Strukturale Konstellationen - Zwei Supraporten: Unterschied zwischen den Versionen

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[[Bild:Muenster Landesmuseum 7121.jpg|thumb|Zwei Supraporten im Mai 2006 (Foto: Rüdiger Wölk, Münster)]]
 
'''Strukturale Konstellationen - Zwei Supraporten''' ist der Titel eines Wandreliefs aus Edelstahl des deutsch-amerikanischen Künstlers [[Josef Albers]] (* [[1888]] - † [[1976]]), das die Nordfassade des [[Westfälisches Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte|Westfälischen Landesmuseums für Kunst und Kulturgeschichte]] am [[Domplatz]] in Münster ziert.
 
'''Strukturale Konstellationen - Zwei Supraporten''' ist der Titel eines Wandreliefs aus Edelstahl des deutsch-amerikanischen Künstlers [[Josef Albers]] (* [[1888]] - † [[1976]]), das die Nordfassade des [[Westfälisches Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte|Westfälischen Landesmuseums für Kunst und Kulturgeschichte]] am [[Domplatz]] in Münster ziert.
  
Bereits zwischen [[1954]] und [[1958]] hatte sich Josef Albers mit "''strukturalen Konstallationen''" beschäftigt, Darstellungen geradliniger geometrischer Flächen, die in ihrer Zusammenfügung auf den ersten Blick zu Schrägansichten dreidimensionaler verschachtelter Körper zu mutieren scheinen. Der zweite Blick des Betrachters ist schon irritiert, auf den dritten Blick wird klar, dass diese Körper Vexierbilder sind, die "so" in Wirklichkeit nicht existieren können. Die ersten graphischen Entwürfe solcher Konstallationen waren als Gravuren in Resopal geritzt. Eine erste großformatige Ausformung wurde [[1959]] am Corning Glass Building in New York realisiert.
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Bereits zwischen [[1954]] und [[1958]] hatte sich Josef Albers mit "''strukturalen Konstellationen''" beschäftigt, Darstellungen geradliniger geometrischer Flächen, die in ihrer Zusammenfügung auf den ersten Blick zu Schrägansichten dreidimensionaler verschachtelter Körper zu mutieren scheinen. Der zweite Blick des Betrachters ist schon irritiert, auf den dritten Blick wird klar, dass diese Körper Vexierbilder sind, die "so" in Wirklichkeit nicht existieren können. Die ersten graphischen Entwürfe solcher Konstallationen waren als Gravuren in Resopal geritzt. Eine erste großformatige Ausformung wurde [[1959]] am Corning Glass Building in New York realisiert.
  
 
Zehn Jahre später erinnerte man sich in Münster an den emigrierten Bauhauskünstler, als die Gestaltung der Nordfassade des neu zu errichtenden Landesmuseums am Domplatz ging. Albers griff seine Ideen wieder auf, allerdings konnte ihre Übertragung vom zeichnerischen Entwurf auf die Wand über den Eingangstüren zum Museum - daher die Bezeichnung "Supraporten" - nicht umstandslos erfolgen. Die stufige Gestaltung der Wand erlaubte keine rein flächige Ausführung des Entwurfs. Die einzelnen Linien der "strukturalen Konstellationen wurden in Vierkantstahlleisten ausgeführt, die vor der zurücktretenden Wand hängen und dem Objekt eine dritte, körperliche Dimension geben.
 
Zehn Jahre später erinnerte man sich in Münster an den emigrierten Bauhauskünstler, als die Gestaltung der Nordfassade des neu zu errichtenden Landesmuseums am Domplatz ging. Albers griff seine Ideen wieder auf, allerdings konnte ihre Übertragung vom zeichnerischen Entwurf auf die Wand über den Eingangstüren zum Museum - daher die Bezeichnung "Supraporten" - nicht umstandslos erfolgen. Die stufige Gestaltung der Wand erlaubte keine rein flächige Ausführung des Entwurfs. Die einzelnen Linien der "strukturalen Konstellationen wurden in Vierkantstahlleisten ausgeführt, die vor der zurücktretenden Wand hängen und dem Objekt eine dritte, körperliche Dimension geben.
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Albers spielt dabei mit den Sehgewohnheiten des Betrachters. Beide Figuren, jede etwa 8 Meter breit und 6 Meter hoch, bildet scheinbar aus vertikalen und diagonalen Linien angedeutet offene Kuben, die sich ineinander verschachteln. Auf den zweiten - irritierten - Blick stellen sich die Figuren jedoch als Vexierbilder heraus. Die "Kästen" können so in der Realität nicht existieren. Ein dritter Blick mag beide Figuren vergleichen und feststellen, dass es sich um zwei wohl verschiedene Konstellationen oder Zusammenfügungen handelt.
 
Albers spielt dabei mit den Sehgewohnheiten des Betrachters. Beide Figuren, jede etwa 8 Meter breit und 6 Meter hoch, bildet scheinbar aus vertikalen und diagonalen Linien angedeutet offene Kuben, die sich ineinander verschachteln. Auf den zweiten - irritierten - Blick stellen sich die Figuren jedoch als Vexierbilder heraus. Die "Kästen" können so in der Realität nicht existieren. Ein dritter Blick mag beide Figuren vergleichen und feststellen, dass es sich um zwei wohl verschiedene Konstellationen oder Zusammenfügungen handelt.
  
Der Effekt der Irritation ist gewollt. Albers Ziel war es, "''Augen zu öffnen''" ("''I want to open eyes''). Der Betrachter selbst ist notwendig, um diesen Effekt zu erzielen.
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Der Effekt der Irritation ist gewollt. Albers' Ziel war es, "''Augen zu öffnen''" ("''I want to open eyes''). Der Betrachter selbst ist notwendig, um diesen Effekt zu erzielen.
  
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Am [[18. Februar]] [[2009]] wurden die "Zwei Supraporten" abmontiert und für die Zeit der Umbauarbeiten am Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte eingelagert. Sie sollen 2012 am Museumsneubau wieder angebracht werden.
  
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==Weblink==
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*[http://www.lwl.org/landesmuseum-download/pdf/kdm/kdm_02_2009.pdf Die Supraporten als Kunstwerk des Monats Februar 2009 des Westfälischen Landesmuseums für Kunst und Kulturgeschichte]
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*[http://www.lwl.org/pressemitteilungen/mitteilung.php?urlID=19311 "Skulptur vorübergehend abgenommen" - Presse-Info des Landschaftsverband Westfalen-Lippe vom 18. Februar 2009] (abgerufen am 2. März 2012)
  
 
[[Kategorie:Skulptur]]
 
[[Kategorie:Skulptur]]

Version vom 10. März 2013, 21:12 Uhr

Zwei Supraporten im Mai 2006 (Foto: Rüdiger Wölk, Münster)

Strukturale Konstellationen - Zwei Supraporten ist der Titel eines Wandreliefs aus Edelstahl des deutsch-amerikanischen Künstlers Josef Albers (* 1888 - † 1976), das die Nordfassade des Westfälischen Landesmuseums für Kunst und Kulturgeschichte am Domplatz in Münster ziert.

Bereits zwischen 1954 und 1958 hatte sich Josef Albers mit "strukturalen Konstellationen" beschäftigt, Darstellungen geradliniger geometrischer Flächen, die in ihrer Zusammenfügung auf den ersten Blick zu Schrägansichten dreidimensionaler verschachtelter Körper zu mutieren scheinen. Der zweite Blick des Betrachters ist schon irritiert, auf den dritten Blick wird klar, dass diese Körper Vexierbilder sind, die "so" in Wirklichkeit nicht existieren können. Die ersten graphischen Entwürfe solcher Konstallationen waren als Gravuren in Resopal geritzt. Eine erste großformatige Ausformung wurde 1959 am Corning Glass Building in New York realisiert.

Zehn Jahre später erinnerte man sich in Münster an den emigrierten Bauhauskünstler, als die Gestaltung der Nordfassade des neu zu errichtenden Landesmuseums am Domplatz ging. Albers griff seine Ideen wieder auf, allerdings konnte ihre Übertragung vom zeichnerischen Entwurf auf die Wand über den Eingangstüren zum Museum - daher die Bezeichnung "Supraporten" - nicht umstandslos erfolgen. Die stufige Gestaltung der Wand erlaubte keine rein flächige Ausführung des Entwurfs. Die einzelnen Linien der "strukturalen Konstellationen wurden in Vierkantstahlleisten ausgeführt, die vor der zurücktretenden Wand hängen und dem Objekt eine dritte, körperliche Dimension geben.

Albers spielt dabei mit den Sehgewohnheiten des Betrachters. Beide Figuren, jede etwa 8 Meter breit und 6 Meter hoch, bildet scheinbar aus vertikalen und diagonalen Linien angedeutet offene Kuben, die sich ineinander verschachteln. Auf den zweiten - irritierten - Blick stellen sich die Figuren jedoch als Vexierbilder heraus. Die "Kästen" können so in der Realität nicht existieren. Ein dritter Blick mag beide Figuren vergleichen und feststellen, dass es sich um zwei wohl verschiedene Konstellationen oder Zusammenfügungen handelt.

Der Effekt der Irritation ist gewollt. Albers' Ziel war es, "Augen zu öffnen" ("I want to open eyes). Der Betrachter selbst ist notwendig, um diesen Effekt zu erzielen.

Am 18. Februar 2009 wurden die "Zwei Supraporten" abmontiert und für die Zeit der Umbauarbeiten am Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte eingelagert. Sie sollen 2012 am Museumsneubau wieder angebracht werden.

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