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Eli Marcus stammte aus einer jüdischen Kaufmanns-Familie. Nach dem Besuch der Realschule wechselte er zu einer Privatpensionsanstalt für israelitische Knaben und Jünglinge in Sondershausen. Eine kaufmännische Lehre in Bochum schloß sich an.<br>
 
Eli Marcus stammte aus einer jüdischen Kaufmanns-Familie. Nach dem Besuch der Realschule wechselte er zu einer Privatpensionsanstalt für israelitische Knaben und Jünglinge in Sondershausen. Eine kaufmännische Lehre in Bochum schloß sich an.<br>
Als der Vater Samuel starb, übernahmen er mit seinem Bruder Julius das elterliche Schuhgeschäft am Roggenmarkt. Sein gesellschaftliches und politisches Engagement war außerordentlich stark: Er trat 1893 dem Verein gegen Antisemitismus bei und war von 1914 bis 1921 Beisitzer im münsterischen Kaufmannsgericht. Besonderes Interesse zeigte Marcus für die Zoologische Abendgesellschaft von Professor [[Hermann Landois]]: Er schrieb sowohl Theaterstücke, die zur Fastnacht von Männern aufgeführt wurden, und trat auch als Schauspieler in der Rolle des "Natzohme" auf, der Hauptfigur in seinem selbst verfaßten Stück Tüntelpott. Als überzeugter Preuße zog sich der Dichter nach der Revolution 1918 aus dem öffentlichen Leben mehr und mehr zurück. Hinzu kam, daß sein Sohn im 1. Weltkrieg 1917 gefallen war. Während des Dritten Reiches durften die Stücke von Marcus nicht aufgeführt werden, nach dem Krieg wurden sie selten gespielt.
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Als der Vater Samuel starb, übernahmen er mit seinem Bruder Julius das elterliche Schuhgeschäft am Roggenmarkt. Sein gesellschaftliches und politisches Engagement war außerordentlich stark: Er trat 1893 dem Verein gegen Antisemitismus bei und war von 1914 bis 1921 Beisitzer im münsterischen Kaufmannsgericht. Besonderes Interesse zeigte Marcus für die Zoologische Abendgesellschaft von Professor [[Hermann Landois]]: Er schrieb sowohl Theaterstücke, die zur Fastnacht von Männern aufgeführt wurden, und trat auch als Schauspieler in der Rolle des "Natzohme" auf, der Hauptfigur in seinem selbst verfaßten Stück Tüntelpott. Als überzeugter Preuße zog sich der Dichter nach der Revolution 1918 aus dem öffentlichen Leben mehr und mehr zurück. Hinzu kam, daß sein Sohn im „{{Wpl|Erster Weltkrieg|Ersten Weltkrieg}}“ [[1917]] gefallen war. Während des Dritten Reiches durften die Stücke von Marcus nicht aufgeführt werden, nach dem Krieg wurden sie selten gespielt.
  
 
==Veröffentlichungen von Marcus==
 
==Veröffentlichungen von Marcus==

Version vom 6. Februar 2024, 19:20 Uhr

Elias "Eli" Marcus (* 26. Januar 1854 in Münster; † 13. September 1935 ebenda) war ein jüdischer Kaufmann, Lyriker, Theaterautor und Volksschauspieler, der seine Gedichte und Stücke in münsterländischem Plattdeutsch verfasste.

Eli Marcus stammte aus einer jüdischen Kaufmanns-Familie. Nach dem Besuch der Realschule wechselte er zu einer Privatpensionsanstalt für israelitische Knaben und Jünglinge in Sondershausen. Eine kaufmännische Lehre in Bochum schloß sich an.
Als der Vater Samuel starb, übernahmen er mit seinem Bruder Julius das elterliche Schuhgeschäft am Roggenmarkt. Sein gesellschaftliches und politisches Engagement war außerordentlich stark: Er trat 1893 dem Verein gegen Antisemitismus bei und war von 1914 bis 1921 Beisitzer im münsterischen Kaufmannsgericht. Besonderes Interesse zeigte Marcus für die Zoologische Abendgesellschaft von Professor Hermann Landois: Er schrieb sowohl Theaterstücke, die zur Fastnacht von Männern aufgeführt wurden, und trat auch als Schauspieler in der Rolle des "Natzohme" auf, der Hauptfigur in seinem selbst verfaßten Stück Tüntelpott. Als überzeugter Preuße zog sich der Dichter nach der Revolution 1918 aus dem öffentlichen Leben mehr und mehr zurück. Hinzu kam, daß sein Sohn im „Ersten WeltkriegWP1917 gefallen war. Während des Dritten Reiches durften die Stücke von Marcus nicht aufgeführt werden, nach dem Krieg wurden sie selten gespielt.

Veröffentlichungen von Marcus

Geschichten, Döhnkes und Gedichte schrieb Marcus in plattdeutsch. Seiner Meinung nach ist diese Sprache nicht nur dazu geeignet, lustige Dinge zu beschreiben, vielmehr könne man in ihr auch tiefe und schwere Gedanken ausdrücken. Im Jahre 1902 veröffentlichte der gefragte Autor in einem Essener Verlag "Schnippsel am Wege - Gereimtes und Ungereimtes", das mit Fotos aus verschiedenen Natzohme-Aufführungen illustriert war. 1907 - zwei Jahre nach dem Tode des Professors Landois - gab er zusammen mit Prümer und Rade ein Lebensbild des vielseitigen Gelehrten heraus, das seine Licht- und Schattenseiten beleuchtete. Fotos der Familie und Freunde, des Wohnhauses der Familie und der Tuckesburg mit dem Denkmal von Landois - weithin umstritten - zierten das Buch, das gegen das Vergessen geschrieben wurde.

Im Jahre 1910 widmete Marcus seinem Nachbarn und Freund, dem Bildhauer August Schmiemann (1846-1927) einen ausführlichen Artikel in einer illustrierten Halbmonatsschrift. Darin bezeichnet er Schmiemann als einen Künstler, der eine ganz besondere Stellung einnimmt. Seiner Meinung nach ist er d e r niederdeutsche Künstler. Die populärsten Werke des Bildhauers: Kiepenkerl, Landois und der Kuhhirte Fritz Kortebusch sind ebenso abgebildet wie einige kleinere Arbeiten. - Zusammen mit Prof. Landois veröffentlichte er eine Sammlung von Gedichten. Die ULB Münster weist in ihrem Bestand 36 selbständige Veröffentlichungen von ihm aus.

Veröffentlichungen über Marcus

Das Westfälische Autorenlexikon 1750 - 1950 würdigt eingehend das Wirken des Mundartdichters und listet die selbständigen und unselbständigen Werke auf. Die Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit Münster brachte 2003 unter dem Titel "Ick weet en Land" eine Auswahl von Texten heraus, die Gedichte, Geschichten sowie Auszüge von Theaterstücken aus der Feder von Marcus enthält.

  • Wolfgang Gernert: Schuhhändler, Schauspieler und Mundartdichter. In: Jahrbuch Unser Westfalen, Hamm 2011, S. 142/143

Ehrung durch die Stadt Münster

Seine Vaterstadt hatte die Gelegenheit seines 80. Geburtstages 1934 ungenutzt gelassen. Erst 1966 beschloß die Stadt, eine Straße im Stadtteil Kinderhaus nach Marcus zu benennen. 1935 starb Marcus; er ist auf dem jüdischen Friedhof Münster von 1811 begraben.