Braniewo

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Braniewo (deutsch Braunsberg) ist eine Stadt im Powiat Braniewski in der Woiwodschaft Ermland-Masuren in Polen im früheren Ostpreußen. Seit 1954 hat Münster eine "Patenschaft" für Braunsberg / Braniewo übernommen und zählt die Stadt heute zu ihren Partnerstädten, auch wenn keine offizielle Städtepartnerschaft eingegangen worden ist.

Braniewo
Basisdaten
Woiwodschaft Ermland-Masuren (Województwo warmińsko-mazurskie )
Landkreis (Powiat) Braniewo
Fläche 12,36 km²
Koordinaten 54° 23' N, 19° 50' O
Einwohner 17.746 (31. 12. 2008 [Anm.1])
Fläche 271,94 km²
Postleitzahl 14-500 bis 14-506
Telefonvorwahl 55
Kfz-Kennzeichen NBR
Gemeindetyp Stadtgemeinde
Bürgermeister Henryk Mroziński
Anschrift der Stadtverwaltung ul. Kościuszki 111, 14-500 Braniewo
Internetauftritt der Stadt www.braniewo.pl

Geographische Lage

Etwa sieben Kilometer vor der Mündung des Flusses Passarge (Pasłęka) in das Frische Haff liegt Braniewo im Nordwesten der Woiwodschaft Ermland-Masuren. Die polnisch-russische Grenze verläuft sechs Kilometer nördlich, und das 60 Kilometer nordöstlich gelegene Kaliningrad ist über die Landesstraßen 54 und 504 (beide führen über die Trasse der ehemaligen Reichsstraße 1) oder mit der Eisenbahn zu erreichen. 51 Kilometer südwestlich liegt Elbląg (Elbing).

Geschichte

Der Ortsname ist eine Verformung von prußisch Brusebergue (Preußenlager) und steht in keinem Zusammenhang mit dem Missionar Bruno von Querfurt. Der Ort nahe dem Ausfluss der Passarge (Pasłęka) ins Frische Haff vermittelte schon in Vorordenszeiten den Ein- und Ausfuhrhandel über See. Bei Groß Tromp wurde in einem Grab ein reicher Fund römischer Goldmünzen gemacht. Ein großer Stein in der Passarge bei Grunenberg wurde bis in jüngste Zeit als Opferstein bezeichnet. Bei der Schreit führte eine Furt durch die Passarge, die von Einheimischen als „Cucke“ oder „Cuckumbrasch“ benannt wurde („unterirdische“ Durchfahrt). In der Umgebung sind etliche prußische Wallanlagen, Schanzen und Burgen belegt.

Braniewo entstand um eine Burg des ermländischen Domkapitels und später des Bischofs von Ermland am Ufer der Passarge, gegründet von Johannes Fleming, dem Sohn eines Lübecker Ratsherrn. In der Friedensurkunde vom 7. Februar 1249 wird den sich unterwerfenden Prußen die Verpflichtung auferlegt, in ihrem Gebiet besondere Kirchen zu bauen, darunter eine in Brusebergue. Bischof Anselm gab der Stadt Braunsberg (früher Brusberg, auch Brunsberg) 1254 Stadtrechte nach Lübischem Recht [Anm. 2]. 1250 richtete Bischof Anselm aus Meißen dort das ermländische Domkapitel ein. Während des großen Aufstandes in den 1270er-Jahren zerstörten die einheimischen Prußen die Stadt. Bischof Heinrich I. (1278–1300) musste das Kapitel nach Frauenburg (Frombork) verlegen, wo es bis zum 20. Jahrhundert blieb. Als wichtigste ermländische Handels- und Hafenstadt wurde Braunsberg Mitglied der Hanse.

Während das umliegende Herzogtum Preußen 1525 protestantisch wurde, führte nach 1551 der ermländische Bischof Stanislaus Hosius die Stadt, die als Teil des Ermlandes unter dem Lehen der polnischen Könige stand (Preußen Königlichen Anteils), zum katholischen Glauben zurück; dazu gründete er das Lyceum Hosianum. 1552 wurde Regina Protmann, die Gründerin des Ordens der Katharinenschwestern, in Braunsberg geboren. 1578 wurde hier ein katholisches Seminar für die Missionierung der nordischen Länder gegründet. Während des Ersten Nordischen Krieges (1558 - 1583) war die Stadt für mehrere Jahre von Schweden besetzt.

Bis 1945 gehörte die Stadt zu Preußen bzw. seit 1871 zum Deutschen Reich und war Sitz des Landkreises Braunsberg. 1853 wurde die Eisenbahn nach Königsberg eröffnet (als Teilstrecke der Preußischen Ostbahn). Durch die Verkehrslage begünstigt, blieb Braunsberg eine der größeren und wirtschaftlich bedeutendsten Städte im südlichen Ostpreußen und war nach Allenstein (Olsztyn) die zweitgrößte Stadt des Ermlands.

Im Zweiten Weltkrieg war die Stadt wochenlang schwer umkämpft. Dabei wurde sie zu 80 Prozent zerstört. Die bis dahin gut erhaltene historische Altstadt mit dem altstädtischen Rathaus, den so genannten Hanse-Speichern und den Laubenhäusern am Markt ging in Flammen auf. Der Turm der Katharinenkirche wurde als wichtige Landmarke von deutschen Pionieren gesprengt. Nur die evangelische Kirche aus der Schule Karl Friedrich Schinkels blieb erhalten. Am 20. März 1945 wurde die Stadt von der sowjetischen Armee erobert und später an Polen übergeben. Die verbliebene deutsche Bevölkerung wurde vertrieben. Bedingt durch die Randlage an der neuen Grenze zum Oblast Kaliningrad hat die Stadt sich bis heute nicht erholen können. Eine deutliche wirtschaftliche Belebung erfolgte erst Dank der Öffnung der Grenze am Ende des 20. Jahrhunderts. Der erst in den 1980er-Jahren erfolgte Wiederaufbau der Katharinenkirche mit ihrem gewaltigen Turm ist ein besonders eindrucksvolles Beispiel polnischer Restaurationskunst.

Bauwerke

  • Katharinenkirche, gotisch, mit einem für das Ermland typischen, massigen Turm, eine der größten Kirchen des Ermlands, 1945 stark zerstört, vollständig wiederhergestellt.
  • Dreifaltigkeitskirche, spätgotisch, heute orthodox.
  • Evangelische Kirche aus der Schule von Karl Friedrich Schinkel, heute katholisch.
  • Fachwerkspeicher am Ufer der Passarge, einzelne blieben nach 1945 erhalten
  • Sog. Steinhaus, Teil des früheren Priesterseminars, galt seinerzeit als bedeutendstes Bürgerhaus in ganz Ostpreußen
  • Burgtor, einziger Überrest der Bischofsburg
  • Mittelalterliche Stadtmauer und Türme

Einwohnerentwicklung

  • 1875: 10.796
  • 1880: 11.542
  • 1900: 12.497
  • 1910: 13.601
  • 1925: 13.893
  • 1933: 15.325
  • 1939: 21.142
  • 2001: 18.800

Wirtschaft und Infrastruktur

Fernverkehr

Von Berlin aus ist Braniewo mit einer täglichen Direktverbindung per Schlafwagen zu erreichen (weiter nach Kaliningrad).

Bedeutende Persönlichkeiten

  • Josef Annegarn Theologe, Pädagoge und Professor am Lyceum Hosium für Kirchengeschichte und Kirchenrecht, * 13. Oktober 1794 in Ostbevern; † 7. Juli 1843 in Braunsberg
  • Karl Kunkel * 09.11.1913 kath. Priester
  • Hartmut Bagger, * 17. Juli 1938 in Braunsberg, ehemaliger deutscher General und Generalinspekteur der Bundeswehr
  • Rainer Barzel, * 20. Juni 1924 in Braunsberg; † 26. August 2006 in München, deutscher Politiker (CDU)
  • Hermann Hefele, 1885-1936, Professor für Geschichte an der Staatlichen Akademie in Braunsberg
  • Stanislaus Hosius, 1504–1579, Fürstbischof von Ermland, gründete das noch heute existierende Lyceum Hosianum in Braunsberg
  • Regina Protmann, * 1552 in Braunsberg; † 1613 ebenda, Gründerin der Katharinerinnen
  • Karl Weierstraß, 1815–1897, deutscher Mathematiker, war in Braunsberg als Lehrer tätig
  • August Willich, 1810-1878, deutscher Revolutionär und General der Unionsarmee im amerikanischen Sezessionskrieg

Gmina Braniewo

Allgemeines

Die Gmina Braniewo ist eine Landgemeinde (Gmina) im Powiat Braniewski in der Woiwodschaft Ermland-Masuren. Sie umfasst eine Fläche von 306,93 km² und zählt 6.428 Einwohner (30. Dezember 2004). Sitz der Gemeindeverwaltung ist Braniewo (ohne dass jedoch das Stadtgebiet zur Landgemeinde dazugehört).

Nachbarorte der Gmina Braniewo sind:

  • Stadt Braniewo
  • Gmina Frombork (Frauenburg)
  • Gmina Lelkowo (Lichntenfelde)
  • Gmina Pieniężno (Mehlsack)
  • Gmina Płoskinia (Plaßwich)
  • Stadt Mamonowo (Heiligenbeil)/Russland

Gemeindegliederung

Die Gmina Braniewo ist in 22 Ortsteile untergliedert (in Kursiv-Schrift: Ortsnamen vor 1945):

  • Bobrowiec (Klein Amtsmühle)
  • Garbina (Willenberg)
  • Gronowo (Grunau)
  • Grzechotki (Rehfeld)
  • Jarocin (Herzogswalde)
  • Klejnowo (Klenau)
  • Krasnolipie (Schönlinde)
  • Krzewo (Hohenwalde)
  • Mikołajewo (Blumberg)
  • Nowa Pasłęka (Neu Passarge)
  • Pęciszewo (Waltersdorf)
  • Podgórze (Huntenberg)
  • Rodowo (Radau)
  • Rogity (Regitten)
  • Rusy (Rossen)
  • Stępień (Stangendorf)
  • Szyleny (Schillgehnen)
  • Świętochowo (Sonnenstuhl)
  • Wola Lipowska (Breitlinde)
  • Zakrzewiec (Vogelsang)
  • Zawierz (Zagern)
  • Żelaczna Góra (Eisenberg)

Sie vereinen Ortschaften bzw. Siedlungen wie: Bemowizna (Böhmenhöfen), Brzeszczyny (Schwillgarben), Cielętnik (Kälberhaus), Chruściel (Tiedmannshof), Działy (Albertshof), Elżbiecin (Lisettenhof), Glinka (Hermannshof), Goleszewo (Wilhelmshof), Grodzie, Gronówko (Grunenfeld), Grzędowo (Rödersdorf), Józefowo (Josephsau), Kalina (Kayling), Kalinówek (Einigkeit), Kiersy (Kirschdorf), Klejnówko (Gut Klenau), Lipowina (Lindenau), Maciejewo (Maternhöfen), Marcinkowo (Anticken), Młoteczno (Hammersdorf), Podleśne (Vorderwalde), Prątnik (Marienfelde), Prętki (Marienhöhe), Rudłow (Rodelshöfen), Rydzówka, Różaniec (Rosenort), Stara Pałęka (Alt Passarge), Strubiny (Strauben), Ujście (Pfahlbude), Ułowo (Auhof), Wielewo (Fehlau), Wikielec (Winkelsdorf), Wilki (Birkenau), Zgoda (Gerlachsdorf).

Münster und Braniewo

Als es in den 1950er Jahre üblich war, dass westdeutsche Städte und Landkreise "Patenschaften" für die Vertriebenenorganisationen eines Kreises oder einer Stadt in den ehemaligen deutschen Ostgebieten übernahmen, tat die Stadt Münster dies im Jahr 1954 für die "Kreisgemeinschaft Braunsberg (Ostpreußen)". Sie konnte sich bei der Wahl für Braunsberg auf die Tatsache beziehen, dass der Regierungsbezirk Münster im I. Weltkrieg, nämlich 1916, bereits eine "Kriegspatenschaft" für den Kreis Braunsberg übernommen hatte und 150.000 RM, von denen die Stadt Münster 23.000 RM übernahm, zur Beseitigung von Kriegsschäden gespendet hatte [Anm. 3]. Dass das Westpreußische Landesmuseum seinen Sitz in Wolbeck hatte und hat, war für diese Patenschaft von Nutzen, da Braniewo nahe der ehemeligen preußischen Provinz Westpreußen liegt.

Erst im Anschluss an die "Enstpannungspolitik" der 1970er Jahre und nach den politischen Umbrüchen in Polen zu Beginn der 1990er Jahre wurde diese "Patenschaft" auch als partnerschaftliche Beziehung zur heutigen Stadt Braniewo mit ihren polnischen Einwohnern verstanden, ohne dass bis jetzt eine formelle Städtepartnerschaft besiegelt worden ist.

In Münster sind die Braunsbergstraße und das Braunsberg-Braniewo-Zimmer, ein kleiner Sitzungsraum im Stadtweinhaus, nach Braniewo benannt.

Verweise

Literatur

  • Franz Buchholz: Braunsberg im Wandel der Jahrhunderte, 1934

Weblinks

Fußnoten und Einzelnachweise

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