Ludwig Wüllner

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Ludwig Wüllner (* 19. August 1858 in Münster; † 19. März 1938 in Kiel) war ein deutscher Sänger, Schauspieler und Rezitator.

Leben

Ludwig Wüllner, Sohn des Komponisten und Dirigenten Franz Wüllner (1832–1902) und Enkel des Philologen Franz Wüllner (1798–1842), war einer der vielseitigsten und bedeutendsten Bühnenkünstler seiner Zeit. Er lernte früh Klavier und Geige zu spielen und sang im Chor des Maximilian-Gymnasiums in München. Von 1876 bis 1880 studierte er Philologie in München und Berlin und promovierte 1881 in Straßburg zum Dr. phil. mit dem Thema „Das Hrabanische Glossar und die ältesten Bayrischen Sprachdenkmäler. Eine grammatische Abhandlung“. Nach weiteren Studien in Berlin war er von 1884 bis 1887 Privatdozent für germanische Philologie an der Königlichen Theologischen und Philosophischen Akademie in Münster (heute WWU) und trat als Geiger, Sänger und Rezitator auf.

Ab 1887 studierte er am Kölner Konservatorium Gesang (bei Benno Stolzenberg), Komposition (bei Gustav Jensen) und Klavier (bei Otto Klauwell). In einem seiner ersten Auftritte als Konzertsänger sang er 1888 die Tenorpartie in der 9. Sinfonie von Beethoven mit dem Kölner Gürzenich-Orchester unter Leitung seines Vaters. 1889 wurde er als Schauspieler an das Meininger Hoftheater engagiert, wo er bis 1895 als Helden- und Charakterdarsteller wirkte. 1889 verlieh ihm Herzog Georg II.. den Titel „Herzoglich Meiningischer Hofschauspieler.“ Ab 1889 gastierte er an den bedeutendsten deutschsprachigen Bühnen der Welt: u.a. am Deutschen Theater in Berlin, dem Wiener Burgtheater, dem Prinzregententheater in München, dem Schauspielhaus in Leipzig und dem Deutschen Theater in New York. Sein Operndebut machte Wüllner 1896 am Weimarer Hoftheater in der Titelpartie von Richard Wagners Tannhäuser und der Sängerkrieg auf Wartburg. Im Jahr 1900 verbesserte er mit dem bekannten Gesangspädagogen Georg Armin in Leipzig seine Gesangstechnik.

Wüllner war besonders als Liedersänger bekannt. Die Pianisten und Dirigenten, die ihn begleiteten, gehören zu den beutendsten Musikern ihrer Zeit: Johannes Brahms, Richard Strauss, Fritz Steinbach, Arthur Nikisch, Hermann Zilcher, Artur Schnabel, Max von Schillings, Felix Weingartner, Gustav Mahler und viele andere. Wüllner wurde oft als „Kammersänger des deutschen Volkes“ bezeichnet. Erfolgreiche Konzertreisen brachten ihn nach England, in die Niederlande, nach Frankreich, Skandinavien, Russland, und in die Vereinigten Staaten. 1910 sang er in New York die amerikanischen Erstaufführung von Gustav Mahlers Kindertotenlieder, die von Mahler selbst geleitet wurde.

Wüllner war auch ein bedeutender Sprecher und Rezitator von Gedichten, Balladen und Schauspiel-Monologen. Er nahm sich besonders der Form des Melodrams an. Eindrucksvoll war seine Interpretation des 1902 entstanden Melodrams Das Hexenlied (Musik von Max von Schillings, Text von Ernst von Wildenbruch). Eine Tonaufnahme dieses Werkes entstand 1933 mit dem 74-jährigen Wüllner und den Berliner Philharmonikern unter der Leitung des Komponisten nur wenige Tage vor Schillings Tod. Es existieren etliche Tonaufnahmen von Wüllners Sprechstimme, die einen guten Eindruck seines exzentrischen und faszinierenden Sprechstils geben. Wüllner ist beigesetzt auf dem Parkfriedhof Lichterfelde in Berlin-Steglitz (Ehren- und Familiengrab, im Walde 227).

Rollen (Auswahl)

Schauspiel

  • Wallenstein (Friedrich von Schiller)
  • Wrangel in Wallenstein (Friedrich von Schiller)
  • Shylock in Der Kaufmann von Venedig (William Shakespeare)
  • Hamlet (William Shakespeare)
  • Brutus in Julius Caesar (William Shakespeare)
  • Teuthold in Die Hermannsschlacht (Heinrich von Kleist)
  • Talbot in Die Jungfrau von Orléans (Friedrich von Schiller)
  • Lélio (Hector Berlioz)
  • Manfred (Lord Byron and Robert Schumann)
  • Othello (William Shakespeare)
  • Nathan in Nathan der Weise (Gotthold Ephraim Lessing)
  • Lear in König Lear (William Shakespeare)
  • König Oedipus in Oedipus auf Kolonos (Sophokles)
  • Faust (Johann Wolfgang von Goethe)
  • Tartuffe (Molière)
  • König Philipp II in Don Carlos (Friedrich von Schiller)
  • Tetrarch in Salome (Oscar Wilde)
  • Prospero in Sturm (William Shakespeare)
  • Marcus Antonius in Julius Caesar (William Shakespeare)
  • Mephisto in Faust (Johann Wolfgang von Goethe)
  • Egmont (Johann Wolfgang von Goethe)

Oper

  • Tannhäuser in Tannhäuser und der Sängerkrieg auf der Wartburg (Richard Wagner)
  • Siegmund in Die Walküre (Richard Wagner)

Quellen

  • Dietrich Kämper, „Die Musik in Geschichte und Gegenwart“, Band 14, Kassel, 1968.
  • Edward F. Kravitt, „The Joining of Words and Music in Late Romantic Melodrama“, The Musical Quarterly, Vol. 62, 571-590, 1976.
  • Uta Lehnert, „Den Toten eine Stimme: Der Parkfriedhof Lichterfelde“, Edition Hentrich, Berlin, 1996.
  • Franz Ludwig, „Ludwig Wüllner: Sein Leben und seine Kunst. Mit vierzehn Beiträgen zeitgenössischer Persönlichkeiten“, Erich Weibezahl Verlag, Leipzig, 1931.

Tonaufnahmen

  • Max von Schillings „Das Hexenlied“ & Rezitationen: Ludwig Wüllner „Deutschlands größter Barde". Ludwig Wüllner (Sprecher), Max von Schillings (Komponist, Dirigent), Berliner Philharmoniker. Compact Disc, Bayer Records 200 049. 1999.
  • Schillings: Das Hexenlied und andere Kompositionen. Max von Schillings (Komponist, Dirigent), Berliner Philharmoniker, Staatskapelle Berlin, Ludwig Wüllner (Sprecher), Barbara Kemp (Sopran), Josef Mann (Tenor). Compact Disc, Preiser 90294. 2001.


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