauten unter dem PatroziniumWP des Heiligen MartinWP und entstand etwa ab den 1180er-Jahren. Sie liegt an der Ecke Martinistraße/Neubrückenstraße in der Nähe des Theaters.
Inhaltsverzeichnis
Gründung und Institutionsgeschichte
Erweiterung der Stadt Münster
In der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts erfuhr Münster eine Erweiterung seines Stadtgebietes vor allem im südlichen und östlichen Bereich. Wohl durch die planerische Hand der Bischöfe zu Münster wurden im Südwesten die Pfarre „St. Aegidii“, im Süden „St. Ludgeri“, im Südosten St. Servatii und im Nordosten „St. Martini“ gegründet. Alle neu entstandenen Pfarreien waren reine Stadtpfarreien.
Frühe Nachweise
Der älteste jedoch indirekte Nachweis der Kirche St. Martini ist für das Jahr 1187 festzumachen. Im Jahre 1217 bestätigt Bischof Otto (I.)WP zu Münster die durch Bischof „Hermann II. von Katzenelnbogen“ an der Kirche St. Martini zu Münster errichteten fünf PräbendeWPn. Vor 30 Jahren hat Bischof Herman einen Zoll von Sveder de Thingethe, Ministerial der Domkirche, der ihn zu Lehen hatte, für 50 kölnische Mark zurückgekauft und die Einkünfte von 4 Mark der Kirche St. Martini zur Verfügung gestellt. Ferner gehört dazu der ArchidiakonatWP, das der Vorgänger dem Propst zu St. Martini zugeteilt hat. Der Besitz bleibt einem Domherren vorbehalten. Kirchen, über die sich der Archidiakonat bzw. die Propstei zu St. Martini erstreckt: EnnigerlohWP, OstenfeldeWP, Lette bei ClarholzWP, OeldeWP, SünninghausenWP, VellernWP, DiesteddeWP, WaderslohWP, HerzfeldWP, LippborgWP, UentrupWP, DolbergWP, HeessenWP, HövelWP und BockumWP. Geschehen in Münster. Zeugen: u. a. Heinrich, Dechant zu St. Martini und Domherr; Lutbert, Küster zu St. Martini; Johannes, Ludolf, Albert, Andreas und Mathias, Kanoniker zu St. Martini.
Für das Jahr 1199 ist der PropstWP erstmals direkt nachzuweisen. In diesem Jahr übereignet Bischof Herman zu Münster dem Kloster ClarholzWP ein bäuerliches Gut, das Erbe (domum) Sandendhorpe. Zeuge ist unter anderem Herimannus, prepositus sancti Martini. Für das folgende Jahr 1200 ist auch der DechantWP erstmals nachzuweisen. Bischof Herman zu Münster bestätigt die Besitzungen des Klosters HohenholteWP, Zeuge ist unter anderem Heinrico, decano sancti Martini.
Verfassung
Der PropstWP (praepositus) war stets ein münsterischer Domherr. Es bezog jedoch keine Einkünfte, hatte weder Sitz im Chor noch Votum im Kapitel und blieb ohne Jurisdiktion.
Die eigentliche Leitung vor Ort hatte der Dechant/Dekan inne, er war seit Anfang des 13. Jahrhunderts auch Pfarrer der Gemeinde. In späterer Zeit wurde er in dieser Aufgabe durch zwei Kapläne unterstützt. Der Senior war der Stiftsälteste und stand im Rang unmittelbar nach dem Dechant. Bei Abwesenheit des vorigen oder gar Vakanz dieses Amtes hatte der Senior die Leitung des Kapitels inne. Weitere stets genannte Ämter in einem Kollegiatstift sind der ThesaurarWP und der Scholaster. Der Thesaurar sorgte für die liturgische Ausstattung; er ist mit dem anfänglich noch genannten custos identisch. Später war er in erster Linie für die Vermögensverwaltung dieser Angelegenheiten zuständig; unterstützt wurde er später von zwei Küstern, die dann die gesamte eigentliche Arbeit verrichteten. Das Stift richtete aufgrund der Bestimmungen von Papst Innozenz III.WP (1198–1216) eine Scholasterei ein. Jedoch ist nur zu beobachten, dass der ScholasterWP diese Tätigkeit nicht selbst ausübte, sondern die Verwaltung dieses Vermögens innehatte und einen Schulrektor einstellte.
St. Martini ist von vornherein mit einzelnen festen Stellen (Präbenden) ausgestattet worden, die nach und nach durch weitere Stiftungen vermehrt wurden. Ein gemeinsames Vermögen und eine zentrale Verwaltung desselben gab es nicht; jedem Kanoniker kamen feste Einkünfte aus seiner Präbende zu. Er wohnte in einem Kurienhaus in unmittelbarer Nähe der Kirche und führte seinen eigenen Haushalt. Mit der Stiftung um 1187 wurde die Voraussetzung für das Dekanat und vier weitere Präbenden geschaffen. Die weiteren Stiftungen erfolgten erst ab 1233. Die üblicherweise angestrebte Zwölfzahl wurde sogar übertroffen; bis zum Jahr 1344 wuchs die Zahl der Präbenden auf siebzehn an.
Die Vergabe dieser Präbenden übte zunächst der Bischof aus; mit dem Wiener KonkordatWP 1448 gewann der päpstliche Stuhl erheblichen Einfluss. Es hatte den Dom- und Stiftskapiteln das Kollationsrecht in den geraden, dem Apostolischen Stuhl in den ungeraden Monaten verbrieft. Die formelle Aufnahme eines Kandidaten geschah mit der PossessioWP, hierfür waren die TonsurWP und die niederen WeihenWP Voraussetzung. Nach Absolvierung des Studiums erfolgte nach einigen Jahren die endgültige Aufnahme als vollwertiges Mitglied, die EmanzipationWP. Hierfür verlangte man in der Regel die SubdiakonWPatsweihe. Der nun emanzipierte Kanoniker hatte sodann Sitz im Chor, Votum im Kapitel und die Verfügung über seine Einkünfte. Die Mitgliedschaft endete zumeist durch Tod oder ResignationWP. Letztere geschah häufig zu Gunsten eines Verwandten. Gelegentlich ist auch die PermutationWP, d. h. der Stellentausch mit einem anderen Geistlichen an einer anderen Kirche zu beobachten. Ausschlüsse sind eher selten. In solchen Fällen legte man demjenigen die Resignation nahe.
Vikarien
Zur Unterstützung des Gottesdienstes und zum eigenen Seelenheil setzte die Stiftung von VikarieWPn ein. Einzelne Stifterfamilien sorgten mit einer entsprechenden finanziellen Ausstattung für die dauerhafte Versorgung eines Klerikers, der dann die laut Stiftungsurkunde zu haltenden Seelenmessen laß. In St. Martini setzte diese Entwicklung ab 1333 mit der Errichtung des Altars St. Jacobi maj. ein (Patronat: Rat zu Münster). 1335 folgten zwei Ewige Vikarien (für Diakon und Subdiakon), 1360 Ss. Trium regum et S. Olavi, 1425 S. Catharinæ et S. Annæ, 1433 S. Jacobi min. (Patronat: Rat zu Münster), 1459 S. Barbaræ (im Kapitelshaus), 1463 Ss. Philippi et Jacobi, 1470 S. Johannis und schließlich 1522 die Vikarie S. Trinitatis.
1532 wurden durch „Adam Brictius thon Norde“, einen aus SchöppingenWP stammenden Priester, der sich der ReformationWP angeschlossen hatte, evangelische Gottesdienste in St. Martini gefeiert. Nach dem Ende des Täuferreiches von MünsterWP 1535 war St. Martini wieder eine katholische Kirche.1
Aufhebung
Am 3. August 1802 marschierten preußische Truppen in das Hochstift MünsterWP ein und nahmen es in Besitz. St. Martini ist während der ersten preußischen Besatzung Münsters nicht säkularisiert worden. Erst aufgrund eines kaiserlich-französischen Dekrets vom 14. November 1811 erfolgte die Aufhebung des Kapitels. Danach war St. Martini eine reine Pfarrkirche.
Fusion der Innenstadtgemeinden
Mit dem Beginn des neuen Kirchenjahres am 1. Advent wurden am 2. Dezember 2007 die Pfarrgemeinden „St. Lamberti“, „St. Ludgeri“ und „St. Aegidii“ sowie St. Martini zur neuen Pfarrgemeinde „St. Lamberti“ zusammengelegt. Im Auftrag des Bistums Münster wurde in der Martinikirche und einigen umliegenden Räumlichkeiten die „Jugendkirche Münster“ als Zentrum der diözesanen Jugendarbeit eingerichtet.
Jugendkirche Münster
Seit der Gemeindefusion fungiert die Kirche St. Martini als Räumlichkeit für die JugendkircheWP des Bistums Münsters. Diese ist eine spezielle Form der Jugendarbeit, in der sowohl ein tägliches Angebot als auch verschiedene spezielle Veranstaltungen durchgeführt werden.2 Zu diesen Veranstaltungen gehören unter anderem das Format "Ask the bishop" (ATB)3 und spezielle Jugendgottesdienste. Einige ATB-Veranstaltungen fanden auch außerhalb der Jugendkirche Münster (z. B. im B8LICH Café4 in Duisburg-WalsumWP statt). Viele dieser Veranstaltungen wurden auf dem Youtube-Kanal der Jugendkirche livegestreamt.
Jugendcafé Lenz
Neben der Jugendkirche befindet sich das Jugendcafé Lenz5. Dort finden regelmäßig Veranstaltungen für Jugendliche statt. Das Lenz hat in der Schulzeit von Montag bis Freitag geöffnet.
Der Kirchbau
St. Martini war ursprünglich eine dreischiffige BasilikaWP mit einem Westturm. Vom Ursprungsbau ist heute nur noch der unterste Teil des Turmes erhalten, das romanische Formen erkennen lässt. Das basilikale Langhaus wurde im Mittelalter durch eine dreischiffige Hallenkirche mit Rundpfeilern ersetzt, der um 1380 ein Langchor angesetzt wurde.
Der romanische Turmsockel wurde um 1480 um zwei reich mit Figuren geschmückte Stockwerke erhöht, in denen das Geläut untergebracht ist. Das spitze Dach des Turmes wurde um 1760 durch eine barocke Haube ersetzt, die Johann Conrad SchlaunWP entworfen haben soll. 1906 wurde der Martinikirchturm am gotischen Obergeschoß mit 20 Statuen aus Eifeler Sandstein ausgestattet. Alle Figuren sind Werke von münsteraner Bildhauern und haben eine Größe von bis zu 2,50 Metern.6 und Wilhelm BolteWP
- Ostseite: St. Elisabeth (Bildhauer Arnold KramerWP) und St. Katharina (Bildhauer Heinrich Bäumer)
- Südseite: Statuen des St. Salvator und St. Johannes Baptist (Bildhauer August SchmiemannWP). St. Antonius von Padua und St. Jakobus der Jüngere (Bildhauer Wilhelm BolteWP).
- Westseite: Bildsäulen des St. Michael, der Madonna, St. Gabriel, St. Ludgerus, St. Bonifacius (Bildhauer Heinrich Bäumer) und St. Martinus (Bildhauer Arnold KramerWP).
- Nordseite: St. Anna und St. Barbara (Bildhauer Robert Lobenberg). St. Joseph und St. Aloysius (Bildhauer Anton RüllerWP)
An den Turmecken stehen die vier EvangelistenWP: südwestlich Johannes, nordwestlich Lukas, nordöstlich Markus und südöstlich Matthäus (alle von Bildhauer Arnold Kramer).
Ausstattung
Um 1654 schuf Johann Bockhorst, der aus Münster stammte und in AntwerpenWP ein enger Mitarbeiter Peter Paul RubensWP’ war, für die Kirche das Altarbild Messe des Hl. Martinus, das sich seit 1998 im Stadtmuseum befindet.
Orgel
Die OrgelWP der Martinikirche befindet sich in einer Orgelkammer im Turm. Das Instrument wurde 1959 von dem Orgelbauer Matthias KreienbrinkWP (GeorgsmarienhütteWP) erbaut, wobei zunächst nur Haupt-, Schwell- und Pedalwerk realisiert wurden. Erst in den 1990er Jahren wurde dann auch das bereits vorgesehene Positiv realisiert, wobei allerdings von den ursprünglich vorgesehenen 8 nur 5 RegisterWP gebaut wurden. Das Kegelladen-Instrument hat 27 klingende Register und eine Transmission aus dem Hauptwerk in das Pedal. Die Spiel- und Registertrakturen sind elektrisch.7
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- KoppelnWP: II/I, III/I, III/II, I/P, II/P, III/P
- SpielhilfenWP: zwei freie Kombinationen, zwei Pedalumschaltungen, Tutti, Absteller, CrescendowalzeWP
Glocken
Im hohen Turm von St. Martini befinden sich sechs Glocken.8 Die Glocken V und VI bildeten bis 1982 das Not- und einzige Geläut der Kirche.
Nr. |
Name |
Gussjahr |
Gießer, Ort |
Durchmesser (mm) |
Masse (kg) |
NominalWP (HTWP-1/16) |
I | ? | 1982 | Petit & Edelbrock
Gescher |
1382 | 1800 | d1 –2 |
II | ? | 1982 | 1222 | 1200 | e1 –3 | |
III | ? | 1982 | 1076 | 800 | fis1 –3 | |
IV | ? | 1982 | 906 | 500 | a1 –1 | |
V | Stundenglocke | 1942 | 720 | 174 | d2 –2 | |
VI | Viertelstundenglocke | 1942 | 511 | 61 | gis2 –6 |
Dechanten
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|
Literatur
- Westfälisches UrkundenbuchWP, Band III.
- Karl HengstWP: Westfälisches Klosterbuch. Lexikon der vor 1815 errichteten Stifte und Klöster von ihrer Gründung bis zur Aufhebung, Band 2: Münster – Zwillbrock, 1994, S. 53–58.
- Werner Hülsbusch (Hrsg.): 800 Jahre St. Martini Münster. Regensberg, Münster 1980,.
- Viktor Huyskens: Everwin von Droste und die Stiftsschule seiner Zeit, Beilage zum Jahresberichte des Städtischen Gymnasiums und Realgymnasiums zu Münster in Westfalen, 1907.
- Jörg Wunschhofer: Der Vikar am Dom zu Münster und Kanoniker an St. Martini Gerwyn Loevelinckloe († 1558) und sein Familienkreis. in: Beiträge zur westfälischen FamilienforschungWP 1996, Bd. 54, S. 17–55.
Weblinks
- Commons: St. Martini (Münster) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Einzelnachweise
- 1 Werner Hülsbusch (Hrsg.): 800 Jahre St. Martini Münster. Regensberg, Münster 1980, S. 69.
- 2 Kirche – Jugendkirche Münster
- 3 Ask the bishop – Jugendkirche Münster
- 4 "Ask the Bishop" der Jugendkirche Münster in Duisburg-Walsum zu Gast
- 5 Jugendcafé Lenz – Jugendkirche Münster
- 6 Artikel im Münsterischen Anzeiger vom 11. September 1906.
- 7 Informationen zur Orgel von St. Martini
- 8 Bischöfliches Generalvikariat Münster: Das Bistum Münster. Hrsg.: Werner Thissen. Band 3. Regensberg Verlag, Münster 1993, S. 58.
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